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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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er, er würde die Eifel gern verlassen, für immer. Aber wir müssten ihm dabei helfen. Finanziell helfen. Wir fragten: Was kostet das? Und er antwortete: Achthunderttausend, keine Verhandlung. Still schlug vor: jeder vierhunderttausend, weil das billiger ist als eine Armee von Rechtsanwälten. Germaine meinte auch, das wäre ein Schnäppchen.«
    »Wer ist denn Germaine?«, fragte der Polizist.
    »Ach, Germaine«, seufzte Lamm. »Ich könnte ein Buch darüber schreiben.«
    »Du sollst kein Buch schreiben, du sollst erklären, wer Germaine ist. Sonst kapieren wir die Geschichte nicht.«
    »Germaine? Wer ist Germaine?« Er schloss die Augen. »Ein Traum.«
    Für einen Kaufmann aus der Eifel war das eine seltene Beschreibung.
    »Eine schöne Frau?«, fragte der Polizist eifrig.
    »An dich herangespielt?«, ergänzte ich. Dann grinste ich den Polizisten an, er war wirklich gut.
    Lamm hielt die Augen geschlossen. »Kann man so sagen«, nickte er mühsam. »Sie ist eine von Stills Frauen oder jedenfalls lebt sie ... also, sie ist ... er brachte sie zum Golfen mit. Klein, zierlich, ungefähr dreißig. Angeblich Französin, aber das ist egal. Still sagte, sie wäre eine Katze, ich könnte sie haben.«
    Für ein paar Minuten war es ruhig. An der Wand hing ein Kunstdruck, irgendeine Uhr tickte.
    »Du bist ja ein noch größeres Arschloch, als ich geglaubt habe! Sie stellte also dein Leben auf den Kopf«, sagte ich.
    »Das kannst du ruhig zugeben«, bemerkte der Polizist gutmütig. Er setzte hinzu: »Wir sind ja unter uns.« Damit log er nicht einmal, denn er würde schweigen.
    »Sie war ... Du musst dir das so vorstellen, dass du plötzlich wieder anfängst zu leben. Plötzlich machte alles wieder Spaß, plötzlich machte sogar der Betrieb wieder Spaß. Sie war wie ein Kind und sie sagte, sie gehöre mir. Sie machte freiwillig, wovon ich immer geträumt habe. Still schlug vor, ich solle ihr eine Wohnung mieten. Das tat ich. In Cochem, an der Mosel, ich trinke gern Wein.« Lamm schüttelte den Kopf über sich selbst, das Aufwachen war so schwer. »Eines Tages habe ich Schwanitz bei ihr getroffen. Der wurde pampig. Er sagte, sie sei sowieso eine Nutte und wieso ich mich so anstellen würde. Da war ich zum ersten Mal am Ende. Das ... das ist erst ein paar Wochen her.«
    »Franz«, mahnte ich, »du musst schon entschuldigen, aber wir müssen wieder auf das Geld zurückkommen. Achthunderttausend hat Breidenbach gesagt. Wie hat er die bekommen und von wem? Ich kann nachfühlen, dass Germaine wehtut, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Wie ist das mit dem Geld gelaufen?«
    »Ja ...«, murmelte er nachdenklich. »Also, Breidenbach hat die achthunderttausend gekriegt. Bar, zwei kleine Taschen voll. Ich bin ein anderer Typ als Still, ich bin eher konservativ. Ich habe vierhunderttausend nicht einfach so irgendwo rumliegen. Still hat das. Ich sagte, ich brauche eine Weile, ehe ich vierhunderttausend zusammenhabe. Er sagte: Lass den Quatsch, ich zahle die achthundert Riesen und du gibst mir das Geld, wenn du es hast.« Lamm seufzte tief und sprach mit trockener, rauer Stimme weiter. Nun hatte er die Weinerlichkeit überwunden. »Ich war wie vernagelt. Ich habe überhaupt nicht verstanden, was da abging. Breidenbach bekam also die achthundert Riesen. Aber Still sagte schon damals: Breidenbach wird mir das Geld sowieso zurückgeben müssen. Wir haben gelacht, aber ich habe nicht begriffen, wie das laufen sollte. Dann flog Breidenbach in den Urlaub, nach Kreta, und Abi Schwanitz hinterher. Er kam ohne Geld zurück und meinte, Breidenbach müsse das Geld hier irgendwo in der Eifel versteckt haben. Jedenfalls war es weg.«
    Der Polizist fragte: »Was war mit dieser Germaine?«
    »Wir haben uns wieder vertragen. Sie sagte, sie ... sie liebt mich und will bei mir bleiben. Das Leben erschien mir wie eine rosa Wolke. Dann musste ich die Glaubrechts bezahlen, ich wollte nicht riskieren, dass es tatsächlich zur Anklage kam. Aber Glaubrechts wollten zweihunderttausend, keine Mark drunter. Ich verkaufte ein Haus. Und weil es ... na ja, es musste schnell gehen, daher konnte ich es nur unter Wert verkaufen.«
    »Still kaufte dein Haus, nicht wahr?«, dachte ich laut mit.
    Ich begann zu begreifen, was diesem Mann widerfahren war.
    »Ja, natürlich, Still kaufte es. Und dann geschah die Sache im Hunsrück. Da gab es einen Konkurrenten, der keine Erben hatte. Der bot mir seinen Laden an. Guter, solider Betrieb. Aber ich brauchte schon wieder Geld.

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