Eifelheiler (German Edition)
Patrick Wolf in
Veronika Kramanns Haus gefunden. Noch nicht mal auf dem Geburtstagsfoto war er
abgelichtet. Ich hatte es gestern Nacht noch in den Händen.«
»Vielleicht war er krank und konnte an dem Tag nicht«, wandte Bianca
Willms ein. »Kommt schon mal vor, dass Kinder krank werden.«
»Mag sein«, gab Welscher zu, »aber er war auch nicht auf der
Geburtstagsfeier. Und überhaupt: Niemand hat etwas von ihrem Enkel erzählt. Ich
sage euch: Da stimmt was nicht.« Welscher setzte sich und schaute
erwartungsvoll von einem zum andern.
»Wenn du recht hast«, sagte Fischbach nachdenklich, »dann gibt es
Dinge in der Familie Kramann, über die man nicht spricht. Dann kann von Frieden
keine Rede sein, eher von einem Nichtangriffspakt.«
»Und damit von vor sich hin schmorenden Konflikten und
Streitigkeiten, vielleicht sogar Hass«, ergänzte Welscher. »Was schließlich zum
Übertöten passen würde.«
»Da könnte was dran sein«, brummte Feuersänger nun etwas
versöhnlicher. Anscheinend war ihm der Ausbruch gerade inzwischen ebenfalls
peinlich.
»Also ab in die zweite Runde«, forderte Bönickhausen. »Und diesmal
fühlt ihr den Angehörigen mal so richtig auf den Zahn.«
Welscher ließ sich nicht zweimal bitten. Er verspürte eine Erregung,
die ihn immer dann befiel, wenn er sich auf der richtigen Fährte wähnte.
Außerdem wollte er endlich hier raus. Er stand auf. »Ich hol meine Jacke. Wo
fangen wir an?«, fragte er Fischbach.
»In Kyllburg, bei der Tochter, sozusagen direkt an der Quelle. Aber
warte mal, mir ist gerade noch etwas in den Sinn gekommen.« Nachdenklich drehte
sich Fischbach mit dem Stuhl zum Metaplan um. »Frau Schmitz-Ellinger, Sie waren
doch am Samstag in diesem Heino-Musical, nicht wahr?«
»Ja«, bestätigte sie, »ich kam von dort direkt zum Tatort. Sie
erinnern sich sicherlich.«
»Hat Ralf Klötsch an diesem Abend Heinos Vater gemimt? Oder spielte
eine Vertretung seine Rolle?«
»Nein, er selbst hat gespielt.«
»Sieh an.« Fischbach feixte. »Seine Frau hat behauptet, dass sie
beide zu Hause waren. Und Ralf Klötsch hat die Aussage bestätigt.« Er blickte
Welscher an. »Habe ich doch richtig in Erinnerung, oder?«
»Goldrichtig.«
»Warum lügen die uns an?«, fragte Fischbach und stand auf.
»Interessiert mich brennend. Ich denke, wir sollten den Nachmittag nutzen, um
einige Antworten zu erhalten. Bianca, ruf bitte Veronika Kramanns Tochter an
und sag ihr, dass wir vorbeikommen. Und wenn wir schon mal dort sind, soll sich
ihr Mann auch bereithalten. Den Klötsch bestell bitte für morgen früh um neun
zur Befragung her.« Bianca Willms murmelte eine Zustimmung. »Hat sonst noch
jemand was?«
»Morgen um zehn will ich dich auf der Pressekonferenz dabeihaben«,
sagte Bönickhausen nachdrücklich.
»Ja, von mir aus.« Fischbach schenkte allen zum Abschied ein
aufmunterndes Lächeln. »Dann mal rein ins Vergnügen. Aber vorher muss ich
unbedingt was essen.«
VIERZEHN
»Das ist also Puppeöjelchenzupp? Den Begriff kannte ich
gar nicht. Graupen hab ich aber auch ewig nicht mehr gegessen«, sagte Welscher
und löffelte einen Schluck. »Früher habe ich mich davor geekelt.«
Sigrid schmunzelte. »Das fasse ich jetzt als Kompliment auf.
Möchtest du noch einen Nachschlag? Ist genug da, ich friere sogar noch was
ein.«
»Gerne«, rief Fischbach und schob seinen Teller näher zu Sigrid.
»Ist ja Diät.«
»Diät? Was ist denn mit dir los?«, fragte Welscher erstaunt.
»Muss mal ein wenig den Gürtel enger schnallen«, brummte Fischbach.
Sigrid schöpfte eine Kelle nach, die zweite wehrte Fischbach ab.
»Von mir aus musst du nicht abnehmen«, sagte Sigrid und hielt
auffordernd die gefüllte Kelle in die Luft.
Fischbach zögerte. Die Suppe war ausgezeichnet. Appetit hätte er
noch, Hunger nicht mehr. Tapfer entschied er sich dagegen und schüttelte den
Kopf.
Sigrid füllte stattdessen Welschers Teller.
»Was war das denn vorhin mit Feuersänger?«, griff Fischbach das
Thema auf, das ihm seit dem Ausbruch der beiden in seinem Kopf rumorte. »Warum
lässt du dich so von ihm provozieren? Du weißt doch, wie der ist. Ein klasse
Tatorttechniker mit dem Hang zur Selbstinszenierung.«
Sigrid blickte ihren Mann fragend an.
Welscher legte den Löffel zur Seite und erzählte Sigrid von dem
Vorfall. »Hin und wieder geht der mir mit seinem Getue einfach auf den Sack«,
fasste er anschließend zusammen.
Schnüffel, das Zwerghausschwein der Fischbachs, steckte die
Steckdosennase zur
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