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Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
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nicht sicher, was uns gleich erwartete, aber sehr viel unheimlicher als Tante Prue außerhalb ihres Körpers oder die Lilum im Körper von Mrs English konnte es nicht sein.
    Der Qualm begann sich zu kräuseln und wurde dichter. Ich sah, wie er sich formte und allmählich Gestalt annahm.
    Der Bokor stieß die Beschwörungsformeln immer lauter aus.
    Der schwarze Rauch wurde grau und aus dem Grau entstand etwas. Ich hatte das schon einmal gesehen, auf dem Bonaventura-Friedhof, als Twyla den Schemen meiner Mutter heraufbeschworen hatte.
    Ich starrte wie gebannt auf den Qualm. Die Gestalt wuchs von unten herauf, wie damals meine Mutter. Erst die Füße, dann die Beine.
    »Was zum Teufel …« Link wollte einen Schritt zurückweichen, aber er stolperte und fing sich gerade noch.
    Dann der Leib und die Arme.
    Zuletzt nahm das Gesicht Konturen an.
    Die Augen richteten sich auf mich.
    Es war ein Gesicht, das ich überall wiedererkannt hätte.
    Denn es war mein eigenes.
    Ich machte einen Satz zurück und wollte weglaufen.
    »Heilige Scheiße!«, rief Link, aber seine Stimme schien weit weg zu sein.
    Panik schnürte mir die Luft ab wie zwei Hände, die sich um meinen Hals legten. Dann löste sich der Schemen wieder auf.
    Aber ehe er verschwunden war, sagte er: »Ich warte.«
    Dann war er weg.
    Der Singsang des Bokors endete, die stinkende Kerze erlosch, und alles war vorbei.
    »Was war das?«, fragte ich entsetzt. »Wieso gibt es einen Schemen, der so aussieht wie ich?«
    Der Bokor ging zum Terrarium zurück und setzte die Schlange wieder zu den anderen hinein. »Er sieht nicht nur aus wie du. Er ist dein Ti-bon-ange. Die andere Hälfte deiner Seele.«
    »Was sagen Sie da?«
    Der Bokor nahm ein Streichholz und zündete die Kerze erneut an. »Die eine Hälfte deiner Seele ist bei den Lebenden, die andere bei den Toten. Du hast sie zurückgelassen.«
    »Wo habe ich sie zurückgelassen?«
    »Im Jenseits. Als du gestorben bist.« Er klang beinahe gelangweilt.
    Als ich gestorben bin.
    Er sprach von der Nacht des Sechzehnten Mondes, als mich Amma und Lena wieder ins Leben zurückgeholt hatten.
    »Und wie?«
    Der Bokor schlenkerte kurz mit der Hand und das Streichholz erlosch. »Wenn man zu schnell zurückkommt, kann die Seele dabei zerbrechen. Ein Teil der Seele kehrt zu den Lebenden zurück, der andere bleibt im Jenseits. Er ist zwischen dieser Welt und der Anderwelt gefangen und zugleich an die fehlende Hälfte gebunden, bis beide wieder zusammengebracht werden.«
    Zerbrochen.
    Er musste sich irren. Das würde ja bedeuten, dass ich nur eine halbe Seele hatte. Das war schlichtweg undenkbar.
    Wie sollte das möglich sein? Was war mit der anderen Hälfte? Wo …
    An die fehlende Hälfte gebunden.
    Mit einem Mal wusste ich, was mich die ganze Zeit verfolgte und im Schatten lauerte.
    Ich selbst – mein anderes Ich.
    Das war der Grund, weshalb ich mich verändert hatte und mit jedem Tag ein bisschen mehr von mir selbst verlor.
    Der Grund, weshalb ich plötzlich weder Schokomilch noch Ammas Rühreier mochte. Der Grund, weshalb ich nicht mehr wusste, was in den Schuhschachteln in meinem Zimmer war oder wie meine Telefonnummer lautete. Der Grund, weshalb ich plötzlich Linkshänder war.
    Meine Knie wurden weich, und ich merkte, dass ich nach vorne sackte. Ich sah, wie der Fußboden immer näher kam. Eine Hand packte mich am Arm und stellte mich wieder auf die Füße. Link.
    »Okay, und wie kriegt man die beiden Hälften wieder zusammen? Gibt es dafür einen Spruch oder so was?«, fragte er ungeduldig. Vermutlich hätte er mich am liebsten über die Schulter geworfen und schleunigst wieder nach Hause verfrachtet.
    Der Bokor warf den Kopf in den Nacken und lachte. Als er schließlich sprach, sah er mich an, und sein Blick jagte mir Schauer über den Rücken. »Dazu braucht es mehr als einen Spruch. Deshalb ist deine Seherin zu mir gekommen. Aber mach dir keine Sorgen. Wir haben einen Handel getätigt.«
    Ich fühlte mich, als hätte jemand einen Eimer eiskaltes Wasser über mich geschüttet. »Was für einen Handel?«, fragte ich tonlos.
    Mir fiel ein, was er zu Amma gesagt hatte, als wir die beiden hier belauscht hatten. Es gibt nur einen Preis dafür.
    »Was ist der Preis?«, schrie ich, und meine Stimme schrillte schmerzhaft in meinen Ohren.
    Der Bokor hob seinen Schlangenhautstab und richtete ihn auf mich. »Ich habe dir heute Abend mehr Geheimnisse enthüllt, als du erwarten konntest.« Er verzog sein Gesicht zu einem Lächeln, das

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