Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
Vom Netzwerk:
irgendein Pflanzensaft, mit dem man laut eines Foreneintrags bei beautyaddict.de Pigmentflecken kostengünstig beseitigen kann. Vielleicht gelingt es mir ja, noch schnell ein paar meiner Sommersprossen verschwinden zu lassen?
    Habe ich echt schon 500 Bewertungen von anderen eBay-Mitgliedern? Ich bin doch erst seit sieben Jahren dabei. Das würde ja heißen, dass ich im Schnitt mindestens einmal die Woche etwas ersteigere.
    Schuldbewusst denke ich daran, was das in der Praxis bedeutet: die vielen 70er-Jahre-Lammfell-Mäntel in meinem Kleiderschrank, die einfach IQ-senkend billig waren. Die lilafarbene Seidenbluse mit Schleife am Hals, die ich am Ende eines langen Nachmittags mit zu vielen trendbewussten
Frauenzeitschriften ergattert habe, um sie dann kein einziges Mal zu tragen. Das muss aufhören. Für das ganze Geld, das der Mist gekostet hat, hätte ich mir locker alles kaufen können, was in dem korrekten Kleiderschrank einer erwachsenen Frau hängen sollte: Kaschmirpullover, das kleine Schwarze zum Boss -Originalpreis, ein gut geschnittener Hosenanzug und die angesagte Jeans von Seven , die auch Gwyneth Paltrow trägt. Von nun an werde ich sparen. Zumal ich ja, wenn der Rest des Tages genauso verläuft wie der Anfang, ohnehin bald gefeuert werde.
    Ich denke noch mal über die Konferenz und meinen peinlichen Auftritt nach. Irgendwo in mir steckt eine charmante, erhabene und sehr geheimnisvolle Schönheit, ganz sicher. Nur irgendwie verschwindet sie immer, bevor ich sie jemandem zeigen kann. Auf jeden Fall werde ich erst mal einen Termin beim Nobelfriseur vereinbaren, den mir Toni empfohlen hat. Das ist schon mal ein Anfang. Danach mache ich mich endlich wieder an die Arbeit, die mir das Geld für die perfekte Frisur einbringen soll.
    Â»Toni sieht in letzter Zeit so erschöpft aus«, flötet Diana.
    Schnell schau ich zu Toni rüber. Diana hat Recht. Verdammt, da muss erst mal eine Diana kommen, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass es meiner besten Freundin offenbar nicht gut geht. Aber darauf werde ich sie jetzt lieber nicht in aller Öffentlichkeit ansprechen. Das muss bis zum Abend warten. Schnell berufe ich per E-Mail eine Sitzung mit Peter und Toni ein. Ein philosophischer Berater kann nicht schaden, falls es wirklich schlimm steht.
    Â»Na, vermutlich macht es ihr zu schaffen, dass Picard
sie nicht ranlässt«, unterbricht Diana meine Abendorganisation.
    Wie kann man solche Gehässigkeiten nur mit einer so klebrig süßen Kleinmädchenstimme über die Lippen bringen? Eigentlich müsste die Zunge sich ob all des fauligen Sirups angewidert rückwärts in den Rachen bohren, um ihre Besitzerin zu ersticken. Allerdings lässt Diana selten ihre Tarnung fallen, schon gar nicht gegenüber der Freundin eines Opfers. Das muss schon pure Verzweiflung sein, dass ihr der Satz rausgerutscht ist. Sie konkurriert mit Toni um die Gunst des frankophilen Schleimbeutels und vorgeblichen Rotweinkenners. Na ja, zumindest denkt Diana, sie würden miteinander konkurrieren. Sie kann sich einfach nicht vorstellen, dass irgendjemand nicht hinter PaPi her ist. Als wäre Toni so blöd, auf dessen Masche reinzufallen. Eines ist in diesem so unberechenbaren Leben gewiss: Sollte Toni mal ernsthaften Kummer haben, wird ganz sicher kein Mann die Ursache sein.
    Und bestimmt denkt Diana auch von mir, dass ich anfange zu sabbern, wenn Picard nur mal über meinen Rücken auf den Bildschirm schielt. Nur sieht sie mich vermutlich nicht als Konkurrenz. Frechheit eigentlich! Ich versuche, mir meinen guten Vorsatz ins Gedächtnis zu rufen, nur noch Positives über andere zu denken. Damit ich nicht mehr zu den Heuchlerinnen gehöre, die lächeln, obwohl sie innerlich würgen. Ich spreche leise vor mich hin: »Käsekuchen, Käsekuchen, sie macht tollen Käsekuchen.«
    Es hilft nichts. Dann kann leider nur noch die reine Wahrheit meine neue Ehrenhaftigkeit schützen, es ist schließlich nach zwölf Uhr mittags: »Diana, ich persönlich halte dich
für eine wahnsinnig attraktive Frau, nur warum sagt unser Chef, deine Hüftknochen seien so spitz, dass man sich damit im Nahkampf die Schenkel tätowieren könnte? Also ich meine jetzt den Chef, der alles dafür geben würde, Toni abzuschleppen.«
    Ha, das war gar nicht so schwer, stelle ich erleichtert fest. Was für ein befreiendes Gefühl. Diana sieht ganz geschockt und

Weitere Kostenlose Bücher