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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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auf der Rückbank und hielten Händchen, wie Kinder das so machen.
    Es war keine Schwierigkeit, das Haus der Glaubrechts zu finden. Es lag in einer kleinen, hübsch und geräumig angelegten Siedlung, war zweistöckig, strahlend weiß verputzt und wirkte ein wenig wie ein Spielzeughaus.
    »Allein die Hütte kostet mindestens dreihunderttausend«, sagte Emma.
    »Da ist wenig draus zu machen«, wandte ich ein. »Schließlich haben sie ihr Häuschen in Thalbach verkauft.«
    »Dieser Johann Glaubrecht ist doch auch von diesem Abi verprügelt worden, oder?«, fragte Rodenstock.
    »Richtig«, nickte ich. »Wen hat der nicht verprügelt?«
    Neben der Klingel stand Westerwälder Eiltransporte. Vera schellte und fast sofort wurde der Türsummer betätigt. Wir standen in einem kleinen Vorraum mit einer dunkelblauen Sitzgruppe.
    In einer der Türen erschien eine schmale, blasse junge Frau und fragte lächelnd: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Das wissen wir noch nicht genau«, sagte Rodenstock aufgeräumt. »Sind Sie Frau Glaubrecht?«
    »Ja, bin ich.« Ihre Augen wurden schmaler, ihr Mund auch.
    »Wir kommen aus der Eifel«, sagte Rodenstock. »Wir würden uns gern mit Ihnen unterhalten.«
    Sie musterte uns mit Misstrauen. »Wir erteilen aber keine Auskünfte mehr«, sagte sie leise. »Die Kriminalpolizei war ja schon hier. Der konnten wir auch nicht helfen.«
    »Ich habe mit dem Leiter der Mordkommission gesprochen«, erklärte Rodenstock freundlich. »Ich weiß, dass die Herren hier waren. Trotzdem möchte ich Sie bitten, uns einige Auskünfte zu geben.«
    »Das geht nicht.« Sie schüttelte bekräftigend den Kopf.
    »Wirklich nicht. Und mein Mann ist auch gar nicht zu Hause.« Dann folgte hart: »Ich muss Sie auffordern zu gehen.«
    Emmas Stimme kam wie ein sehr sanftes, beruhigendes Murmeln und im gleichen Moment wusste ich mit höchster Sicherheit, dass wir dieses Haus nicht unverrichteter Dinge verlassen würden.
    »Hören Sie, junge Frau. Ich kann Ihre Nervosität sehr gut verstehen. Die Aussage Ihres Mannes, das Geld für die Gründung dieser Existenz sei Ihnen von Ihrer Tante geschenkt worden, taugt absolut nichts. Das wissen Sie. Uns macht es keine Freude, Sie in Ihrer Ruhe zu stören, aber wir haben zu klären, inwieweit sich Franz Lamm schuldig gemacht hat. Er hat Ihnen Geld gegeben, das steht außer Frage, und wir wissen ...«
    »Lamm hat uns gar nichts gegeben«, sagte Gabriele Glaubrecht scharf.
    »Nein, Lamm nicht.« Emma nickte gelassen. »Das war jemand, der mit Lamm nichts zu tun hat. Der Mann heißt Albert Schwanitz und ist von Beruf Bodyguard. Der Mann, der auch Ihren Mann verprügelt hat. Eines muss Ihnen klar sein: Die Zahlungen des Franz Lamm an Sie können nur legalisiert werden, wenn wir dokumentieren können, wie das Geld geflossen ist und warum. Das heißt: Sie müssen uns Auskunft geben, sonst droht das Finanzamt. Und ich brauche Ihnen nicht zu erklären, was das bedeutet. Dann kann Ihr Mann den Lkw zurückgeben und sich irgendeine Arbeit suchen.«
    »Wer sind Sie eigentlich?«, fragte die Frau in der Tür nach einer Unendlichkeit. Ihr Gesicht war grau wie das eines Menschen, der keinen Ausweg sieht.
    »Mein Mann hier ist Kriminalist. Er hilft der Mordkommission ganz offiziell. Herr Baumeister ist Journalist. Ja, und wir Frauen sind die Garnitur.«
    Da lächelte Gabriele Glaubrecht zum ersten Mal, scheu und gleichzeitig belustigt. »Für eine Garnitur sind Sie aber nicht schlecht.«
    »Wenn Sie Ihren Mann hinzuziehen wollen, dann machen Sie das doch«, sagte Emma hastig. »Dagegen ist nicht das Geringste einzuwenden. Wir können ja einen Kaffee trinken gehen, bis er hier ist.«
    Eindringlich sah Gabriele Glaubrecht Emma an. »Was wissen Sie wirklich?«
    »Wir wissen, dass Sie Geld dafür bekommen haben, die Eifel zu verlassen, die Tragödie mit Ihren Kindern zu verdrängen, hierhin zu gehen.«
    »Wir konnten sie nicht mehr lebendig machen«, sagte sie düster und ihr Mund zuckte. Dann hob sie den Kopf: »Wenn Sie bis zum Ende der Straße weitergehen, bitte, da ist ein kleines Bistro. Ich rufe dort an, sobald mein Mann hier ist.«
    »Mein Name ist Emma«, murmelte Emma und schob uns aus dem Vorraum.
    Wir betraten das kleine Bistro, das freundlich eingerichtet war und im Wesentlichen von Strohblumenarrangements beherrscht wurde. Wir bestellten Kaffee bei einem vielleicht vierzehnjährigen, sehr scheuen Mädchen, das vollkommen aus den Gleisen geriet, als Rodenstock bestellte: »Ich hätte gern

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