Eifelheiler (German Edition)
was sie
herausgefunden hatte. »Wolf war gar nicht am Tatort?«
»Richtig.«
Mit der Faust hieb sich Welscher in die hohle Hand. »Er hat uns
angelogen. Schau dir die Uhrzeiten an. Er war den ganzen Tag in Hillesheim, bis
spätabends.«
»Was hat er da gemacht?«
»Ich bin den Nummernspeicher durchgegangen. Er hat in den Tagen
davor häufiger mit dem Krimihotel telefoniert. Ich habe dort angerufen. Der
Geschäftsführer hat mir bestätigt, dass Wolf den ganzen Tag im Haus war. Er hat
mit einem ortsansässigen Kollegen an der Renovierung des Eifelkrimi-Zimmers
gearbeitet.«
»Krimihotel? Eifelkrimi …« Fischbach brach ab. Dass er hier und
jetzt jedes Detail verstand, war nicht so wichtig. Bedeutend war nur, dass
Günter Wolf zum Zeitpunkt des Mordes nicht mal in der Nähe von Kronenburg
gewesen war.
Ein leichter Schwindel packte ihn. Hatte er das Geständnis von Wolf
zu schnell akzeptiert? Hätte er es deutlicher hinterfragen sollen? Was wäre
passiert, wenn sich beim Prozess das Krimihotel oder der Malerkollege gemeldet
hätte? Sie hätten sich bis aufs Blut blamiert.
»Ist dir nicht gut?«, fragte Welscher. »Du bist plötzlich so
bleich.«
Fischbach rubbelte sich mit einer Hand über den Hinterkopf. »Nein,
nein, alles in Ordnung. Zeig mir mal Kronenburg«, wies er Bianca Willms an.
Mit einigen Klicks wechselte sie die Ansicht. »Dort war er häufiger.
Auch an dem Tag, als er dich fast platt gefahren hätte, Jan.« Sie tippte auf
zahlreiche rote Punkte. »Aber nicht an dem Mordtag. Das ist eindeutig.«
Fischbach setzte sich. »Das ist ja ein Ding.«
Welscher ging zur Kaffeemaschine und füllte eine Tasse, die er
Fischbach reichte. »Hier, trink. Wird dir guttun. Du siehst aus wie eine
lebende Leiche.«
Dankbar nahm Fischbach die Tasse.
»Er nimmt einen Mord auf sich? Warum macht er das?«, fragte
Welscher.
»Geltungssucht?«, mutmaßte Bianca Willms. »Er will einmal im Leben
im Mittelpunkt stehen.«
Fischbach schlürfte langsam seinen Kaffee. Die Wärme in seinem Magen
tat gut. Ȇberzeugt mich nicht. Wolf ist nicht der Typ, der in der
Öffentlichkeit stehen möchte.«
»So genau kann man das nie wissen«, wandte sie ein.
Nachdenklich blies Fischbach über den Rand der Tasse. Um einen Mord
auf sich zu nehmen, bedurfte es eines starken Motivs. Schließlich standen
darauf mindestens fünfzehn Jahre Freiheitsstrafe, von der gesellschaftlichen
Ächtung mal ganz abgesehen. Entweder Wolf stand bei jemandem tief in der Kreide
und derjenige drohte ihm … womit? Die Familie auszulöschen? Möglich. Aber würde
man dann nicht bei aller Gefahr für Leib und Leben trotzdem die Polizei
einschalten? Oder hatte Wolf andere Leichen im Keller, sodass es auf eine mehr
oder weniger nicht ankam? Ach Quatsch. Selbst wenn es so wäre, gäbe es keinen
Grund, sich mit fremden Federn zu schmücken. Daraus wurde kein Schuh.
»Liebe«, flüsterte Bianca Willms. »Nur aus Liebe macht man so
etwas.«
Wie von der Tarantel gestochen schoss Fischbach von seinem Stuhl
hoch. Sein Kaffee schwappte über den Tassenrand, verfehlte knapp Bianca Willms’
Arm und klatschte auf den Boden.
»Das ist es«, rief Welscher erfreut. Er hatte im selben Moment
verstanden wie Fischbach.
Beherzt packte Fischbach Bianca Willms’ Kopf und drückte ihr einen
dicken Kuss auf die Stirn. »Du bist genial. Danke.« Er ließ sie los. »In fünf
Minuten brechen wir auf.«
»Sollen wir nicht lieber eine Streife …«
Energisch schüttelte Fischbach den Kopf. »So etwas mache ich lieber
persönlich. Dürfte dir ja inzwischen nicht entgangen sein. Bianca kann uns
ankündigen und die Kollegen vor Ort benachrichtigen.« Er überlegte kurz. Bei
der Festnahme von Günter Wolf waren die Kollegen auch sehr nützlich gewesen.
Welschers altersschwacher Fiesta war wirklich niemandem mehr zuzumuten. »Und
fordere einen Streifenwagen an«, bat er Bianca Willms.
Welscher seufzte. »Mitunter bist du kompliziert. Wir könnten doch
wirklich jemanden dorthin …«
»Wir machen das selbst, keine Widerrede«, unterbrach Fischbach ihn.
Er sprang auf und eilte zur Tür. Dort prallte er mit dem rotgesichtigen
Bönickhausen zusammen.
»Hiergeblieben! Ich will wissen, warum ihr die Pressekonferenz
geschmissen habt.«
»Was hast du ihnen gesagt?«, fragte Fischbach mit einem mulmigen
Gefühl in der Magengrube.
»Dass wir kurz vor dem Abschluss stehen und einen Tatverdächtigen
festgenommen haben. Mehr habe ich mich nach eurer Show nicht mehr zu
Weitere Kostenlose Bücher