Eigentor für Moritz
zusammenarbeiten, wenn du willst.«
»Will ich nicht«, faucht Moritz. »Ich will nur, dass du mal still bist.«
»Moritz, hör auf zu schwätzen!«, mahnt Herr Laubmühlen. »Bei dieser Unruhe kann kein Mensch arbeiten.«
Na toll! Das ist ja mal wieder typisch. Derjenige, der am entschiedensten für Ruhe im Klassenzimmer eintritt, wird ausgeschimpft. Eine schreiende Ungerechtigkeit.
»Mach dir nichts draus«, flüstert Celina. »Wir können uns ja in der Pause weiter unterhalten.«
Herzlichen Dank! Aber da hat Moritz schon etwas anderes vor.
In der Pause informiert Moritz seine Freunde über seinen Verdacht: »An der Sache ist was faul.«
»Von was sprichst du?«
»Na, von Roberto. Irgendwas stimmt da nicht.«
»Logisch, jetzt haben wir das auch kapiert.«
»Du hast es von Anfang an gewusst. Leider haben wir dir nicht geglaubt.«
»Dabei hast du ihn als Einziger durchschaut.«
»Durchschaut? Was meint ihr?«
»Dein Bauchgefühl«, erinnert ihn Niko. »Schon vergessen?«
Bisher hat Catrina sich nicht an der Unterhaltung beteiligt und nur lustlos an ihrem Pausenbrot genagt. Doch jetzt beißt sie herzhaft zu und nuschelt mit vollem Mund: »Wir hätten wirklich auf deinen Bauch hören sollen.«
»Aber …«, versucht Moritz zu erklären. Doch dann gibt er es auf. Was soll er auch sagen? Ein richtiges Argument hat er nicht. Deshalb muss er allein herausfinden, was mit Roberto los ist. Für Catrina und Enes, die der Spanier beide so enttäuscht hat, für alle Blau-Gelben, vor allem aber für sich selber. Ist er wirklich ein so schlechter Menschenkenner? Das kann jetzt nur noch ein Gespräch unter vier Augen klären.
Die Wahrheit
B eim letzten Klingelton des Schultages steht Niko bereits an der Tür. Mit einer ungeduldigen Handbewegung fordert er die anderen auf, einen Zahn zuzulegen. Roberto dagegen packt seine Sachen in Zeitlupe. So gemütlich lässt es einer nur angehen, wenn er keinen Wert auf Gesellschaft legt.
»Moritz, wo bleibst du denn?«, drängelt Niko.
»Ich hab noch was vergessen«, behauptet Moritz. »Geht schon mal vor.«
»Sollen wir warten?«, fragt Alex.
»Nein, nein, ich komme gleich nach.«
Achselzuckend geht Niko mit Mehmet und Alex die Treppe hinunter, nicht ohne einen letzten besorgten Blick auf seinen Freund. Dass jemand länger als unbedingt nötig in der Schule bleiben will, geht über seinen Horizont.
»Ist wirklich alles klar bei dir?«, erkundigt sich Catrina.
»Ganz bestimmt«, versichert Moritz.
Catrina nickt und trottet den anderen mit hängenden Schultern nach. Moritz sucht sich ein Versteck unter dem letzten Treppenabsatz und wartet. Ein paar Nachzügler, dann wird es still. Roberto kommt ganz zum Schluss. An der letzten Stufe vertritt Moritz ihm den Weg. Roberto sieht alles andere als erfreut aus. Aber betont lässig fragt er: »Und?«
»Das will ich von dir wissen.«
»Ich hab dir nichts zu sagen«, erwidert Roberto trotzig.
»Da bin ich anderer Meinung. Du hast uns jede Menge zu sagen. Mir, der ganzen Mannschaft, vor allem Catrina.«
»Das war ein ganz normaler Transfer! Den hält man geheim, bis alles in trockenen Tüchern ist. Das müsstest du eigentlich wissen.«
Puh, was für ein Geschwafel. Und nicht ein Wort wahr, hundertpro. Aber Moritz hat Zeit, viel Zeit. Der Bus ist jetzt sowieso schon weg. Roberto will sich an Moritz vorbeidrücken. Aber der hat aufgepasst. Wie ein gelernter Verteidiger stellt er alle Fluchtwege zu.
Schließlich gibt Roberto auf. »Ist doch sowieso alles egal!« Er klingt bitter. »Catrina will nichts mehr von mir wissen. Ihr alle nicht. Ich bin raus. Du hast es doch selber gehört.«
»Ach ja? Vielleicht überlegst du mal, warum? Machst auf dicke Freundschaft. Und in echt war schon alles klar mit dir und dem VfB und dem ach so geheimen Transfer.«
»War es nicht!«
»Nicht? Wie dann?«
Roberto hockt sich auf die Treppe und schlingt die Arme um seine Knie. Moritz setzt sich neben ihn und wartet. Eine Ewigkeit. Doch endlich fängt Roberto stockend zu erzählen an.
»Ich wollte zu Blau-Gelb. Von Anfang an. Weil ich euch nett fand. Dich, Enes, Catrina, na ja, alle eben. Aber mein Vater … Er hatte leider andere Pläne.«
»Was für Pläne?«
»Mein Vater hat gute Geschäftsfreunde beim VfB. Die haben ihm eingeredet, das wäre ein großer Verein. Beste Perspektive, wenn du im Fußball was erreichen willst. Also hat er mich dort angemeldet. Zack, einfach so!«
»Aber das geht doch nicht«, sagt Moritz entgeistert. »Du
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