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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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dahin folgen?«
    »Ja«, sagte Heiner etwas krächzend. Er kniff die Augen zusammen und fragte dann: »Waren Fingerabdrücke auf dem Kabel?«
    »Nein«, antwortete Rodenstock. »Die Spuren deuten darauf hin, dass diese Person Handschuhe trug. Und das ist im Sommer ziemlich grotesk. Also hatte diese Person etwas zu verbergen.«
    Er beugte sich mit einem Feuerzeug zu Emma hinüber und zündete ihren stinkenden holländischen Zigarillo an. In der Bewegung lag etwas sehr Vertrautes und die in dem Moment herrschende Stille hatte etwas Einlullendes.
    Dann fragte Rodenstock unvermittelt und geradezu explosiv: »Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was die Existenz eines solchen Menschen da oben über dem Zelt Ihres Vaters bedeutet?«
    Der junge Mann nickte bedächtig. »Dass mein Vater... dass er Feinde hatte, denke ich. Deswegen bin ich ja hier.«
    Rodenstock lächelte: »Es ist nicht verwunderlich, dass Ihre Logik nach den persönlichen harten Schlägen versagt. Die Tatsache, junger Mann, dass zwanzig Meter über Ihrem Vater jemand mit einem Richtmikrofon hockte, bedeutet für den Kriminalisten zunächst einmal nur, dass drei Personen im Spiel gewesen sein müssen. Denn Ihr Vater war ja vermutlich nicht für großartige Selbstgespräche berühmt. Das Richtmikrofon beweist, dass es jemanden gegeben haben muss, mit dem Ihr Vater redete. Nun haben wir also schon drei Personen am Tatort: den Mikrofon-Typen, einen unbekannten Besucher und Ihren Vater. Können Sie sich vorstellen, wer der unbekannte Besucher gewesen sein könnte?«
    »Ja, klar«, antwortete unser Besucher, als handelte es sich um die leichteste aller Übungen. »Das kann ich ... Es gibt da einen Fensterhersteller, Fenestra. Das ist ein Familienunternehmen. Die haben Kies wie Heu, richtig viel Geld. Als mein Vater rausfand, dass die irgendwie Vinyl ins Grundwasser geschickt haben, fertigte er ein Gutachten an ...«
    »Moment«, unterbrach ich. »Machen Sie mal aus Ihrem Vater keinen Helden. Er hat das Vinyl nachgewiesen, gut. Aber mit seinem Gutachten ist doch offensichtlich nichts passiert. Gar nichts!«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Heiner heftig. »So war das nicht. Mein Vater hat Vinyl nachgewiesen und das Gutachten, wie üblich, seinem Chef gegeben. Und der hat das Gutachten auf Halde gelegt, wie sie im Amt immer sagen. Deshalb ist nichts passiert. Der Chef meines Vaters hat gesagt: Wenn wir das veröffentlichen, kriegt jeder Fensterhersteller und jeder Eifeler, der mit Kunststoffen arbeitet, ein Problem ...«
    »Ja und?«, fragte Vera empört. »Wieso denn, verdammt, nicht? Da sind doch Kinder gestorben!«
    »Das ist jetzt nicht fair, Vera«, murmelte Emma. »Der junge Mann kann nichts für diese Sache. Und er ist nicht sein Vater. Wenn ich Sie richtig verstehe, hat der Chef Ihres Vaters das Gutachten zu den Akten genommen und nicht darüber geredet?«
    »Es war viel schlimmer. Der Mann hätte die vorgesetzte Behörde in Trier informieren müssen. Das passierte aber auch nicht. Die wissen bis heute offiziell nichts von dem Fall. Der Chef sagte, dass er Öffentlichkeit in diesem Fall nicht verantworten könnte, denn dann wären auch alle beteiligten Bürgermeister dran.«
    »Können Sie das erklären?«, bat ich.
    Er nickte. »Die Gemeinden haben die Pflicht, die Versorgung mit Trinkwasser sicherzustellen. In vielen Gemeinden gibt es in der Satzung eine Passage zum Anschluss- und Benutzerzwang. Das heißt, wenn ich baue, muss ich mich anschließen lassen. An die Entsorgung des gebrauchten Wassers und an die Versorgung mit Trinkwasser. In Thalbach und allen Gemeinden ringsum ist das auch so. Die Konsequenz dieses Zwangs ist: Wenn das Trinkwasser vergiftet ist und die Vergiftung medizinisch nachweisbare Schäden auslöst, sind der Bürgermeister und die Verwaltung dran. Die haften nämlich. Somit kann zum Beispiel eine Familie, in der aufgrund mangelhafter Trinkwasserqualität Krankheiten auftreten, die Gemeinde verklagen. Wenn der Nachweis erbracht werden kann, wird der Wasserversorger verurteilt. Und der Versorger ist die Gemeinde, vertreten durch den Bürgermeister und den Verwaltungschef. Bei uns in der Eifel ist im nächsten Schritt auch die Verbandsgemeinde gefragt, als die nächste Körperschaft. Das heißt, es gibt viele Verantwortliche und keiner kann sagen: Mich geht das nichts an.«
    Der junge Mann beeindruckte mich.
    »Danke schön«, murmelte Emma. »Das kam klar rüber. Was sind das für Brunnen in diesen Gemeinden Thalbach und

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