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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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meine Kindheit, weil ich früher davon geträumt hatte, später einmal ein so perfekter, höflicher, mächtiger Mann zu werden.
    Er ging uns voraus durch eine Tür in ein großes Arbeitszimmer. Raymond Chandler hätte mit Sicherheit formuliert: groß wie ein Tennisplatz. Alles war blau, ein beruhigendes dunkles Blau. Der riesige Schreibtisch mit einer blauen Lederunterlage, der Stuhl davor mit blauem Leder überzogen. Rechts davon eine Sitzecke in blauem Tuch.
    »Nehmen Sie Platz. Was möchten Sie trinken? Ich habe alles vorbereitet.«
    Wir entschieden uns für Wasser und er goss uns ein. Dann setzte er sich. Er sprach leise. »Wenn Sie einverstanden sind, möchte ich einige Sätze zum grundsätzlichen Verständnis der Situation sagen. Ich will damit Ihren Fragen keineswegs ausweichen, sondern nur Feststellungen treffen, die sich auf mich selbst und meine Rolle in diesem sicherlich fragwürdig anmutenden Spiel beziehen.«
    Am kleinen Finger der rechten Hand trug er einen beachtlichen Diamanten, der zuweilen aufblitzte.
    »Ich bin seit Gründung dieser Firma Geschäftsführer und ich habe mit Datum von heute fristlos gekündigt. Ich lege allerdings Wert auf die Feststellung, dass mein Vertrag mit Herrn Still noch weitere vier Jahre Geltung hat und infolgedessen in voller Höhe ausbezahlt werden muss. Meine Anwälte sind bereits eingeschaltet. Ich war zuständig für den technischen und den wirtschaftlichen Teil des Unternehmens.«
    »Wenn ich Sie richtig verstehe«, unterbrach ihn Rodenstock rücksichtslos und energisch, »dann wollen Sie uns erzählen, dass Sie von den kriminellen Machenschaften in dieser Firma und rund um diese Firma keine Kenntnis hatten?«
    Seidler lächelte betrübt und schnurrte: »Das ist in der Tat der Kern meiner Aussage. Und ich kann das beweisen.«
    Emma seufzte und sah ihn strahlend an. »Wie wollen Sie, mein Lieber, so etwas beweisen, wenn Ihr Arbeitgeber und andere Zeugen das Gegenteil behaupten?«
    »Durch Unterlagen, gnädige Frau, durch Dokumente.«
    »Kriminelle Handlungen sind selten in Unterlagen ersichtlich«, wandte ich ein. »Und noch seltener ist die Unkenntnis einer kriminellen Handlung dokumentiert.« Der Kerl ärgerte mich.
    »Verzetteln wir uns nicht«, mahnte Rodenstock väterlich. »Fahren Sie fort, Herr Doktor Seidler, mich interessiert, was Sie zu sagen haben.«
    »Danke.« Er zupfte an seinen blütenweißen Manschetten. »Es begann damit, dass wir die alten Bohrlöcher einer Generalüberholung unterziehen mussten. Dabei wurde ein Fehler gemacht. Es wurde zu tief gebohrt ...«
    »Moment«, sagte Vera. »Das war doch wohl kein Fehler, das war Absicht.«
    »So sehe ich das heute auch«, nickte er. »Aber damals glaubte ich an einen Fehler. Ich erfuhr erst durch ein Gespräch mit dem leider so plötzlich ums Leben gekommenen Chemiker Breidenbach, dass eine Absprache mit dem Wasserwirtschaftsamt nicht stattgefunden hatte. Der Eigentümer von Water Blue, Herr Still, sagte, die zu tiefe Bohrung sei kein Problem, er werde mit dem Amt sprechen. Das ist jedoch nie geschehen. Und das wusste ich nicht.«
    »Sie wussten also auch nicht, dass auf Veranlassung von Still Bestechungsgelder gezahlt wurden?«, fragte Vera.
    »Richtig«, antwortete er. »Zumal offensichtlich Gelder dafür verwendet wurden, die nicht aus den Kassen dieser Firma stammten. Aus den Kassen dieser Firma ist keine müde Mark in derartige ... in derartige kriminelle Vorgänge geflossen.«
    »Woher stammten denn dann die Gelder?«, wollte Emma wissen.
    »Nun, das müssen Sie Herrn Still fragen.« Seidler grinste wie ein Haifisch.
    »Das können wir nicht«, erklärte ich. »Still ist weg. Wenn er Pech hat, findet ihn der bulgarische Pate, den er geleimt hat. Und eine Leiche ist schwierig zu befragen, nicht wahr? Wissen Sie, wo sich Still zurzeit aufhält?«
    »Nein. Er besitzt ein Privatflugzeug. Ich wurde über sein Reiseziel nicht unterrichtet.«
    »Na, das sind Zustände.« Ich sah ihn freundlich an. »Abi Schwanitz sagte mir unlängst, Still sei wahrscheinlich in Fernost. Na ja, das Bundeskriminalamt wird es richten.«
    »Kommen wir zurück auf Franz-Josef Breidenbach«, meinte Emma träge. »Sie sprachen davon, dass er plötzlich ums Leben gekommen ist. Halten Sie das nicht für eine Verniedlichung? Der Mann wurde erschlagen, ermordet.«
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Wissen Sie, das klingt so brutal, meine Sprache ist etwas filigraner.«
    »Na gut, Sie filigraner Formulierer«, Emmas Stimme

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