Eifel-Wasser
wollte, aber ich habe ihn vorher gestoppt. Mehr war nicht.«
»Sagen Sie, Abi«, begann Rodenstock wieder, »was haben Sie für ein Verhältnis zu Gewalt? Sie werden von allen möglichen Leuten beschuldigt, Gewalt anzuwenden. Knochenbrüche, Prellungen, ziemlich üble Sachen. Breidenbach, zum Beispiel, oder Holger Schwed.«
»Das waren alles Missverständnisse«, beeilte sich Abi zu sagen. »Das mit Schwed fand nicht statt. Und mit Breidenbach bin ich nie zusammengetroffen. Den kannte ich gar nicht.«
»Sie kannten Breidenbach nicht?« Rodenstock tat nicht nur verblüfft, er war es.
»Na ja, wir haben kaum ein Wort miteinander gewechselt«, sagte Abi im Brustton der Überzeugung.
»Aber Backpfeifen haben Sie miteinander gewechselt«, sagte ich leicht korrigierend.
»Das war ein Missverständnis«, murmelte er lahm.
»Sie sind sehr temperamentvoll, nicht wahr?«, gluckste Emma vor Heiterkeit und Zuwendung.
»Das ist wahr«, nickte er. In diesem Punkt konnte er mitreden.
»Und Sie sind in dieser Sache schon vorbestraft, oder?«, fragte Emma weiter.
Er nickte und schien betrübt. »Ja, das stimmt.«
»Wie oft?«, wollte Vera wissen.
Darauf ging er nicht ein, sagte: »Das ist mein Temperament, wissen Sie. Das geht mit mir durch. Tja, dann will ich mal wieder.«
»Wir nehmen Ihre Entschuldigung natürlich an«, erklärte Emma. Sie schien regelrecht entzückt.
Abi stand auf, verbeugte sich förmlich ein paarmal in jede Richtung wie ein Grüß-August und marschierte hinaus.
Als die Haustür zuschlug, sagte Rodenstock heiter: »Jetzt ist es für uns ökumenisch, einmal auf den Rainer Still zu treffen.«
»Was glaubst du, weshalb er hier war?«, fragte mich Vera.
»Ich denke, er weiß, dass es ernst wird. Und das ist seine Methode, sich abzusichern, vorher gut Wetter zu machen. Das ist so einer von denen, die in die Eifel kommen und glauben, die Eingeborenen hier seien dämlich und rückständig. Damit muss er auf die Schnauze fallen. Und das ahnt er jetzt. Daher spielt er nun den gut erzogenen Jungen aus einfachen Verhältnissen. Trotzdem – ich möchte ihn nicht zum Gegner haben. Er wird ein tödlicher Schläger sein, wenn man ihn reizt.«
»Das sehe ich auch so«, nickte Rodenstock, kam aber nicht dazu fortzufahren, denn sein Handy spielte eine Melodie, und er fragte: »Ja, bitte? – Das ist gut. Was haben Sie gefunden? – Sehr gut. Ich weiß zwar auch nicht, was das bedeuten kann. Aber wir werden es herausfinden. Danke Ihnen.«
Er sah uns an. »Das war der junge Breidenbach. Er hat in einem Terminkalender seines Vaters am 23. Mai eine merkwürdige Eintragung gefunden. Da steht quer über die Seite: Spa! Ausgerechnet Spa! Drei Tage nach dieser Eintragung wurde Breidenbach von unserem Freund Abi verprügelt. Wahrscheinlich ist damit die belgische Stadt Spa gemeint. Aber keiner in der Familie Breidenbach weiß, was die Eintragung bedeuten kann.« Er wandte sich an Emma. »Fällt dir dazu etwas ein?«
»Nein«, sagte sie. »Nicht das Geringste. Außerdem geht mich das Ganze nichts an und ich mache darauf aufmerksam, dass ich eine frisch gebackene Hausbesitzerin bin, die nun wahrlich anderes zu tun hat.«
»Wie bitte?«, fragte Rodenstock verblüfft.
Sie lächelte ihn an. »Ich habe den Notar angewiesen, den Kauf perfekt zu machen. Nun kann niemand mehr etwas dagegen haben, wenn ich die Gardinen plane.«
Rodenstock wollte sauer werden, wollte platzen, losschimpfen. Er ließ es aber, murmelte nur voller Inbrunst: »Du bist ein Scheusal, ein Opfer der weiblichen Emanzipation, ein in die Irre geleitetes Menschlein.«
Sie nickte. »Es gehört jetzt uns. Und jetzt fahren wir zwei nach Heyroth, stellen uns davor und freuen uns.«
Rodenstock lächelte, erst zaghaft, dann immer breiter. »Unglaublich!«, lobte er sie.
So kam es, dass Vera und ich zehn Minuten später allein in meinem Haus waren. Ich zog mit meinem Hund Cisco auf dem Teppich eine wilde Rangelei durch, bestellte vier Spiegeleier und fragte während des Essen an, ob Vera Lust habe, mit mir eine Partie Billard zu spielen. Leicht bekleidet.
Sie stieß einen merkwürdigen Kiekser aus und fragte mich, ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte. Als ich das bejahte, sagte sie verächtlich: »Ich weiß gar nicht, warum du in der letzten Zeit sexuell so fixiert bist auf so merkwürdige Praktiken.«
»Was soll denn das?«, fragte ich. »Ich dachte, wir hätten die sexuelle Revolution hinter uns.«
»Ich weiß nicht«, grinste sie. »Ich habe nichts
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