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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Ich nehme einmal an von Westen. Er wird sich den relativ komplizierten und längeren Weg über Brück, Heyroth, Niederehe, Kerpen sparen. Das heißt, er ist doch die Bundesstraße entlanggefahren. Und zwar bis Oberehe. An der Kirche wird er abgetaucht sein auf den uralten Weg, der früher Richtung Niederehe führte. Richtig, von Westen her wird er kommen. Und er wird sich ...«
    Ich brach ab und sagte sehr laut: »Hurra!« Die Tiere zuckten zusammen, dösten aber weiter.
    »Er wird versuchen, sich anzuschleichen, weil er nicht weiß, was dort im Zelt von Breidenbach abgeht. Er wird möglicherweise erst einmal auf die Felsnase gehen. Ich sage gehen! Nicht fahren! Das Moped ist viel zu laut. Stopp, Baumeister, nicht zu schnell. Er wird das Moped in einiger Entfernung vor dem Steinbruch abstellen, weil es zu laut ist. Er geht also weiter – und trifft auf einen Offroader, der da im Wald steht. Klar, er trifft auf den Mann mit dem Richtmikrofon. Die Frage ist, wo hat Messerich sein Moped abgestellt?«
    »Cisco«, sagte ich, »wir zwei müssen jetzt tapfer sein, wir müssen noch mal raus in die Nacht. Ich habe eine Idee. Noch ist es eine trübe Funzel, aber es wird ein strahlendes Licht ...«
    In dieser Sekunde fiel Sachmo von der Bücherkiste und der GEO Life, landete dumpf auf dem Teppichboden, blinzelte, drehte sich und blieb mit hübsch angewinkelten Vorderläufen auf dem Rücken liegen. Ein tiefer Seufzer kam aus seiner Brust.
    »So kann es gewesen sein. Hund, komm mit.«
    Ich war viel zu aufgeregt, um Schläfrigkeit zu spüren.
    Ich erreichte Kerpen, fuhr nach rechts bis zur Strumpffabrik, dann nach links in die Felder am Haus der skurrilen Alten vorbei und dann das breite Tal hoch. Hinter dem Steinbruch geriet der Wagen ins Schleudern, die Strecke wurde sehr sumpfig. Ich schaltete das Vierganggetriebe ein und ließ den Wagen vorwärts mahlen, bis auf die weite Hochfläche, von der vier Wege nach Westen führten. Ich musste den zweiten von links erwischen. Dort befand sich das, was ich mir als idealen Abstellplatz für ein orangefarbenes Moped vorstellte: zwei uralte, niedrige Schuppen, verwittert von den Jahren, aufgestellt, um irgendwelche Geräte zu beherbergen, dann vernachlässigt, weil bäuerliche Existenz nicht mehr taugte.
    »Bleib bei mir«, befahl ich meinem Hund.
    Ich versuchte, zu dem Schuppen zu gelangen, aber davor hatten die Götter einen uralten Stacheldraht gesetzt, der verrostet in den Angeln an den Zaunpfählen hing. Ich krabbelte darunter hindurch, ratschte mir den Pulli auf. Cisco hechelte und wartete auf mich. Im ersten Schuppen hatten wir kein Glück, aber im zweiten. Da stand das Moped an einen verrosteten Heuwender gelehnt, orangefarben, still und unschuldig.
    Wahrscheinlich teilte sich meine gute Laune meinem Hund mit. Er japste vor Glückseligkeit.
    Ich rief Rodenstock an.
    Schlaftrunken brummelte er : »Was ist denn?«
    »Ich habe das Moped von Messerich gefunden. Er war im Steinbruch.«
    »Wie bitte? Wo bist du?«
    »Na ja, in Gottes freier Natur. Messerich war im Steinbruch und nun ist er verschwunden. Ich glaube, er ist tot.«
    »Du bist ekelhaft wach«, seufzte Rodenstock. »Gut, ich verständige Kischkewitz, dass er Leute schickt.«
    »Ja, ja, das ist das Vorrecht der Jugend. Bis gleich, ich komme jetzt nach Hause.«
    »Moment mal, wo müssen die Ermittler hin?«
    Ich beschrieb es ihm und erklärte anschließend meinem Hund, er sei Zeuge einer kriminalistischen Großtat gewesen. Ganz einverstanden war er nicht, er machte ›Wuff‹ und sah zur Seite. »Wenn Vera nicht mehr schnarcht, schlafen wir«, versprach ich ihm trotzdem.
    Aber ich sollte nicht zur Ruhe kommen, denn – wie der gebildete Chinese sagt – es herrschte ›trouble in all corners‹.
    Leise betraten Cisco und ich mein Haus, als genau in diesem Augenblick Emma in der Küche losbrüllte: »Da freue ich mich auf mein Haus und rede mit dem Architekten und mache und tue und werde morgens früh gegen zwei Uhr von meinem Mann geweckt, der die Mordkommission – neben mir im Bett liegend – darauf aufmerksam macht, dass Baumeister irgendein Scheißmoped gefunden hat, und die Leute sollten sich, verdammt noch mal, auf die Socken machen. Ja, bin ich denn dein Leo, wo leben wir hier denn?«
    »Bei Baumeister«, antwortete Rodenstock sachlich.
    »Und warum?«, brüllte sie. »Weil mein Mann auf die glorreiche Idee gekommen ist, eine Piepeismietwohnung an der Mosel zu beziehen, in der ich mich so fühle wie ... wie auf dem

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