Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)
Knöchelchen und Perlen waren so fest eingebunden, dass sie fast eins mit den Haaren geworden waren. Er hielt seinen Schlangenhautstab in der Hand.
»Oh … ähm … Entschuldigung, dass wir einfach so reinplatzen …«, stammelte ich.
»Hat sich die Mutprobe denn gelohnt?« Er packte den Stab fester. »Unbefugtes Betreten ist ein Verstoß gegen das Gesetz. Gegen eures und gegen meines.«
»Es geht nicht um eine Mutprobe.« Meine Stimme zitterte hörbar. »Wir haben Sie gesucht. Ich habe Fragen, und ich glaube, Sie sind der Einzige, der mir darauf antworten kann.«
Der Bokor kniff die Augen zusammen und strich sich über den Spitzbart. Vielleicht hatte ich ihn neugierig gemacht, vielleicht überlegte er aber auch, wie er unsere Leichen beseitigen könnte, nachdem er uns getötet hatte. »Wie kommst du darauf, dass ich die Antwort kenne?«
»Amma. Ich meine Amarie Treadeau. Sie war hier. Und ich muss wissen, warum.« Jetzt hatte ich seine volle Aufmerksamkeit. »Denn ich glaube, sie war meinetwegen hier.«
Er musterte mich genau. »Du bist das also. Interessant, dass du zu mir kommst und nicht zu deiner Seherin gehst.«
»Sie weigert sich, mir etwas zu sagen.«
Er sah mich mit undurchdringlicher Miene an. »Hier entlang«, sagte er schließlich.
Wir folgten ihm in den Raum mit dem Gestank und den Dämpfen und den Relikten des Todes. Link flüsterte: »Hältst du das für eine gute Idee?«
»Ich habe doch einen Inkubus bei mir, was soll also passieren?« Es war ein schlechter Scherz. Aber ich hatte solche Angst, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
»Einen Viertel-Inkubus.« Link holte tief Luft. »Ich hoffe, das reicht.«
Der Bokor stellte sich hinter den Holztisch und Link und ich blieben davor stehen. »Was wisst ihr über meine Angelegenheiten mit der Seherin?«
»Ich weiß, dass sie zu Ihnen gekommen ist, weil sie über das, was die Karten ihr gesagt haben, beunruhigt war.« Ich wollte nicht alles offenlegen. Womöglich würde er sonst herausfinden, dass wir heute nicht zum ersten Mal bei ihm waren. »Ich möchte wissen, was die Karten gesagt haben. Und warum sie Ihre Hilfe brauchte.«
Er sah mich scharf an, als könnte er direkt in mich hineinschauen. Den gleichen Blick hatte Tante Del, wenn sie sich an einem Ort umsah und die verschiedenen Zeitschichten in Gedanken ordnete. »Das sind zwei Fragen, aber nur eine ist wirklich wichtig.«
»Welche denn?«
Seine Augen leuchteten in der Dunkelheit. »Deine Seherin braucht meine Hilfe, um etwas zu tun, was sie selbst nicht tun kann. Sie will das Ti-bon-ange wieder vereinen, die Naht flicken, die sie selbst zerrissen hat.«
Ich hatte keinen blassen Schimmer, wovon er sprach. Welche Nähte sollte Amma zerrissen haben?
Link verstand offenbar genauso wenig. »T-Bone was? Ist hier von Steaks die Rede?«
Der Bokor blickte mir fest in die Augen. »Und du weißt wirklich nicht, was dich erwartet? Es beobachtet uns jetzt.«
Es beobachtet uns jetzt?
»Was … was beobachtet uns?« Ich würgte die Worte hervor. »Und wie werde ich es wieder los?«
Der Bokor ging zu dem Terrarium mit den sich windenden Schlangen und hob den Deckel an. »Das waren schon wieder zwei Fragen. Und ich kann nur eine davon beantworten.«
»Was beobachtet mich?« Meine Stimme zitterte, meine Hände zitterten – alles an mir zitterte.
Der Bokor nahm eine Schlange heraus; sie war schwarz, rot und weiß gemustert. Sie schlang sich um seinen Arm, und der Bokor hielt sie am Kopf fest, als wüsste er, dass sie zuschnappen würde.
»Ich werde es dir zeigen.«
Er führte uns in die Mitte des Raums zu einer großen Säule, die aussah wie eine selbst gemachte Riesenkerze, und der ekelerregende Gestank verstärkte sich noch. Lucille verkroch sich unter einem Tisch in der Nähe, um dem Gestank zu entkommen – oder der Schlange oder dem irren Typen, der irgendetwas, das wie Eierschalen aussah, zu der Schüssel trug, die vor unseren Füßen stand.
»Das Ti-bon-ange muss eins sein. Es darf nie getrennt sein.« Er machte die Augen zu. »Ich werde Kalfu rufen. Wir brauchen die Hilfe eines mächtigen Geists.«
Link stieß mich mit dem Ellbogen an. »Ich weiß nicht, ob mir das gefällt, was hier passiert.«
Mit geschlossenen Augen fing der Bokor an zu sprechen. Ich erkannte Fetzen von Twylas französischem Kreolisch, aber auch eine andere Sprache klang mit, die ich nie zuvor gehört hatte. Er raunte die Worte, als würde er jemandem eindringlich ins Ohr flüstern.
Ich war mir
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