Eifel-Wasser
Köstlichkeit auf meinen Tisch zu bringen.«
»Du bist ein widerlicher Macho!«, sagte Vera.
»Ich mach das schon. Ich habe immer gekocht, wenn die Männer in die Schlacht gezogen sind.« Emma lachte und setzte hinzu: »Das ist nicht als Liebesdienst aufzufassen, sondern als Therapie. Volle Wampen kämpfen nicht gern.« Sie verschwand ebenfalls im Haus.
»Immer fällt sie mir in den Rücken«, lächelte Vera. »Sie ist ein elendes Luder, eine widerliche Kuppelmutter.«
»Nach deinen Augen zu urteilen, hast du aber verdammt wenig gegen sie, wenn sie kuppelt. Wir haben den Garten jetzt für uns allein.«
»Kein Geschlechtsverkehr!« Vera hob theatralisch abwehrend beide Hände. »Meine Mutter sagt immer, das ziemt sich nicht außerhalb des Ehebettes und vor einer Verlobung. Du willst das doch nicht ernsthaft hier und jetzt, Baumeister. Oder? Na ja, dir ist das zuzutrauen.«
Ich spielte mit. »Du lieber Himmel, Frau. Was regst du dich auf? Ich bin nicht der Kerl für Quickies und zum Umschulen bin ich zu alt. Allerdings wäre es ganz fantastisch, wenn ich dich gelegentlich in der Sonne in irgendeinem Wald davon überzeugen könnte, dass das, was wir so Liebe nennen, ganz schön sein kann. Im Moos und im Leopardengras.«
»Wo?«, fragte sie.
»Im Leopardengras. Das gibt es nicht und das gibt es doch. Ich habe es mal erfunden, als ich einem kleinen Kumpel von mir eine Geschichte erzählen wollte. Heraus kam die Geschichte von Baby Leopard, der mit seinen Eltern in einer Wohnung lebte, die mit Leopardengras ausgelegt war. Das ist eine sehr spezielle, dichterische Grassorte mit langen Halmen und wunderschönen Blütenrispen. Baby Leopard war sehr beliebt und pflegte eine tiefe Freundschaft zum alten Jerome, dem ältesten Krokodil im Crocodile-Canyon. Jerome baute mit seinen Krokodil-Kollegen eine lebende Brücke über den Canyon, sodass Baby Leopard in der Not immer seinen Jägern entkommen konnte. Und so gesehen, würde ich gern mal mit dir an einem abgelegenen Ort ...«
»O ja, das kann ich mir gut vorstellen, Baumeister. Wir ziehen uns genüsslich aus und dann kommt Rudi von nebenan und fragt: Könnt ihr mir mal Platz machen? Ihr liegt auf meiner Kettensäge.« Vera kicherte ausgelassen.
Rodenstock störte unsere Alberei mit der Nachricht: »Die Bratkartoffelfürstin bittet zu Tisch. Dem Duft der Soße nach zu urteilen können wir anschließend durch bloßes Anhauchen die Bevölkerung dieses Dorfes ins Koma schicken.«
»Und der Sohnemann von Breidenbach?«, fragte ich.
»Ist unterwegs. Wahrscheinlich wird es eine lange Nacht.«
Als wir eine halbe Stunde später die Spülmaschine einräumten und diskret Luft ausstießen, weil es so gut geschmeckt hatte, läutete es an der Tür.
»Das finde ich schön«, begrüßte ich Heiner Breidenbach. »Wir haben nämlich einfach noch ein bisschen Aufklärung nötig.«
Er nickte verlegen: »Es stimmt, dass wir nicht alles gesagt haben, was wir wissen. Deshalb wollte ich sowieso mal vorbeikommen.«
VIERTES KAPITEL
»Junger Mann«, begann Rodenstock sanft und einfühlsam das Gespräch. »Uns ist klar, dass Sie uns nicht vollständig an Ihrem Wissen und Ihren Ahnungen haben teilhaben lassen. Aus Ihrer Sicht war das vollkommen richtig. Sie mussten sich und Ihre Familie schützen. Nun wissen wir aber leider auch, dass Ihr Herr Vater ermordet worden ist. Er wurde von jemandem mit einem Stein erschlagen. Ob die Felslawine vorher oder hinterher niederging, das steht noch nicht fest. Aber lassen wir die Lawine erst einmal außer Betracht. Stellen Sie sich bitte den Steinbruch vor. Waren Sie überhaupt schon einmal dort?«
Er nickte. Er wirkte ein wenig angeschlagen, aber glücklicherweise nicht verunsichert. »Ziemlich oft sogar. Mit meinem Vater natürlich. Aber auch mit meiner Schwester. Und manchmal war Holger dabei.«
»Nun gut«, fuhr Rodenstock freundlich fort, »dann lassen Sie uns das Terrain einmal vergegenwärtigen. Zwanzig Meter über Ihrem Vater befand sich ein Mensch. Das ist bewiesen. Dieser Unbekannte da oben war anscheinend nicht gekommen, um mit Ihrem Vater zu sprechen. Er war offensichtlich dort, um Ihren Vater zu belauschen. Denn er führte ein Richtmikrofon mit sich, er ließ ein Kabel zurück. Wir wissen, dass dieser Mensch mit einem Allradfahrzeug kam. Es ist wichtig, dass ich hinzufüge: Es muss sich nicht zwangsläufig um nur eine Person gehandelt haben, da oben können sich durchaus auch zwei oder mehr Leute aufgehalten haben. Können Sie mir bis
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