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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ist. Könntest du mich jetzt bitte in den Arm nehmen, mit mir schlafen, mich wieder in den Arm nehmen, mit mir schlafen und so weiter und so fort? Und könntest du das jetzt tun und nicht erst in zwei Minuten, oder so?«
    »Aber ja!«, sagte ich erfreut. »Du solltest dir aber in Zukunft deine Puste für etwas anderes aufheben als für derartige Volksreden.«
    Das Gebimmel des Telefons begann zwei Stunden später und offensichtlich hatte jemand auf der automatischen Wahlwiederholung Klavier gespielt, denn es hörte nicht auf.
    Ich fluchte und rannte in das Wohnzimmer.
    »Baumeister hier.«
    »Sind Sie der Journalist Baumeister?« Es war eine schmeichelnde, sonore, Respekt heischende Stimme, männlich.
    »Der bin ich.«
    »Mein Name ist Seidler. Ich bin der Geschäftsführer von Water Blue bei Bad Bertrich. Besser gesagt ich war der Geschäftsführer. Da einige Unsicherheiten in der Informationslage der Öffentlichkeit aufgetreten sind, gebe ich heute Abend um 18 Uhr eine Pressekonferenz. Hier im Hause. Ich möchte Sie herzlich dazu einladen.« Entweder war er gut bei Schnauze oder er hatte seinen Spruch auswendig gelernt.
    Vor allem aber war er die nächste Ratte, die das sinkende Schiff verließ. Das war ein in der Wirtschaft und Politik gängiges Verhalten, das beim Fußvolk niemanden mehr erstaunte, aber ich mochte es trotzdem nicht.
    »Ich habe um 18 Uhr keine Zeit«, sagte ich. »Ich weiß sowieso nicht, ob Sie mir noch etwas Neues sagen können. Bestenfalls könnte ich um 13 Uhr eine Stunde opfern.«
    »Dann kommen Sie um 13 Uhr, dann ziehe ich Sie einfach vor.«
    »Na gut«, schloss ich ab. »Um 13 Uhr dann.«
    Ich brüllte in den Flur: »Der Seidler stellt sich um 13 Uhr zur Besichtigung bereit. Will jemand mitfahren?«
    »Ich«, schrie Emma von irgendwoher.
    »Ich ziehe ein kurzes Röckchen an«, meldete sich Vera aus dem Bad.
    »Ich werde Boxershorts tragen und ein weißes Leibchen mit sehr weitem Ausschnitt.« Rodenstock stand grinsend auf der Treppe.
    »Willkommen im Leben«, sagte ich. »So mag ich dich.« Dann riskierte ich einen Zusatz: »Du solltest zu einem Arzt gehen und mit ihm über deine Depressionen reden. Vielleicht reichen ja auch ein paar Johanniskrautpillen.«
    »Meinst du?« Er starrte irgendwohin. »Ich gehe mir ja selbst auf den Keks.«
    Wir fuhren gegen halb eins und gackerten wie die Hühner, erzählten uns dämliche Witze, die uns so einfielen, und nahmen das Leben absolut nicht ernst.
    Bis wir hinter Mehren die Autobahn querten und Rodenstock ernst wurde: »Wir besichtigen also nun Dr. Manfred Seidler. Und wann, bitte, besichtigen wir endlich einen Mörder?«
    »Ein bisschen Geduld«, beschwichtigte Emma zuversichtlich.
    Das Verwaltungsgebäude der Water Blue war zwar klein, aber äußerst edel. Ein viereckiger Block, abgedeckt mit blau spiegelndem Glas, eine richtig sündhaft teure Angelegenheit.
    Der Parkplatz war gähnend leer, bis auf einen schwarzen Mercedes Kompressor. Ich hatte kurz den Eindruck, als habe die umgebende Natur den Atem angehalten und nehme nun einen langen Anlauf, um den Platz zurückzuerobern.
    Zwei große Glastüren schwangen automatisch nach links und rechts.
    Seidler kam uns entgegen, ein schmaler, kleiner, zäher Mann mit länglichem, sonnenstudiobraunem Gesicht und dunklem, attraktiv mit grauem Schimmer versehenen Haar. Gekleidet in Grau, mit eleganter weinroter Krawatte und grauer Weste. Seine Augen waren bemerkenswert. Was immer er sagte, was immer er an Gefühlen ausdrücken wollte, diese Augen waren Echsenaugen und spielten nicht mit, blieben starr, fast hypnotisch, unbeteiligt und hart wie dunkle Kiesel.
    »Seien Sie herzlich willkommen«, sagte er mit einer leichten, nur angedeuteten Verbeugung. »Hier herrscht leider Stille, wir sind stillgelegt. Kommen Sie herein.«
    Er reichte uns die Hand, schaute dabei jedem prüfend ins Gesicht.
    Auch die kleine Halle war eindrucksvoll mit einer riesigen Sitzgarnitur in schwarzem Leder ausgestattet. Mannshohe Grünpflanzen standen in Gruppen, auf der rechten Seite eine geschwungene, aus Holz gefertigte Empfangstheke, gähnend leer. Vier Lichtspots leuchteten Vitrinen aus Acryl, in denen unzählige Flasche standen, die Produkte des Hauses, grell aus.
    »Wir gehen in den ersten Stock«, sagte Seidler. »Ich darf vorgehen.«
    Er beherrschte den Trick, die Treppe seitlich gedreht hinaufzusteigen, sodass er die Stufen und uns gleichzeitig im Auge behalten konnte.
    Ich hatte plötzlich eine deutliche Erinnerung an

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