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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Vera trocken. »Sind Sie öfter hier?«
    »Das nicht gerade«, antwortete er, ging in die Hocke, um Cisco besser kraulen zu können. »Und Sie? Üben Sie Steilhanglaufen?«
    »Jeden Tag«, nickte ich. »Und jeden Tag ein bisschen mehr. Sagen Sie, der Offroader dort: Gehört der Ihnen?«
    »Nein, der gehört meinem Chef, ich darf ihn manchmal fahren. Warum? Interessiert der Sie?«
    »Ja. Waren Sie in der Nacht vom vergangenen Donnerstag auf Freitag auch hier? Mit diesem Auto?«
    Er blinzelte, schien verunsichert. »Nein, war ich nicht.«
    »Ich vermute, Ihr Chef heißt Rainer Still und ist ein Sprudelfabrikant.«
    »Oh, Sie sind aber helle. Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Einfach nur so geraten«, sagte ich. »Und Ihr direkter Vorgesetzter ist dann ein Mann namens Schwanitz, der als jähzornig beschriebene Abi Schwanitz. Rate ich wieder richtig?«
    »Ja, manchmal gehen ihm die Pferde durch«, antwortete der Hüne immer noch freundlich und kraulte weiter meinen Hund, der ganz offensichtlich selig war. »Wieso fragen Sie das alles?«
    »Weil es uns interessiert«, sagte Vera zuvorkommend. »Wir sind neugierige Leute. War vielleicht Ihr Chef, der schlagfertige Abi Schwanitz, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag hier?«
    »Nicht dass ich wüsste.« Er ließ das Kraulen sein und stellte sich aufrecht hin. »Im Ernst: Warum wollen Sie diese Dinge wissen?«
    Plötzlich wusste ich, dass es ein Fehler war, den Mord zu verheimlichen. Nur durch Öffentlichkeit konnten wir an mögliche Zeugen herankommen. Ich musste mit Rodenstock und Kischkewitz darüber sprechen.
    »Hier ist ein Mord passiert«, erklärte ich und beobachtete sein Gesicht. »Dort unten im Steinbruch ist der Lebensmittelchemiker Franz-Josef Breidenbach getötet worden. Deshalb fragen wir.«
    Die Mimik des Mannes blieb unverändert, offenbarte nicht einmal Staunen oder Neugier.
    »Das ist aber hässlich.« In seiner Stimme war Spott.
    »Das finden wir auch«, sagte Vera sanft. Unvermittelt sah sie ihm fest in die Augen. »Haben Sie das Kabel nun gefunden?«
    Er starrte unbewegt zurück. Was immer in ihm stecken mochte, seine Selbstbeherrschung war eindrucksvoll. »Würden Sie das wiederholen?«, fragte er tonlos.
    Ich erinnerte mich an eine interne Broschüre eines deutschen Geheimdienstes, die mir mal in die Finger gefallen war. Unter anderem hatte sie Maßregeln enthalten, wie sich enttarnte Agenten während der Verhöre zu verhalten hatten. Der erste Satz dieser Unterweisung lautete: In diesem Fall müssen Sie zuerst Zeit gewinnen. Bitten Sie Ihr Gegenüber, die Frage zu wiederholen!
    »Kein Problem«, sagte Vera kühl. »Ich fragte, ob Sie das Kabel von dem Richtmikrofon gefunden haben, das hier verloren wurde.«
    »Ich weiß nichts davon.« Er schüttelte den Kopf. Aber er wirkte nicht mehr sanft, am Kinn zeigten sich Verspannungen – »Er muss doch nichts sagen«, mischte ich mich ein. »Lass ihn doch. Er ist nur ein Stückchen Verzierung.«
    »So was!«, sagte der Hüne mit etwas höherer Stimme. »Da geht man spazieren und wird angemacht.«
    »Das ist tragisch, nicht wahr?«, fragte ich. »Aber das hier ist eben ein seltsamer Ort zum Spazierengehen für Typen wie Sie.«
    »Das Kabel hat übrigens die Mordkommission«, sagte Vera voll Verachtung. »Ich finde es wirklich dämlich von Ihnen, hier aufzutauchen.«
    Ihn irritierte wohl, dass Vera eine Frau war. Nach seinem Verständnis von der Welt hätte ich sein Gegner sein müssen. Folgerichtig ging er mich an.
    »Wenn ihr beiden Schönen Zoff haben wollt, dann könnt ihr den haben«, sagte er. »Ich mache euch einen Vorschlag: Ich mache euch platt und ihr geht mir in Zukunft aus dem Weg.«
    »Gegenvorschlag«, erwiderte ich. »Sie besuchen eine weiterführende Schule und melden sich nach bestandener Prüfung.«
    Ich war zu weit gegangen. Geschmeidig trat er dicht an mich heran und zischte mit nicht ganz einwandfreiem Atem: »Was soll der Scheiß?«
    »Heh, Junge«, rief Vera hell in seinem Rücken. »Nimm nicht den, nimm mich!«
    Er drehte sich herum wie ein Pfau und hielt die Arme in zwei wunderbaren Bogen rechts und links vom Körper. Auf Steinzeitfrauen hätte er zweifelsfrei großen Eindruck gemacht. »Ach, lass das doch. Oder möchtest du Bockspringen versuchen?«
    »Nein, das möchte ich nicht.« Veras Arme schössen links und rechts hoch und er bekam zwei schallende Ohrfeigen verpasst. Der bloße Anblick tat mir weh.
    Er verlor die Kontrolle über sich. Trotz der anheimelnden Bräune in seinem

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