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Eifelteufel - Kriminalroman

Eifelteufel - Kriminalroman

Titel: Eifelteufel - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sie sich auch gleich dort verabreden können. Der Mann schien Umstände zu mögen. Davon abgesehen war es nicht in Ordnung, dass er die polizeiliche Vernehmung durch die Abfahrtszeit eines Zuges befristete. Notfalls würde sie ihn an dem Einstieg hindern. »Wie gut kannten Sie Gustaf Lörsch?«
    Â»Auf einer Skala von eins bis zehn? Da würde ich eine Neun vergeben. Wir sind … waren Freunde. Sogar gemeinsame Urlaube haben wir verbracht. Damals, als seine Frau, die Rita, noch bei ihm lebte. Da war der Manfred noch klein. Vorsicht«, er zeigte nach vorne auf den Gehsteig. »Scheiße.«
    Andrea Lindenlaub achtete darauf, nicht in den Hundehaufen zu treten. »Sie sagten, Sie waren Freunde. Bezieht sich die Vergangenheitsform auf das Ableben? Oder kam es wegen der körperlichen Auseinandersetzung zum Bruch zwischen Ihnen und Lörsch?«
    Aus dem Augenwinkel warf Kruschweski ihr einen belustigten Blick zu. »Sie reden vielleicht aufgebauscht. Eine wüste Prügelei hatten der Gustaf und ich, richtig zugelangt hat er.« Er tippte sich sanft auf sein gelb umrandetes Auge. »Ich bin froh, dass die Schwellung endlich weg ist. Den Tritt gegen meinen Oberschenkel habe ich inzwischen auch weitestgehend verdaut.«
    Sie bogen links ab auf die Bahnhofstraße. Solarzellen gleißten auf den Dächern der Häuser, die sie passierten.
    Â»Aber der Gustaf musste auch einstecken«, sagte Kruschweski stolz. »Sein Ohr hat geblutet, und ein paar Nierenhaken konnte ich auch setzen.« Kurz hielt er zum Schattenboxen an. »Bin noch gut in Schuss mit meinen fünfundsechzig, das können Sie mir glauben.«
    Tatsächlich wirkte er gelenkig und seine Bewegungen flüssig.
    Â»Wie kam es zum Streit?«
    Â»Gustaf war zeit seines Lebens aufbrausend und jähzornig. Folgte man seiner Meinung nicht, gab es Ärger. Deswegen hat ihn die Rita auch verlassen. Sie war selbst nicht anders, da prallten zwei Planeten aufeinander.«
    Â»Haben Sie noch Kontakt zu Rita Lörsch?«
    Â»Nein. Schon lange nicht mehr.«
    Â»Dann können Sie mir auch nicht sagen, wie ich sie erreichen kann?«
    Â»Sollte das die Polizei nicht am besten wissen?«
    Â»Leider ist Rita Lörsch nicht gemeldet. Ihre letzte Anschrift ist die ihres Mannes.«
    Er lachte auf. »Das passt zu Rita. Sie war immer schon aufsässig. Mit der Obrigkeit kam sie nie klar. Ich werde mal meine Frau fragen. Die redet nicht viel, weiß aber alles.«
    Sie betraten den Bahnsteig. Zwei Jugendliche standen mit Bierflaschen am Fahrplanschild.
    Â»Wenn ihr in Richtung Köln wollt, sind es noch zehn Minuten, Jungs. Immer um einundzwanzig nach«, teilte Kruschweski ihnen mit. Ohne weiter auf die beiden zu achten, stellte er sich in den Schatten des Bahnhofsgebäudes. Aus den Tiefen des Jankers zog er eine Roth-Händle-Packung hervor. »Rauchen Sie?«
    Andrea Lindenlaub hob abwehrend die Hand. »Nicht mehr.«
    Â»Gut so.« Er steckte sich eine Zigarette an und blies den Rauch in die Luft.
    Â»Was war denn bei Ihrem letzten Streit mit Gustaf Lörsch konkret vorgefallen?«
    Kruschweski spie einen Tabakkrümel aus. »Er hat mir vorgeworfen, Gelder aus der Vereinskasse veruntreut zu haben.«
    Â»Gibt es denn keinen Kassenwart? Dem würde das doch auffallen.«
    Â»Eben.«
    Â»Gustaf Lörsch war das?«
    Â»So ist es.« Kruschweski zog an der Zigarette und inhalierte tief.
    Â»Und? Ist an dem Vorwurf etwas dran?« Sie musterte ihn gespannt, drauf gefasst, eine ausufernde Verteidigungsrede zu hören.
    Â»Leider ja«, gab Kruschweski überraschenderweise zu und ergänzte: »Sie würden es ja eh herausbekommen.«
    Â»Von welchem Betrag sprechen wir?«
    Er räusperte sich. »Zehn«, flüsterte er und sah sich verstohlen um.
    Â»Zehntausend?«
    Er nickte und legte den Zeigefinger über die Lippen.
    Â»Eine stolze Summe«, sagte Andrea Lindenlaub. Menschen wurden schon für weniger Geld getötet. »Aber wenn es stimmt, wieso kam es dann überhaupt zu der Schlägerei? Reue und Wiedergutmachungsbeteuerungen wären da angemessener, sollte man meinen.«
    Â»Aber doch nicht bei der Mitgliederversammlung.« Entrüstet trat er die nur zur Hälfte gerauchte Zigarette aus. Er nahm den Hut ab und wischte sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. »Hören Sie, ich habe da ein kleines Problem. Ich fahre

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