Eifelheiler (German Edition)
gefragt, und das sagt
mir etwas anderes.«
Mit zwei Tellern in der Hand kam die Bedienung auf sie zu.
»Vorspeise«, trällerte sie und stellte die Suppe auf den Tisch. »Hühnerbrühe.
Guten Appetit.« Sie wandte sich an die holländischen Motorradfahrer. »Möchten
Sie noch was?«
»Ik neem ein Alkoholfreies, ach nee, doch lieber eine Fanta, aber
ohne Eis«, bestellte einer der drei in akzentuiertem Deutsch, stützte
affektiert den Ellbogen auf und legte den Kopf schief.
Die anderen beiden lachten gackernd.
Welscher verdrehte die Augen. »Siehste, sag ich doch. Mein Lieblingsgetränk
führt stets zu Erheiterung, Erstaunen oder unliebsamen Missverständnissen.«
Seelenruhig löffelte Fischbach seine Suppe. »Na und? Dann muss man
sich seine Wertschätzung eben anders einfordern.« Er legte seinen Löffel neben
dem Teller ab und drehte sich zu den Motorradfahrern um. Aus den Tiefen seiner
Lederjacke kramte er seinen Dienstausweis hervor und hielt ihn hoch. »Wenn ich
mit Essen fertig bin, und ihr seid noch in der Nähe, möchte ich mir gerne mal
eure Maschinen ansehen. Ach ja, und auf dem Heimweg wird dann sicher irgendwo
eine Streife stehen und mal nachsehen, ob ihr nicht zu viel gesoffen habt.«
Das Lachen am Nebentisch stotterte und erstarb ganz.
Fischbach nahm seinen Löffel wieder auf und schlürfte weiter die
Suppe.
»Ich weiß nicht«, flüsterte Welscher. »Das ist doch Amtsmissbrauch.«
»Wer et Krüzz hätt, der sähnt sich drmött«, murmelte Fischbach und
zwinkerte ihm zu. »Pass auf, die sind sowieso gleich weg. Und nun lass uns
weitermachen.«
Während er aß, spähte Welscher zu den drei Männern hinüber. »Sie
brechen auf«, flüsterte er. Kleine Lachfältchen bildeten sich in seinen
Augenwinkeln. »Hätte nicht gedacht, dass die tatsächlich den Schwanz
einklemmen.«
Fischbach wusste, dass Welscher es mit den Dienstvorschriften sehr
genau nahm. Umso mehr freute er sich, dass der junge Kollege offensichtlich
doch ab und an fünfe gerade sein lassen konnte und vielleicht sogar ein wenig
Spaß dabei empfand, andere aufs Korn zu nehmen. Es ließ ihn etwas menschlicher
und weniger verbissen wirken. »Für mich ist der Untermieter ein heißer
Kandidat. Und der Unbekannte, der dich zusammengeschlagen hat.«
Welscher hob den Teller etwas an und löffelte den Rest aus dem Rand.
»An die müssen wir aber erst herankommen.«
»Spielverderber. Sag mal was zu den unterschiedlichen Abdrücken, die
Feuersänger gefunden hat.«
»Drei Personen am Tatort, zwei Täter, ein Opfer.« Welscher schob den
Teller von sich weg. »War gut, einfach, aber schmackhaft.«
Die drei Motorradfahrer am Nebentisch bekamen die Rechnung und
zahlten.
»Aber wie soll das abgelaufen sein? Darüber zerbreche ich mir noch
den Kopf«, sagte Fischbach. »Zwei Personen, die beide mit Messern hinter der
Kramann hergelaufen sind? Eine, die die andere angefeuert hat? Gab es da nicht
mal einen Film, wo so ein Spinner mit einer seltsamen Maske Leute abgestochen
hat? Daran muss ich die ganze Zeit denken.«
»Du meinst ›Scream‹. Dass du dir so etwas anschaust.«
»Lief im Spätprogramm. Ich war auf dem Sofa eingenickt, und als ich
aufwachte …«
»… hast du die Fernbedienung gesucht und nicht gefunden. So
hast du nicht umschalten können und musstest leider den Film schauen, obwohl
auf Arte ein Andy-Borg-Konzert lief.«
»Arsch«, kommentierte Fischbach barsch, ohne wirklich verärgert zu
sein. So ganz unrecht hatte er ja nicht.
»Eine Parallele gibt es tatsächlich«, sagte Welscher nachdenklich.
»Die da wäre?«
»Jemand, der sein Opfer durch das Haus jagt und wild drauflossticht …«
»Glaubst du, wir haben es hier mit Nachahmern zu tun?«, wollte
Fischbach wissen. »Hollywood in der Eifel?«
Welscher wiegte den Kopf. »Der Gedanke hat schon was. Aber
wahrscheinlicher ist doch, dass zwei Ganoven auf Beutezug waren und dabei
überrascht wurden. Der Klassiker eben.«
»Aber die Brutalität passt nicht dazu, das Übertöten.«
Die Motorradfahrer eilten, ohne ein Wort zu sagen, hinaus. Gleich
darauf kam die Bedienung und servierte das Essen.
Beeindruckt riss Welscher die Augen auf. »Dieses Krüstchen könnte
auch als Hochhaus durchgehen. Und dein Schnitzel ist dermaßen gigantisch … Gibt
es überhaupt so riesige Schweine?«
Zufrieden nahm Fischbach das Besteck zur Hand. Er mochte es, ein
wenig mehr auf dem Teller zu haben. Lieber satt und zufrieden etwas übrig
lassen, als hungrig aufstehen zu müssen. »Die
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