Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)
Arbeitszimmer. Sarafine sah auf ihre Hände hinab, die rußschwarz waren. Bestimmt war auch ihr Gesicht schmutzig. So konnte sie nicht zu John nach Hause gehen.
Sie ging hinaus, um sich in dem kleinen Badezimmer zu reinigen. Ein paar Schritte von Abrahams Tür entfernt hörte sie Stimmen.
»Ich weiß nicht, warum dir so viel an diesem Bengel liegt.« Huntings Stimme klang verbittert. »Wen interessiert es schon, ob er bei Tageslicht ins Freie kann? Er ist kaum alt genug, um überhaupt gehen zu können, und Silas wird ihn wahrscheinlich sowieso umbringen, bevor er uns von Nutzen sein kann.«
Sarafine wusste, dass er über den Jungen sprach, von dem ihr Abraham bei ihrer ersten Begegnung erzählt hatte. Der Junge, der nur wenig älter war als Lena.
»Silas wird sich beherrschen und tun, was ich ihm sage«, knurrte Abraham. »Du hast keine Fantasie, Hunting. Dieses Kind ist die nächste Generation. Ein Inkubus, der über alle unsere Vorzüge verfügt, aber keine unserer Schwächen hat.«
»Was macht dich da so sicher?«
»Denkst du etwa, ich hätte seine Eltern zufällig ausgewählt?« Abraham hasste es, wenn man ihm Fragen stellte. »Ich wusste genau, was ich tat.«
Einen Moment lang herrschte Stille. Dann sprach Abraham wieder. »Es wird nicht mehr lange dauern, bis mit den Castern Schluss ist. Ich werde es noch erleben. Das verspreche ich dir.«
Sarafine überlief ein kalter Schauer. Sie verspürte den Drang, zur Tür hinauszurennen und nie wieder einen Blick zurückzuwerfen . Aber sie brachte es nicht fertig. Sie musste um Lenas willen bleiben.
Sie musste die Stimmen zum Schweigen bringen.
Als sie nach Hause kam, war John im Wohnzimmer.
»Psst. Das Baby schläft.« Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, als sie sich neben ihn aufs Sofa setzte. »Wo bist du gewesen?«
Eine Sekunde lang überlegte sie, ob sie lügen sollte. Sie könnte behaupten, sie sei in der Bibliothek gewesen oder im Park spazieren gegangen . Aber Huntings Worte spukten ihr im Kopf herum. »Ich frage mich, wie lange es dauern würde, bis er dich abserviert.« Er irrte sich, was John betraf.
»Ich war in den Tunneln.«
»Wie bitte?« John sah sie fassungslos an.
»Ich habe einen Verwandten getroffen und er hat mir von dem Fluch erzählt. Dinge, die ich nicht wusste. Die zweite Naturgeborene in der Duchannes-Familie kann sich selbst berufen. Lena hat die Wahl.« Alles sprudelte aus ihr heraus, es gab so vieles, was sie ihm schon lange hatte sagen wollen.
John schüttelte den Kopf. »Welcher Verwandte war das?«
Jetzt gab es kein Zurück mehr. »Abraham Ravenwood.«
John erhob sich und baute sich vor ihr auf. »Abraham Ravenwood, der Blut-Inkubus? Er ist tot.«
Sarafine sprang auf. »Nein. Er lebt, und er kann uns helfen, Lena zu retten!«
John blickte sie so forschend an, er sähe er sie zum ersten Mal. »Uns helfen? Hast du den Verstand verloren? Er ist ein Dämon, der Blut säuft! Wie kommst du darauf, dass auch nur ein Wort wahr ist von dem, was er sagt?«
»Warum sollte er lügen? Er hat nichts davon, wenn er mir sagt, dass Lena die Wahl hat.«
John packte sie an den Schultern. »Warum er lügen sollte, Izabel? Ganz einfach, weil er ein Blut-Inkubus ist. Er ist schlimmer als ein Dunkler Caster.«
Sarafine wand sich in seinem festen Griff. Es spielte keine Rolle, dass John sie Izabel nannte; ihre Augen waren trotzdem goldgelb und ihre Haut war eiskalt.
»Er kann Lena helfen.« Er hilft mir auch. Das hätte sie ihm am liebsten gesagt.
John war so wütend, dass er nicht merkte, wie ihre Gesichtszüge sich verzerrten. »Das kannst du nicht wissen. Es ist ja noch nicht einmal sicher, ob Lena eine Naturgeborene ist.«
Sarafine spürte, wie etwas in ihr aufstieg wie eine riesige Welle. Sie erkannte nicht, was es war . Aber die Stimmen durchschauten das Gefühl. Es war Wut.
Er vertraut dir nicht. Er glaubt, dass du eine von ihnen bist.
Sie versuchte, diese Gedanken beiseitezuschieben und sich auf John zu konzentrieren. »Wenn sie weint, dann regnet es. Ist das nicht Beweis genug?«
John ließ ihre Schulter los und fuhr sich durch die Haare. »Izabel, dieser Kerl ist ein Monster. Ich weiß nicht, was er von dir will, aber er spielt mit deinen Ängsten. Du darfst nie wieder mit ihm sprechen.«
Seine Worte versetzten sie in Panik. Sie wusste, dass Abraham die Wahrheit über Lena gesagt hatte. John kannte die Prophezeiung nicht. Und da war noch etwas. Wenn sie nicht mehr zu Abraham gehen durfte, dann konnte sie den Stimmen nicht
Weitere Kostenlose Bücher