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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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er braucht mich und will sich dafür einsetzen, dass ich beruflich weiterkomme.«
    »Das freut mich für dich.«
    »Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das will.«
    »Du musst das ja nicht heute entscheiden«, sagte ich hilflos.
    »Das ist richtig«, sie wirkte erleichtert.
    »Lass uns heimfahren.«
    »Sollen wir noch bei Emma und Rodenstock in Heyroth vorbeischauen?«
    »Das machen wir.« Ich fühlte mich überfahren von der Vorstellung, dass Vera bald wieder in der Hauptsache abwesend sein könnte. Wusste nichts mehr zu sagen und hatte den Eindruck, eine Barriere baute sich zwischen uns auf. Hätte Vera in diesen Augenblicken mit mir schlafen wollen, hätte ich todsicher scheinbar fröhlich und unbeschwert trompetet: »Sicher, warum nicht« – so wie man einer Verkäuferin an der Fleischtheke zustimmt, wenn sie fragt, ob es hundert Gramm mehr sein dürfen.
    Vera musterte mich lange und stellte dann gnadenlos fest: »Das sind so Augenblicke, in denen wir nichts miteinander anfangen können, nicht wahr?«
    »Das scheint so«, nickte ich. »Lass uns zu Emma fahren, damit ich Neues über das rot karierte Bauernleinen erfahren kann.«
    Die Dame des Hauses, der ich Bezahlung signalisiert hatte, erlöste uns.
    Wir fuhren schweigend zu dem Häuschen am Waldrand und erlebten gerade noch, wie sich der Architekt in einen unverschämt schönen, feuerwehrroten Mercedes schwang, die alte Pagodenform, die niemals aus der Mode kommt.
    Von dem alten Bauernhaus standen nur noch die Umfassungsmauern, aus Feldsteinen gefügt. Innen war es leer geräumt wie ein Körper, dem man nur die Haut gelassen hat. Emma stand mit einem Zeichenblock auf der rechten Giebelseite, an der Längsseite zum Wald rutschte Rodenstock auf den Knien herum und maß etwas aus. Beide waren vollkommen versunken in ihre jeweilige Arbeit.
    »HÜ«, rief Vera gut gelaunt. »Warum baut ihr eigentlich nicht einen hölzernen Wintergarten auf die rechte Giebelseite? Ihr hättet viel mehr Raum und es würde luftiger wirken.«
    Emma sah auf. »Hallo, ihr zwei. Baumeister! Dich zu sehen tut gut. Ich habe schon gehört, dass du sogar im Krankenhaus nach bösen Menschen suchst. An einen Wintergarten, meine Liebe, habe ich auch schon gedacht. Aber diese Seite weist nach Nordwesten, zu wenig Licht. Und dann hat mein Geliebter gesagt, dass es die Architektur zerschlägt. So schrecklich das ist, er hat Recht. Wir wollen ja nicht die postmoderne Türmchen- und Erkerarchitektur bereichern.«
    Rodenstock umarmte mich. »Gut, dass du wieder da bist. Mir ist heute zum ersten Mal bewusst geworden, dass das Haus keinen Keller hat. Es ist auf blankem Fels gebaut worden. Und ich frage mich, ob wir jetzt einen Keller ausschachten oder die Versorgungseinheiten in einem kleinen Anbau unterbringen sollen.«
    »Wenn du zusätzliche Dämmschichten und eine Fußbodenheizung einbaust, brauchst du keinen Keller«, sagte ich. »Wenn du mit einem zentralen Kachelofen heizen willst, solltest du die Hälfte des Hauses unterkellern. Das wird reichen.«
    »Wir frieren leicht, wir sind sehr alte Leute«, meinte Emma.
    »Dann müsst ihr unterkellern«, entschied ich.
    »Wir wollten gleich noch in unsere alte Wohnung an der Mosel, Klamotten holen. Zu dem Möbelfritzen kommen wir heute nicht mehr. Ihr habt also euer Reich für euch ganz allein.«
    »Das ist schön«, sagte Vera.
    Emma hob den Kopf und lächelte.
    »Wie wollen wir weiter verfahren?«, wurde Rodenstock geschäftsmäßig.
    »Ich würde gern noch mal mit Maria Breidenbach sprechen. Möglicherweise hat sie eine Million in bar gefunden.«
    »Wie schätzt du nach den jüngsten Erkenntnissen die Situation am Tatort ein?« Rodenstock betrachtete den Fußboden oder das, was vom Fußboden übrig geblieben war.
    »Vermutlich gab es gegen elf Uhr in der Nacht einen Break an diesem Tatort. Abi ging, Holger Schwed war schon weg. Ob Maria Breidenbach sich schon in der Nähe aufhielt, wissen wir nicht. Wir wissen, dass etwas passierte, und anschließend war Messerich tot. Und seine Leiche wurde zur Suhle geschaffen. Aber: Wie gelang es dem Täter oder den Tätern, den toten Messerich in die Wildschweinsuhle zu verfrachten? Dort gibt es keine ausgebauten Feldwege, man muss quer durch einen Hochwaldstreifen und eine Schonung. Nach meiner Schätzung beträgt die Strecke mehr als einen halben Kilometer. Nachts bei strömendem Regen ist das verdammt weit. Und Messerich war schwer, weil tot. Es sei denn, er ist erst in der Suhle getötet worden und nicht im

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