Eigentor für Moritz
empört: »Natürlich komme ich mit. Eure dummen Gesichter, wenn ihr einseht, dass ihr euch getäuscht habt, die lasse ich mir auf keinen Fall entgehen.«
Ein Verräter wird enttarnt
D as stimmt bestimmt überhaupt kein bisschen!« Enes schiebt seine Hand in Catrinas Hand. Mit treuherzigem Augenaufschlag wiederholt er, was er an diesem Nachmittag schon gefühlte tausend Mal beteuert hat: »Das kann gar nicht stimmen.«
Mit ihrer freien Hand wuschelt Catrina dem Knirps durch die Haare und ringt sich ein müdes Lächeln ab.
»Mann, kannst du vielleicht mal ’ne Minute die Klappe halten«, schimpft Mehmet. »Mit deinem Gequassel machst du uns ganz nervös.«
Aber nicht Enes und seine Endlosbeteuerungen sind schuld an der angespannten Stimmung. Vielmehr beschäftigt alle die Frage, was sie gleich auf dem Sportgelände der Südstadt erwartet.
»Aber ich sag doch nur, dass …«, so startet Enes noch einen Versuch. Doch dann zuckt er die Schultern und ist still.
Schweigend passieren die Freunde den Eingang.
Für einen Moment vergisst Moritz alles um sich herum, wie meistens, wenn er das VfB-Stadion betritt. Beim Blick auf die Tribüne, die sogar bei einem Testspiel der D-Jugend schon gut gefüllt ist, und auf den gepflegten Rasenplatz schnuppert man beinahe schon Bundesligaluft.
»He, träumst du, oder was?« Mit einem Rippenstoß im Vorbeigehen holt Niko Moritz in die Wirklichkeit zurück. Hastig läuft er den anderen nach.
Auf dem Spielfeld bringen sie sich bereits auf Betriebstemperatur, die Spieler in Schwarz und Weiß aus dem Schwarzbachtal und die VfBer, unverwechselbar in ihrem neongrünen Outfit. Die Grünen tänzeln in Formation über den Platz. Nur einer scheint nicht recht vertraut mit der Choreographie. Bei einem plötzlichen Richtungswechsel bleibt er abseits des Pulks an der Seitenlinie zurück.
»Ich glaube es nicht«, haucht Enes. Aber leider gibt es keinen Zweifel. Vor ihnen steht im Trikot des VfB – Roberto. Als er die Freunde entdeckt, zuckt er zusammen. Kein Zweifel, dass er am liebsten in einem Mauseloch verschwinden würde, aber das sucht er auf der makellosen Grünfläche natürlich vergebens. Und ehe er in den Schutz seiner neuen Kameraden zurückkehren kann, hat Blau-Gelb ihn schon eingekreist.
»Was wollt ihr von mir?«, fragt er, wobei er vergeblich versucht, seiner Stimme einen festen Klang zu geben.
Catrinas Stimme dagegen zittert nicht. »Von dir«, sagt sie ganz ruhig, »von dir wollen wir gar nichts mehr. Nie mehr. Merk dir das!« Noch ein vernichtender Blick, dann dreht sie sich um und stapft davon.
»Catrina, bleib doch hier!«, ruft Enes unglücklich.
»Lass mal, ich mach das schon«, sagt Rebekka und rennt ihrer Freundin nach.
»Wie war das doch gleich«, fragt Niko bissig. »Alles außer Blau-Gelb ist Scheiße? Glückwunsch, dann sitzt du jetzt mittendrin.«
»Sag doch mal was, Roberto«, bettelt Enes. Der Kleine hofft wohl immer noch, dass alles nur ein blödes Missverständnis ist.
Aber das ist es nicht. »Ich bin euch keine Rechenschaft schuldig!«, erwidert Roberto trotzig.
Inzwischen sind die anderen Grünen auf die Szene aufmerksam geworden und eilen herbei. »Was’n los? Machen die dir Schwierigkeiten?«
»Nein, nein«, versichert Roberto hastig.
»Sicher ein kleines Gespräch unter Freunden«, stichelt Mark.
»Unmöglich«, stellt Niko klar. »Denn der da«, mit dem Kinn deutet er auf die Neuerwerbung des VfB, »der hat gar keine Freunde.« Verächtlich spuckt er auf den Rasen und gibt damit das Signal zum Rückzug.
Als sie außer Hörweite sind, murmelt Enes ratlos: »Aber er war doch immer so nett.«
»Nein, das war er nicht«, erklärt Mehmet mit Nachdruck. »Er hat das alles nur gespielt, verstehst du?«
»Hhm!«
Nein, der Knirps versteht es nicht. Das zeigen die Fragezeichen auf seiner Stirn überdeutlich. Und es ist auch nicht zu verstehen, auch nicht für jemanden, der schon so groß wie Moritz und fast erwachsen ist.
»Warum hat er das gemacht?«, überlegt Moritz.
Niko zuckt die Schultern. »Was weiß ich. Ein Spanier. Vielleicht ticken die anders.«
»Vielleicht haben die VfBer ihn zu uns geschickt«, vermutet Alex. »Er sollte sich bei uns einschleimen und unsere Taktik ausspionieren.«
Vielleicht. Aber richtig überzeugend klingt das alles nicht.
»Wir wissen, was wir wissen wollten. Also lasst uns verschwinden!«, schlägt Mehmet vor.
Aber Alex ist anderer Meinung: »Wir sind in Norberts Auftrag hier, schon vergessen?
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