Eifel-Wasser
gekauft. Das halte ich für ausgeschlossen. Warum ist er so dumm, das zu behaupten?«
»Weil er es sich erlauben kann.«
»Weil er es sich erlauben kann!? Heißt das, dass er tatsächlich nichts gezahlt hat, dass er nicht daran gedreht hat?«
»Nach meiner Erfahrung heißt das nur, dass er sicher ist, dass ihm nichts bewiesen werden kann.«
»O Gott, sei doch nicht so störrisch, Rodenstock. Erklär es mir. Hat er gezahlt, oder nicht?«
»Er hat gezahlt.«
»Und das ist nicht beweisbar?«
»Doch, doch, mein Lieber.« Er grinste hinaus in die Landschaft, ließ mich zappeln.
»Na gut. Erzähl es, bitte!«
Er lachte. »Wer hat Breidenbach verprügelt? Und Holger Schwed?«
»Abi Schwanitz. Ach du lieber Himmel! Du meinst also, Lamm nahm Einfluss, aber Rainer Still zahlte?«
»So funktioniert die Welt der Guten, Feinen, Reichen«, nickte er. »So könnte es gelaufen sein. In meiner aktiven Zeit ist mir so etwas öfter begegnet. So bleiben die Wege des Geldes undurchschaubar.« Knurrend setzte er hinzu: »Das Ekelhafte daran ist: Wenn die Zahlungen mit Schwarzgeldern erfolgten, stehen wir vor einer Mauer. Aus Stahlbeton. Wenn die Geldempfänger ebenfalls schweigen, sind wir in der Sache im Arsch, mein Lieber.«
Nach einem weiteren Kilometer murmelte Rodenstock träge: »Mich interessiert brennend, was diesen eigentlich sympathischen, mittelständischen Fensterkönig aus der Eifel mit dem millionenschweren Frankfurter Erben Still verbindet. Nur eine reine Männerfreundschaft?«
FÜNFTES KAPITEL
Als wir Brück erreichten, kam die Sonne grell aus Südwest. Vor meinem Haus stand ein Chrysler-Jeep, dunkelbraun, hübsch funkelnd.
Rodenstock schlug vor: »Fotografiere die Karre, du brauchst das Bild sowieso.«
»Richtig«, sagte ich, stieg aus und machte ein Bild von Wagen samt Nummernschild.
Wir gingen ins Haus. Gelächter empfing uns, offensichtlich herrschte eine heitere Unbekümmertheit. Sie saßen im Wohnzimmer: Emma, Vera und Albert Schwanitz, und sie tranken Sekt.
»Herr Schwanitz ist allerliebst«, begrüßte uns Emma aufgeräumt. Wenn sie derartige Beschreibungen benutzte, war klar, dass sie log. »Das ist mein Mann, Rodenstock. Und das ist ein lieber Verwandter, Siggi Baumeister.«
Mich ärgerte nicht, dass Schwanitz groß war wie ein Turm und aussah wie der personifizierte Sieg. Mich ärgerte, dass mein Hund Cisco auf seinem Schoß lag und sich scheinbar sauwohl fühlte. Dieser Hund wurde immer charakterloser.
Schwanitz schob Cisco liebevoll auf den Sessel und stand auf. Er war sogar noch größer als ein Turm, und dass er einschmeichelnd lächelte, machte es nicht besser.
»Nennen Sie mich Abi«, sagte er und reichte uns die Hand. Diese Hand hatte die Dimension einer Bratpfanne für fünf Spiegeleier. Und sie war so hart wie trockenes Buchenholz.
»Nennen Sie mich Rodenstock«, sagte Rodenstock.
»Nennen Sie mich Baumeister«, sagte ich. Es tat mir ungeheuer gut, dass ihn unsere Vorstellung ein wenig verwirrte.
Er setzte sich wieder, nahm Cisco wie einen kleinen Kartoffelsack und legte ihn sich wieder auf den Schoß. Cisco leckte seine Hand.
»Was können wir für Sie tun?«, fragte Rodenstock lebhaft.
»Ich bin wegen dieser Prügelei mit meinem Mitarbeiter hier. Ich bin gekommen, um mich dafür zu entschuldigen.« Er grinste Vera fröhlich an. »Sie haben eine schlagkräftige Frau.«
»O ja«, sagte ich. »Das war doch gar nichts. Normalerweise futtert sie zwei bis drei von der Sorte vor dem Frühstück.«
»Ach, du übertreibst, mein Lieber«, flötete Vera, als sei sie geschmeichelt.
»Nicht doch«, murmelte ich. »Ehre, wem Ehre gebührt.«
»Sagen Sie, Abi«, durchbohrte Rodenstock die dicke Schmalzschicht, »Sie wollen sich wirklich für diese ... diese Bagatelle entschuldigen?«
»Ja«, nickte er. »Was sein muss, muss sein. Ich dachte, das ist ökumenisch. Aber wir machen ja auch eine schwierige Periode durch.«
»Wie bitte?« Rodenstock zeigte sich ordentlich verwirrt.
»Abi meint sicher opportun«, hauchte ich fromm.
»Opportun«, freute sich Abi. »Richtig, so heißt es. Also, zurzeit stoßen wir ja häufig aufeinander, nachdem sich rausgestellt hat, dass Breidenbach ... na ja, dass ihm jemand das Licht ausgeknipst hat. Da ist es doch opportun, dass wir uns mal persönlich kennen lernen, und da wollte ich sagen, mein Mitarbeiter hat einen Fehler gemacht und dass es uns Leid tut, so was.«
»Aber er hat doch gar nichts getan«, widersprach Vera leicht vorwurfsvoll. »Er
Weitere Kostenlose Bücher