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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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einen Vertreter brauchst, weil es für dich jetzt gegen Still gehen muss. Weil jemand mit den Anwälten reden muss. Und weil, verdammt noch mal, diese blöde Geschichte mit Germaine vom Tisch muss.« Ich spürte, dass ich wütend wurde.
    »Germaine ist doch weg. Längst wieder in Frankfurt. O Gott, was habe ich mir da angetan? Ich bin hingefahren. Vor ein paar Tagen war ich da.« Er hatte keine Tränen mehr.
    »Und?«, fragte der Polizist unnachgiebig.
    »Das war ein Haus, draußen auf den Taunus zu. Ein Puff. Und Germaine war der Star. Du konntest sie kaufen. Tausend pro Stunde, dreitausend pro Nacht.«
    »Hast du mit ihr gesprochen?«, wollte ich wissen.
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein, konnte ich nicht, wollte ich nicht. Im Empfangsraum lagen Mappen mit Fotos der Frauen drin. Bei Germaine stand etwas von einer echten Französin, die es dir echt und französisch macht. Nur so ein Scheiß.«
    Ich wandte mich an den Polizisten: »Würdest du die Mordkommission benachrichtigen? Wende dich direkt an Kischkewitz. Er muss Leute herschicken. Das hier muss zu Protokoll.«
    »Mache ich.« Er verließ das Zimmer.
    »Glaubst du wirklich, ich komme da raus?«, fragte Lamm.
    »Ja. Nicht ohne Narben, aber du kommst raus. Du musst nur deine Aussage machen. Nichts verschweigen. Es wird dir dann auch besser gehen. Du wirst deinen Betrieb sicher nicht verlieren.«
    »Der Betrieb«, sagte er nachdenklich. »Ich bin stolz darauf. Mein Vater hat damit angefangen, Fenster und Türen zu machen. Aus Holz. Ich habe den Betrieb übernommen. Der darf einfach nicht kaputtgehen.«
    »Erzählst du mir, wie das Vinyl ins Trinkwasser gelangen konnte?«
    Er nickte, schloss die Augen. »Das passierte an einem Wochenende. Im Betrieb war nur ein Lehrling. Der sollte eine Halle aufräumen. Dabei kippte ihm ein Großbehälter um, weil er mit dem Hublader nicht sauber fahren konnte. Das Schlimmste war, der Kerl hat nichts gesagt. Aus Angst, ich würde ihn anscheißen oder rausschmeißen.« Er grinste schräg, sagte nichts mehr.
    »Ich muss jetzt gehen.«
    »Wieso bist du eigentlich hier?«
    »Schwanitz hat mich vertrimmt. Dein Exfreund Still ist eine richtig miese Existenz. Mach es gut, Lamm, und denk dran, dass du noch gebraucht wirst.«
    Ich ging in mein Zimmer zurück und legte mich auf das Bett. Ich starrte gegen die Decke und dachte, dass wir schon eine Menge erfahren hatten, Kreuz- und Querverbindungen kannten. Aber dann wurde mir klar, dass wir dem Mörder immer noch keinen Schritt näher gekommen waren.
    Irgendwann schlief ich ein, wurde aber schnell wieder mit einem jähen Schrecken wach, weil ich geträumt hatte, ich würde in einem Range Rover auf den Steilabfall im Kerpener Steinbruch zurasen, die Bremsen versagten und ich schoss in den Abgrund, haltlos in den Tod.
    Ich zog mir einen Sessel ans Fenster und starrte hinaus in das Tal Richtung Weidenbach und Manderscheid.
    Ein fröhliches »Guten Morgen, der Herr!« weckte mich. Eine junge Frau stellte mein Frühstück neben das Bett: zwei Esslöffel Griesbrei.
    Ich rasierte mich. Das Gesicht tat fast gar nicht mehr weh, dafür erzählte ein jeder meiner Knochen etwas von der Nacht im Sessel. Anschließend stopfte ich mir eine Pfeife und ging hinaus, um eine Stelle zu suchen, wo ich rauchen konnte. Unten im Empfang war das scheinbar erlaubt, denn dort saß eine Horde unrasierter, unausgeschlafener Männer, die an ihren Zigaretten saugten, als sei das ein Allheilmittel.
    Unvermittelt schoss Kischkewitz wie eine Kugel in die Halle, sprach hastig zu der Dame am Empfang und zog samt zwei Kollegen weiter. Dann bemerkte er mich, grinste und steuerte auf mich zu.
    »Baumeister, Held meiner Träume, wie geht es dir? Du siehst aus wie der arme Lazarus, richtig schön.«
    »Willst du zu Lamm?«
    »Klar. Wie geht es ihm?«
    »Gut, denke ich. Er ist wütend. Wie steht es mit einem Mörder?«
    Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Kannst du dir doch denken: beschissen. Aber wenigstens sind jetzt auch die Kollegen der Zollfahndung, der Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsvergehen in Koblenz und der Steuerfahndung Trier beschäftigt. Grüße deine Familie. Und vielen Dank, der Staat wird dir einen Orden verleihen.«
    »Ich brauche Informationen von dir, wenn ich schreibe.«
    »Dann werde ich da sein.« Er nickte und entschwand mit wehendem Mantel.
    Um neun Uhr hatte ich eine Unterredung mit meinem Oberarzt, dem ich klar machte, dass ich unmöglich länger in diesem gastlichen Haus

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