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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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weiße Narbe, die Welscher bisher nie
aufgefallen war, unterstrich den Haaransatz.
    »Das ist das Schlimmste überhaupt. Verantwortlich für den Tod der
beiden, eigentlich der drei Menschen zu sein, die man abgöttisch liebte, und
selbst weitestgehend körperlich ungeschoren davongekommen zu sein.« Er kraulte
Schnüffel den Kopf. Welscher ahnte, dass es nur eine mechanische Handbewegung
war. »Im Inneren hat es mich zerrissen. Jahrelang trieb ich nur so dahin, lebte
in den Tag hinein … obwohl, leben? Nein, Leben konnte man dazu eigentlich nicht
mehr sagen. Eher Dahinvegetieren. Erst als ich Sigrid kennenlernte, kam ich
wieder halbwegs auf die Beine.« Er klopfte Schnüffel noch einige Male die Seite
und stand auf. »Jetzt weißt du, warum ich keinen Schluck trinke, wenn ich noch
fahren muss. Und warum ich in keinen Wagen mehr einsteige. Ich halte es nicht
aus, in so einem Ding gefangen zu sein.«
    »Und deine Abneigung, jemanden mitzunehmen?«
    »Ich habe Angst, die Verantwortung zu übernehmen. Wenn ich mich doch
mal überwinde, dann nur nach heftigem innerlichen Kampf.« Er grinste schief.
»Ich bin so was von bescheuert.«
    »Gab es kein Disziplinarverfahren?« Welscher biss sich auf die
Zunge. Was für eine gefühlskalte Frage! Aber es wunderte ihn, dass Fischbachs
Karriere offensichtlich nicht unter dem Unfall und seinem anschließenden
Lebenswandel gelitten hatte.
    Traurig lächelte Fischbach. »Hier in der Eifel hält man zusammen.
Die Kollegen haben mich gedeckt. Offiziell war ich nüchtern und bin einfach von
der Fahrbahn abgekommen. Später frisierten sie meine Berichte und
Stundenzettel.«
    Wer da die Finger im Spiel gehabt hatte, ahnte Welscher.
Bönickhausen und Fischbach waren dicke Freunde, das wusste er.
    Fischbach ließ sich auf den Drehhocker fallen. »Wenn ich Sigrid
nicht kennengelernt hätte, wäre ich vermutlich inzwischen tot. Was glaubst du,
wie oft ich mir selbst die Knarre an die Schläfe gehalten habe.«
    »Selbstmord ist keine Lösung«, widersprach Welscher.
    »Geschenkt«, brummte Fischbach.
    Plötzlich spürte Welscher Ärger in seiner Magengrube. »Warum
erzählst du mir eigentlich gerade heute davon?« Vermutlich wollte Fischbach ihm
zeigen, wie winzig seine Probleme im Vergleich zum Verlust einer Familie waren.
Ihm vor Augen führen, dass es Schlimmeres gab als eine verflossene Liebschaft
und einen Arbeitsplatz, an dem man sich nicht wohlfühlte. Das war durchaus richtig,
aber half ihm nicht wirklich weiter. »Ich fühle mich zum Kotzen, könnte die
Nächte durchheulen, bin übernächtigt, aufgewühlt und unzufrieden«, gab Welscher
offen zu. »Darüber hilft mir deine traurige Vergangenheit leider nicht hinweg,
sosehr ich auch mit dir fühle.«
    Fischbach musterte ihn von unten herauf. Ein spöttisches Lächeln
umspielte seine Mundwinkel. »Ist mir klar.«
    »Warum also?«
    »Ich möchte dir zeigen, dass du nicht allein bist.«
    »Ah, na dann besten Dank«, fuhr Welscher auf. »Ich bin also nicht der
Einzige, der schmerzhafte Erfahrungen sammeln musste. Danke, darauf wäre ich
nicht gekommen. Aber ganz im Vertrauen: Es tröstet mich nicht.«
    Fischbach schüttelte den Kopf. »Du verstehst mich immer noch nicht.«
    »Dann erklär es mir. Offensichtlich bin ich zu blöd dafür.«
    Bedächtig stand Fischbach auf, schob Schnüffel von der Plane und
machte sich daran, das Wrack wieder zu bedecken. »Meine Geschichte erzähle ich
nicht jedem. Nur eine Handvoll Menschen haben bisher den abgedeckten Capri
gesehen.« Er hielt inne und drehte sich zu Welscher um. »Ich wollte dir zeigen,
dass du hier in der Eifel nicht nur Arbeitskollegen kennengelernt hast. Dass
du, wenn du das Brett mal vom Kopf nimmst, Freunde erkennen wirst. Freunde, die
dich leiden können, bei denen du dich ausheulen könntest und die dir zur Seite
stehen würden, wenn du es nur zulassen würdest. Und ich wollte dir vor Augen
führen, dass geteiltes Leid tatsächlich halbes Leid ist. Mein Leid teilt Sigrid
mit mir. Du dagegen schleppst alles in dir eingeschlossen mit dir herum. Es
sprengt deine Seele. Arrangier dich endlich mit deiner Umwelt.« Fischbach hatte
die Stimme erhoben und sah Welscher streng an.
    Erstaunt öffnete Welscher den Mund. Noch nie hatte er Fischbach so
viel an einem Stück reden hören. Hatte er richtig verstanden? Fischbach bot ihm
eine Freundschaft an? Der alte Eifeldickkopf? Der sich am liebsten in seiner
Werkstatt versteckte, an seiner Harley schraubte und dabei Helene Fischer
trällern

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