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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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ominösen Geist«, schloss er.
    Fischbach stöhnte auf. »Mann, Mann, Mann, Heiler, Hexen und Geister.
Fehlen nur noch Rotkäppchen und der böse Wolf.«
    »Den einen Part könnte ich übernehmen«, sagte Doris Schmitz-Ellinger
und strich sich über die Haare.
    Überrascht hob Welscher den Blick. Sieh an, dachte er, die gute Frau
Staatsanwältin hat doch eine Spur von Humor in sich. Kann sogar über sich
selbst lachen. Bisher hatte er sie nur als überkorrekt und schlecht gelaunt
kennengelernt.
    Fischbach grinste. »Äh, ja, okay.« Er wandte sich an Feuersänger.
»Was machen die Messer?«
    »Kannst du wiederhaben«, knurrte der. »Wir haben nichts gefunden.«
    »Und die Schuhabdrücke?«
    »Gummistiefel, etwa Größe dreiundvierzig, und ein
Frauenfreizeitschuh, bequem, sportlich, deutlich kleiner. Ich tippe auf
neununddreißig«, ratterte Feuersänger übellaunig herunter.
    Was ist dem denn über die Leber gelaufen?, fragte sich Welscher.
Vermutlich plagte ihn immer noch die Erkältung. Obwohl er lange nicht mehr so
krank wirkte wie noch am Samstag.
    »Okay, war einen Versuch wert.« Fischbach lehnte sich vor und
stützte die Ellenbogen auf. »Ich fasse mal zusammen: Frau Kramann hatte mit
niemandem Streit, abgesehen von der Hexe. Sie war äußerst beliebt, galt als
Koryphäe unter den Heilern und hat unzähligen Eifelern Linderung verschafft.
Wenn ich mit meiner Hexen-Bonbonmacher-Theorie danebenliegen sollte, bleiben
nicht mehr viele Ansatzpunkte.« Er hob bedauernd die Arme. »So jemanden bringt
doch niemand um.«
    »Sackgasse?«, wollte Bönickhausen wissen.
    »Na ja, zumindest im näheren Umkreis des Opfers laufen wir überall
gegen die Wand.«
    »Darf ich jetzt auch mal was sagen?«, ereiferte sich Feuersänger.
    Fischbach runzelte die Stirn. »Was soll das denn jetzt? Hast du doch
schon, jetzt tu also nicht so, als würdest du hier nicht zu Wort kommen. Du
kannst dir denken, dass wir über jeden Ansatz …«
    »Was habt ihr euch heute Nacht erlaubt?«, fuhr Feuersänger
dazwischen.
    Überrascht über den Ausbruch, spannte sich Welscher unwillkürlich
an. »Was … wovon sprichst du?«
    »Heute früh war ich noch mal am Tatort. Dort sieht es ja aus, als ob
ihr eine Party gefeiert hättet.«
    »Dann müssen wir uns knapp verpasst haben«, sagte Fischbach.
    Feuersänger schien ihn gar nicht zu hören. »Eine bodenlose Sauerei
ist das, eine Frechheit.«
    Welscher tippte sich an die Stirn. Ärger keimte in ihm auf.
»Übertreib nicht.«
    »Zwei neue Schuhabdrücke«, motzte Feuersänger. »Die Bilder auf der
Kommode standen auch anders. So wird das nichts, so kann ich nicht arbeiten.«
Mit dem Zeigefinger tippte er mehrmals bekräftigend auf den Tisch.
    »Deine Gruppe hatte ohne Zweifel sowieso schon die letzten Krümel
gesichert, deine Aufregung ist daher vollkommen unnötig«, entgegnete Welscher
wütend. »Du hättest den Tatort längst freigeben können. Aber du musst dich ja
immer wichtigmachen. Weißt du was?« Welscher sah rote Punkte vor den Augen. »Du
bist ein Narziss.«
    Feuersänger sprang auf und beugte sich drohend über den Tisch. Sein
Stuhl flog polternd nach hinten um. »Du … Es geht mir mächtig auf den Zeiger,
wie du dich hier benimmst! Stellst uns immer als blöde Eifeler hin. Als ob du
die Weisheit mit Löffeln gefressen hättest.« Seine ansonsten tiefe Stimme hatte
eine Höhe erreicht, die in den Ohren wehtat.
    Langsam drückte sich Welscher hoch. Er stemmte die Fäuste auf den
Tisch und positionierte sich vor Feuersänger. Auge in Auge blickten sie
einander an. »Du Eifeler Wicht. Dich Pedanten würden die in Köln zum Frühstück
verspeisen.« Der ganze Frust, den er seit Wochen vor sich herschob, drängte
jetzt an die Oberfläche. Die verhasste Eifel, die zerbrochene Partnerschaft und
die Einsamkeit.
    Auch Feuersänger glühte vor Zorn. Er bleckte die Zähne.
    »Seid ihr total durchgedreht?«, hörte Welscher eine Stimme wie aus
weiter Ferne rufen. Jemand packte ihn an den Schultern und schob ihn zur Seite.
Es dauerte einige Sekunden, bis er Bönickhausen wahrnahm.
    »So etwas dulde ich nicht«, schrie sein Chef wütend. »Nicht hier,
nicht bei einem Mordfall. Ihr vertragt euch jetzt gefälligst, sonst werdet ihr
mich kennenlernen.«
    In Welschers Ohren rauschte das Blut. Er ließ sich auf seinen Stuhl
fallen und stierte vor sich hin.
    »Der Trampel …«, begann Feuersänger erneut, doch Bönickhausen
unterbrach ihn.
    »Schluss, habe ich gesagt!«
    Feuersänger kniff die Lippen

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