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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Steinbruch.«
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht!«, sagte Emma hell.
    »Das bedeutet«, dozierte ich weiter, »dass Messerich in Begleitung eines zweiten Menschen zur Wildschweinsuhle marschiert ist. Warum sollte er das aber getan haben?«
    »Weil der andere Messerich gegenüber vielleicht angedeutet hat, dass irgendwo dort die Million versteckt ist.« Emma geriet in Fahrt. »Messerich wusste von dem Geld. Also?«
    »Gut, akzeptieren wir das so«, murmelte Rodenstock. »Breidenbach schafft es, Messerich in Richtung Wildschweinsuhle zu lotsen. Dort tötet er Messerich und kehrt dann zurück in den Steinbruch. Und dann gibt es eine neue Situation, denn eine andere Person muss kommen, die Breidenbach erschlägt.«
    »Seine Frau«, sagte Emma ohne Fragezeichen.
    »Wieso?«, fragte Vera kühl, als redeten wir über Rechenaufgaben.
    »Das habe ich schon einmal angedeutet. Die Frau verliert alles. Die Kinder werden bald beide endgültig das Haus verlassen. Die Frau sieht sich also vielen Jahren relativer Einsamkeit gegenüber. Sie weiß, dass der Ehemann sich heimlich pensionieren lässt. Und sie weiß, er wird seine Pension nicht mit ihr verleben, sondern anderswo, mit anderen Menschen. Sie ist total ausgegrenzt, hat zwar einen Arbeitsplatz bei der Bank, der aber auch keine Herausforderung mehr bietet. Was hat sie also noch vom Leben? Sie hat einen langen, einsamen Weg ins Altenheim vor sich, nichts sonst.
    Möglicherweise weiß sie, dass ihr Mann bestechlich ist. Möglicherweise hat sie das Geld tatsächlich gefunden. Aber: Was soll sie damit anfangen, wo alle ihre Träume zerbrochen sind? Und nun möchte ich eine Warnung aussprechen. Wir laufen nämlich Gefahr, Fehler zu machen.«
    »Da bin ich aber gespannt«, murmelte Vera.
    »Darfst du sein«, nickte Emma. »Abi Schwanitz will einen Schlussstrich unter die schreckliche Affäre ziehen. Weil die Ära Still für ihn vorbei ist. Nun muss man doch fragen: Hat der Mann einen Grund zu lügen. Hat er nicht!, scheint es auf den ersten Blick. Bei genauerem Hingucken sehe ich allerdings eine Menge Leute, die ihre Handlungen rechtfertigen müssen, weil sie Gerichtsverfahren zu erwarten haben. Abi Schwanitz behauptet, ein Kollege habe Holger Schwed totgefahren. Ein Kollege, nicht aber Abi Schwanitz selbst! Das klingt wie ein Eingeständnis, aber entspricht es der Wahrheit? Oder hat Schwanitz das nur ausgesagt, um sich selbst möglichst sauber darzustellen?« Sie sah ihren Rodenstock an. »Habe ich Recht?«
    »Du hast Recht«, nickte er. »Mach nur weiter.«
    Sie fuhr fort: »Ein weiterer Punkt verunsichert mich, und damit komme ich zur Begründung meines Verdachtes: Nach Aussage der fast hundert Jahre alten Klara hat Maria Breidenbach in der Nacht, in der Breidenbach getötet wurde, unweit des Klara-Hauses geparkt, dort eine Stunde lang gestanden, dann gewendet und ist wieder verschwunden. Wohlgemerkt und zum tausendsten Mal erwähnt: Es regnete in Strömen. Es war also sehr dunkel. Jetzt stellt euch die alte Frau vor, die vielleicht das Licht in ihrem Haus nicht anknipste, um ungestörter beobachten zu können. Stellt sie euch vor. Sie hat garantiert nicht auf die Uhr geschaut, um festzuhalten, wie lange Maria Breidenbach in ihrem Auto sitzt. Wie oft, liebe Leute, ist es schon passiert, dass ein Mensch eine Szene beobachtet, von der er glaubt, sie zu kennen. Und die doch vollkommen anders ist, als er glaubt. Vielleicht hat da wirklich eine Weile ein Golf-Cabrio gestandern, aber vielleicht war das gar nicht das Cabrio der Breidenbachs.« Sie schnippte mit den Fingern. »Wobei ich auch glaube, dass es das Breidenbach'sche Auto war. Aber ich behaupte: Die alte Klara beobachtete Maria Breidenbach in ihrem Auto und wusste nicht, dass Maria Breidenbach dieses Auto längst verlassen hatte. Maria Breidenbach kam an, stieg aus und ging zu Fuß hoch zum Steinbruch. Sie war nur sekundenlang zu sehen, denn nach weniger als fünfzig Metern konnte sie Buschwerk erreichen. Die alte Klara beobachtete also ein leeres Auto. Und selbstverständlich wurde das im Laufe der Zeit langweilig. Vielleicht war Klara gerade pinkeln und verpasste so, dass Maria Breidenbach zurückkam, in ihr Auto stieg und abfuhr.«
    »Ich fühle mich leicht verprügelt«, seufzte ich.
    »Oh«, sagte die reizende Emma, »es kommt noch schlimmer. Du hast Rodenstock berichtet, dass Abi Schwanitz – nach eigener Angabe – den Steinbruch um elf Uhr verlassen hat. Wer sagt dir eigentlich, dass das stimmt? Vielleicht hat

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