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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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hörte? Unschlüssig sah er zu, wie Fischbach ungelenk versuchte, die
Plane über den Capri zu ziehen. War es wirklich ernst gemeint? Oder wollte der
dicke Möchtegernrocker nur einen üblen Scherz auf seine Kosten genießen? Und
höhnisch auflachen, sobald er Vertrauen fasste, mit dem Hinweis, wie
leichtgläubig doch die Städter seien.
    »Pack mal mit an«, bat ihn Fischbach und holte ihn so aus seiner
Erstarrung. Er ergriff das andere Ende der Plane. Gemeinsam zogen sie sie über
das Wrack. »Jetzt aber los«, meinte Fischbach, als sie fertig waren. »Auf nach
Kyllburg.«
    Welscher nickte.
    An der Tür hielt ihn Fischbach am Oberarm zurück. »Denk darüber
nach«, forderte er mit einem milden Lächeln auf den Lippen. »Ich meine es
ernst, versprochen.«

FÜNFZEHN
    Es duftete nach Pfefferminz, als Fischbach in die Küche
von Barbara Wolf trat. Welscher folgte ihm gedankenverloren. Vermutlich dachte
er immer noch über das nach, was er ihm gerade in der Werkstatt erzählt hatte.
    »Pfefferminztee?«
    »Für mich nicht, danke«, antwortete Fischbach. »Aber mein Kollege
möchte bestimmt, oder, Jan?«
    Welscher schreckte zusammen. »Was?«
    »Tee?«
    Unsicher lachte Welscher. »Hm, ja, gerne.«
    Mit dem Küchentuch säuberte sie rasch den Tisch, auf dem weiße
Krümelchen lagen. »Tut mir leid, ich bin noch nicht fertig mit Saubermachen.
Setzen Sie sich bitte.« Sie stellte zwei Tassen auf den Tisch und goss ein. Der
aromatisch belebende Duft verstärkte sich. Fischbach musterte sie. Ihre Augen
lagen tief in den Höhlen. Es schien ihr an Schlaf zu fehlen. Durchaus
verständlich, bei dem, was ihrer Mutter zugestoßen ist, dachte er. »Ist Ihr
Mann auch in der Nähe?«
    »Der kommt gleich. Er ist noch rasch rüber zu Schneeball.«
    »Schneeball?«
    »Unser Schimmel. Ein ganz liebes Tier, gut für Kinder.«
    »Gutes Stichwort«, sagte Fischbach. »Ich möchte über Ihren Sohn
Patrick sprechen.«
    Sie versteifte sich. Ihre Hand zitterte plötzlich, und der Deckel
der Teekanne klimperte vernehmlich. »Patrick? Was hat er damit zu tun?«
    »Wie war sein Verhältnis zu Ihrer Mutter?«
    Sie stellte die Kanne scheppernd ab. Ihre Augen verengten sich, mit
ihrer Hand bedeckte sie ihren Halsansatz. »Patrick hatte keine Probleme mit
ihr.«
    Raffiniert geantwortet, dachte Fischbach. Aber du weichst mir nicht
aus. »Die beiden hatten also eine ganz normale Enkel-Oma-Beziehung?«
    Auf ihrem Hals wurden rote Flecken sichtbar und breiteten sich aus.
»Worauf wollen Sie hinaus?«
    Fischbach lehnte sich zurück und legte die Hände auf den Tisch.
Neben ihm schlürfte Welscher seinen Tee. »Reden wir nicht mehr um den heißen
Brei herum. Wir haben bei Ihrer Mutter kein einziges Bild von Patrick gefunden.
Das finden wir ungewöhnlich. Normalerweise platzen Großeltern vor Stolz auf
ihre Enkel. Sie führen Bilderalben mit ihren Abkömmlingen spazieren und zeigen
sie jedem, der nicht sofort davonrennt, um es mal überdeutlich zu formulieren.
Aber bei Ihrer Mutter gab es nichts davon, Frau Wolf, rein gar nichts. Wie
kommt das?«
    Bevor sie antworten konnte, polterten schwere Schritte durch die
Diele. »Sind sie schon da?«, rief eine tiefe Stimme dröhnend. Kurz darauf
erschien ein untersetzter, aber dennoch kräftig gebauter Mittvierziger im
Türrahmen.
    »Mein Mann Günter«, sagte Frau Wolf.
    Sieht aus wie ein wandelnder Panzerschrank, dachte Fischbach
amüsiert. Breiter Brustkorb, muskulöse Arme, kantiges, braun gebranntes
Gesicht, grau meliertes, welliges Haar. Ein Vorzeigehandwerker, der das Cover
von »Selbst ist der Mann« oder »Selber machen« zieren könnte.
    »Bleiben Sie sitzen, meine Herren«, sagte Wolf und drückte seiner
Frau einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. »Du hast wieder meine Stiefel
benutzt. Und meine Weste war auch nicht an ihrem Platz«, sagte er tadelnd,
wirkte jedoch belustigt. »Wenn du schon auf meinen Spuren wandelst, leg die
Sachen doch wenigstens dorthin zurück, wo ich sie abgelegt habe.« Er setzte
sich zu ihnen. »Gut, dass ich meine Arbeitsschuhe im Wagen hatte.« Er blinzelte
Fischbach zu. »Wenn man in einen Pferdeapfel tritt, muss es ja nicht gerade mit
den Sonntagsschuhen sein.«
    »Sicher nicht«, bestätigte Fischbach. Er zeigte seine Marke und
stellte Welscher und sich vor.
    Ein Handy bimmelte. Wolf zog ein Smartphone aus seiner Westentasche
und sah auf das Display. »Nicht so wichtig«, urteilte er und legte es auf den
Tisch. »Ein treuer Kunde, der ruft später noch mal an.«
    »Mach das

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