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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Vergegenwärtigung: Die mildtätigen warmen Heilquellen von Bad Aachen führen Wasser, das aus einer Entfernung von bis zu fünfzig Kilometern stammt. Das Wasser in Bad Bertrich ist etwa zehn — bis fünfzehntausend Jahre alt, ein sehr sauberer, mineralienhaltiger Stoff. Also ein hochwertiges Gebräu, das bestens verkauft werden kann. Das Wasser wird lebensmittelrechtlich untersucht, der Wert bestimmt sich nach Mikrosiemens, das heißt nach seiner Leitfähigkeit. So, und nun passierte Folgendes: Franz-Josef Breidenbach tauchte bei Water Blue auf und entnahm unangekündigt eine Probe. Und in dieser stimmten weder die im Wasser enthaltenen Mineralien noch die Bestimmung nach Mikrosiemens mit den erwarteten Werten überein. Was da gefördert wurde, war alles Mögliche, nur nicht das Wasser aus einhundert Metern Tiefe. Was da gefördert wurde, war ein Sprudel, der hoch mit Kohlensäure versetzt war und unglaubliche Mengen an Mineralien und Spurenelementen enthielt. Kurzum, Water Blue musste wesentlich tiefer gebohrt haben. Und zwar auf eine Tiefe von etwa zweihundertdreißig Metern. Das Wasser dort unten ist ein ganz anderes Vorkommen und es wird von einer beinahe perfekt abschirmenden Tonschicht von dem Wasser darüber getrennt. Dieses neue Wasser steht in einer Schicht von etwa fünfhundert Milliarden Kubikmeter. Kriminell an der Geschichte ist nun, dass die behördliche Genehmigung für die tiefere Bohrung nicht erteilt wurde und auch niemals erteilt würde. Denn man gebraucht immer erst die oberen Wasservorräte. Und jetzt kommt das Merkwürdige. Das Wasserwirtschaftsamt hat Breidenbach erneut hingeschickt. Und – siehe da – das Wasser dieser Proben stammte ausschließich aus den einhundert Meter tiefen Förderbrunnen. Das konnte nicht sein. Das Wasserwirtschaftsamt wollte an die Firma herantreten, die die Bohrungen durchgeführt hat. Doch die Firma hatte inzwischen Konkurs angemeldet und der Bohrmeister, angeblich ein Syrer, war spurlos verschwunden. Und es kommt noch verrückter: Die Bohrfirma war erst kurz vorher gegründet worden und hatte nur einen einzigen Auftrag erledigt, ehe sie Pleite machte. Den Auftrag in Bad Bertrich. Breidenbach bekam zum dritten Mal den Auftrag, Proben zu ziehen. Das tat er, wiederum unangekündigt. Und wieder stammte das Wasser aus der genehmigten Tiefe. Die Behörde vermutet, dass da eine Riesenschweinerei abläuft, aber sie sind noch nicht dahinter gekommen, was und wie.«
    »Das heißt, Breidenbach kann ermordet worden sein, weil jemand fürchtete, dass er etwas entdeckt hatte, was Water Blue die Konzession kosten würde«, fasste Emma zusammen.
    »Genau«, nickte Rodenstock.
    »Warum stellt die Behörde keinen Strafantrag?«, fragte Vera.
    »Weil sie viel zu wenig in der Hand hat. Weil nicht hundertprozentig auszuschließen ist, dass bei der ersten Probe Wasser aus anderen Tiefen in die ordnungsgemäße Bohrung geriet.«
    Eine Weile schwiegen wir und sahen Cisco zu, der sich mit den beiden Katzen balgte.
    »Wir dürfen den toten Holger Schwed nicht vergessen«, warf ich ein. »Wir behandeln seinen merkwürdigen Tod bis jetzt ziemlich stiefmütterlich.«
    »Das ist richtig«, seufzte Rodenstock. »Aber bisher gibt es ja auch noch keinen Beweis, dass die beiden Toten tatsächlich etwas miteinander zu tun haben. Wir gehen davon aus, aber wir kennen den Schlüssel nicht.«
    »Wenn Breidenbach getötet wurde, weil er etwas wusste, was er nicht wissen durfte, dann könnte Schwed aus dem gleichen Grund getötet worden sein. Das ist für mich das Wahrscheinlichste«, steuerte ich bei. Ich fühlte mich nicht gut, ich fühle mich nie gut, wenn ich auf schwammigem Grund gehen soll.
    »Ich mache euch ratlosen Kerlen einen Vorschlag«, intonierte Emma gnädig. »Die Tochter von Breidenbach war schon hier, freiwillig. Das zeigt eigentlich, dass sie instinktiv begriffen hat, dass mit dem Tod ihres Vaters etwas nicht stimmt. An die Frau Breidenbach wird nach Rodenstocks Schilderung schwer heranzukommen sein, aber was ist mit dem Sohn? Ich gebe euch den dringenden Rat, diesen Sohn hierher zu locken. Und zwar jetzt.«
    Rodenstock grinste: »Gelobt sei deine Weisheit. Ich rufe ihn an.« Damit erhob er sich und marschierte durch den Garten ins Haus.
    »Ich melde Hunger an«, sagte ich. »Ich hätte gern Bratkartoffeln mit Speck oder Schinken und etwa dreizehn bis sechzehn Spiegeleier. Ich zahle gut und würde mich auch erkenntlich zeigen, wenn es gelänge, zwei bis drei Portionen dieser

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