Eifelteufel - Kriminalroman
Wieder lachte er. »Also Kammerflimmern, klar, wäre ich auch noch so draufgekommen. Aber jetzt pass auf: Kammertachykardie. Kannst du mal googeln. Ist auf jeden Fall eine Erkrankung, die zum Herzkammerflimmern führen kann. Und das ist eine sehr ungesunde Angelegenheit, wie du sicher weiÃt. Ein Impuls des implantierten Defibrillators bringt das Herz wieder in den Tritt, laienhaft ausgedrückt. Morgen werde ich Reschs Hausarzt aufsuchen und die ursprüngliche Anamnese erfragen. Fakt ist nämlich, dass Andreas Resch vor Jahren einen schweren Infarkt hatte. Das konnte der Rechtsmediziner an einer Narbe am Herzen erkennen.«
Welscher überflog seine Notizen. Bisher hatte BeinÃel nicht erwähnt, woran Andreas Resch denn nun tatsächlich verstorben war. Lag demnach nur ein schlichtes Herzversagen vor? Alles Zufall? Die E-Mail mit der Drohung, der Lieferwagen im Wald? Den vermuteten Zusammenhang mit den beiden Mordfällen gab es vielleicht gar nicht?
»Aber egal, was der Arzt mir dazu erzählen wird«, sagte BeinÃel, »eine natürliche Todesursache kann schon mal ausgeschlossen werden.«
Welscher drückte den Hörer fester ans Ohr. Jetzt wurde es spannend. »Sag bloÃ.«
»Ja, ganz sicher. Um die Sonden des Herzschrittmachers herum ist das Gewebe verbrannt. Es sieht aus, als hätte das Gerät unkontrolliert Signale abgegeben. Ich zitiere da mal frei Schnauze den Rechtsmediziner: Das Herz setzt zum Galopp an und hört einfach nicht mehr auf. Das haut selbst den Stärksten aus den Schuhen.«
Instinktiv legte Welscher die freie Hand auf seine Brust. »Also eine Fehlfunktion?«
»Ja. Allerdings sind die Dinger heutzutage ziemlich betriebssicher. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Gerät von sich aus die Pferderennbahn besucht, tendiert gegen null. Es müssen schon äuÃere Einflüsse dazukommen. Und jetzt wird es interessant.«
Wieder machte BeinÃel eine Pause. Anscheinend liebte er es, seine Gesprächspartner zappeln zu lassen. Der würde gut zu Feuersänger passen, dachte Welscher.
»Elektromagnetische Wellen sind Gift«, sagte BeinÃel, »selbst bei einem Handy muss man aufpassen. Oder bei Lautsprecherboxen. Aber diese Störquellen sind üblicherweise nicht fatal, man kann sich ja von ihnen entfernen. Danach ist alles wieder in Ordnung. Jetzt stell dir aber vor, es geht nicht, du kommst nicht weg.«
»Ziemlich mies.«
»Genau. Und weiÃt du, was besonders desaströs für die Geräte ist?«
»Nein, weià ich nicht«, erwiderte Welscher gereizt. Warum konnte BeinÃel nicht einfach seinen Bericht abspulen, wie sie es auf der Fachhochschule gelernt hatten? Das war doch hier keine Quizshow.
»Ein Radiosender.«
»Von dem kann man sich ja auch fernhalten.«
»Klar, im Normalfall schon. Jetzt zähl aber mal eins und eins zusammen.«
Einige Sekunden verstrichen, bevor bei Welscher der Groschen fiel. Er richtete sich auf. Es war so ungeheuerlich, dass ihm die Sprache wegblieb.
*Â *Â *
Satt und zufrieden stand Fischbach im Schatten des Vordachs seines Hauses in Kommern. Sigrids gestovtes Rindfleisch mit Pellkartoffeln war ein Gedicht gewesen. Da konnte er sich reinsetzen. Er öffnete den Hosenknopf. Sofort sprang der Bauch einige Zentimeter vor. Nicht zum ersten Mal war er froh, inzwischen Hosenträger zu benutzen. Die Dinger waren Gold wert, urig, bequem und unkompliziert. Mit den Verstellschnallen konnte er jederzeit die Länge verändern. Ein Gürtel dagegen war irgendwann am Ende angekommen, und dann half nur noch die nächste GröÃe.
Ab und zu drang ein Lachen aus der Küche.
Andrea half Sigrid beim Abwasch. Die beiden verstanden sich ausgezeichnet. Noch einen Kaffee, dann würden sie wieder nach Euskirchen aufbrechen.
Aus der Werkstatt hörte er Schleifgeräusche. Zingsheim ackerte hart und hatte es sich auch heute nicht nehmen lassen, gleich nach dem Essen weiterzuarbeiten. Nur gut, dass Fischbach sich auf seine Nachbarn verlassen konnte. Von denen würde niemand bei den Kollegen anrufen und sich über eine Lärmbelästigung am heiligen Sonntag beschweren.
Inzwischen hatte er den Eindruck, dass sich Zingsheim bei ihnen wohlfühlte. Es würde schwer werden, ihm nach ein paar Tagen der Ruhe klarzumachen, dass er seine Zeit nicht auf ewig hier verbringen konnte. Aber bis dahin würde noch viel Wasser die Rur hinunterlaufen.
Weitere Kostenlose Bücher