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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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von Revolution gemerkt, es sei denn, jemand behauptet, das Tempo einer Wegschnecke könne das Tempo von Revolution sein. Die Schnecke ist sowieso irgendwo unterwegs verloren gegangen. Außerdem interessiert mich diese Revolution einen Dreck. Und im Übrigen verhältst du dich wie ein Lustgreis.«
    »Was meinst du mit Lustgreis?«
    »Einen Lüstling. Jemand, der angesichts einer geplatzten Bratwurst auf der Kirmes auf die Idee kommt, das sei ein Phallussymbol.«
    »Was hat ein Phallussymbol namens geplatzte Bratwurst – was ist das überhaupt für ein Bild? – mit meiner Billardplatte zu tun?«
    »Das weiß ich auch. Es ist blödsinnig, mit dir darüber zu diskutieren.«
    »Also, ich hatte mir das bloß ganz schön vorgestellt, mit dir eine Partie Billard zu spielen.«
    »Leicht bekleidet, hast du gesagt, wörtlich: leicht bekleidet.«
    »Richtig. Das ist eben mein Ausdruck für Häuslichkeit und Ähnliches.«
    »Ähnliches, mein Lieber. Da kann man mal sehen, was du für Fantasien pflegst.« Sie lachte. »Glaubst du, ich kann das Billardspielen lernen?«
    »Jeder, der Ahnung hat von der Physik, kann das. Er braucht nicht mal Ahnung, er muss nur verstanden haben, dass der Ausfallwinkel gleich dem Einfallwinkel ist. Es ist wirklich ganz einfach.«
    »Und was ist, wenn ich das grüne Tuch irgendwie anritze?«
    »Dann schaue ich ergeben zum Himmel, bitte den Gott der Billardspieler um Verständnis und rufe den Heimservice an. Also, was ist? Spielst du mit?«
    »Ich spiele mit. Aber ich bleibe voll bekleidet.«
    Nach dieser Feststellung marschierten wir unter das Dach, wo ich das Dreieck mit den Kugeln aufbaute und einen längeren Vortrag über die Herkunft des Spieles und seiner Grundideen begann.
    Vera war nicht konzentriert bei der Sache, sie ging mit dem Queue um wie mit einem Zahnstocher und der textile Belag auf meiner wunderschönen Pool-Platte war in ständiger Gefahr.
    »Wieso habt ihr Männer eigentlich die Vorstellung, dass es besonders anregend oder aufregend sein muss, auf einem solchen Tisch Liebe zu machen? Und wieso rollen diese Kugeln so perfekt?«
    »Sie rollen so perfekt, weil die Platte aus Schiefer ist, besonders eben, glatt und aus einem Stück.«
    »Ich soll es auf Schiefer treiben?«, fragte sie empört.
    »Du lieber Himmel, ich habe doch gar nicht gesagt, du sollst es dort treiben. Du unterstellst mir dauernd irgendwelche Obsessionen, die ich gar nicht habe. Ich habe nur andeutungsweise gedacht, das müsse Spaß machen.«
    »Wie kommen Männer auf so was?«
    »Wie Männer auf so was kommen, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass Frauen auch auf so was kommen. Anäis Nin zum Beispiel.«
    »Aber das ist doch unheimlich hart.«
    »Junge Frau, sag mal, spielen wir nun Billard oder unterhalten wir uns über die Möglichkeiten einer Kopulation auf einem Billardtisch?«
    »Es reizt mich schon.«
    »Das ist nicht zu fassen.«
    »Es ist so schön grün.«
    »Es ist aber hart«, sagte ich. »Hart wie Stein.«
    »Na ja, das könnte eventuell Kräfte freisetzen.«
    Ich musste lachen. »Jetzt sind wir bei Buddha und du bist das verlogenste Miststück, das mir je an die Billardplatte kam.«
    »Im Ernst, Baumeister. Ich habe mal gelesen, dass eine Billardplatte immer den Traum freisetzt, es darauf zu treiben.«
    »Ich habe das Ding angeschafft, um darauf Billard zu spielen. Ehrenwort.«
    »Na schön, dann spielen wir eben.«
    Ihre Bemühungen waren nicht erfolgreicher als im ersten Durchgang. Ich sah das Tuch aufgerissen und die Bälle torkeln.
    »Es hat wahrscheinlich mit den Stöcken und den Kugeln zu tun«, überlegte ich. »Vielleicht sind das sexuelle Symbole.«
    »Ist doch eigentlich wurscht«, sagte sie. »Wir werden die Lösung nicht finden.«
    Ich zeigte ihr einen besonders einfachen Stoß, indem ich mich über ihre Schulter legte. Es wäre besser gewesen, das nicht zu tun. Wie das Leben so spielt, kamen wir etwas ins Gedränge, weil es uns nicht ohne Schwierigkeiten gelang, die Poolplatte zu erklimmen, wenngleich sie nur auf der Höhe meines Oberschenkels liegt. Auch die Schieferplatte war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Das grüne Tuch setzte täuschend das Gefühl von Weichheit und grünem Gras frei, aber was darunter ist, ist Schiefer und bleibt Schiefer. Zudem ist die Breite einer solchen Spielplatte begrenzt, das hätte auch die Leidenschaft begrenzen sollen. Zuerst ging ich über die Bande und landete auf dem Arsch. Ich kam allerdings nicht dazu, in großes Schmerzensgeheul auszubrechen,

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