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Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
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mir. »Es ist so weit.«
    Amma und Macons Mutter Arelia saßen am Bett. Mit geschlossenen Augen hielten sie die Hände über Tante Prue ausgestreckt. Am Fußende des Bettes sah ich undeutlich schimmernde Umrisse und das Funkeln unzähliger kleiner perlengeschmückter Zöpfe.
    »Twyla? Bist du das?« Ich sah den Anflug eines Lächelns.
    Amma zischelte, dass ich gefälligst still sein sollte.
    Ich hatte das Gefühl, als würde Tante Prues runzlige Hand nach meiner greifen und tröstend darüberstreichen.
    Es roch verbrannt. In einer Keramikschale auf dem Fensterbrett glomm eine Handvoll Kräuter. Auf dem Bett lag nicht die Krankenhausdecke, sondern Tante Prues eigene mit kleinen Bommeln bestickte Decke. Außerdem war sie auf ihr geblümtes Lieblingskissen gebettet. Harlon James IV . lag zusammengerollt zu ihren Füßen. Und noch etwas war anders an Tante Prue. Es fehlten die Schläuche und der Monitor und die ganzen Heftpflaster. Sie trug ihre gehäkelten Pantoffeln und ihr bestes Kleid mit den Perlmuttknöpfen – so wie bei ihren Ausfahrten, bei denen sie jedes Gartentor in unserer Straße inspizierte und kritisch darüber befand, wessen Haus einen neuen Anstrich benötigte.
    Mein ungutes Gefühl hatte mich nicht getrogen. Sie war die Nummer siebzehn.
    Ich zwängte mich an Amma und Arelia vorbei und nahm Tante Prues Hand. Amma öffnete ein Auge und warf mir einen strengen Blick zu. »Finger weg. Da wo sie hingeht, hast du nichts verloren.«
    Ich straffte mich. »Sie ist meine Tante, Amma. Ich möchte ihr Lebewohl sagen.«
    Ohne die Augen zu öffnen, schüttelte Arelia den Kopf. »Dafür ist jetzt keine Zeit.« Ihre Stimme klang, als käme sie aus weiter Ferne.
    »Tante Prue hat mich gesucht. Ich glaube, sie will mir etwas mitteilen.«
    Amma schlug beide Augen auf und zog die Brauen hoch. »Es gibt eine Welt der Lebenden und eine Welt derer, die ihr Leben hinter sich haben. Sie hat ein erfülltes Leben geführt und ist nun bereit. Und gerade jetzt habe ich alle Hände voll zu tun, damit die Menschen, die mir am Herzen liegen, auch weiter unter den Lebenden bleiben. Wenn du also bitte machen würdest, was ich sage …« Sie schnaubte, so wie sie es immer tat, wenn sie das Essen auftrug und ich ihr dabei im Weg stand.
    Ich warf ihr einen Blick zu, wie ich ihr noch nie einen zugeworfen hatte. Einen Blick, der besagte: Nein, das mache ich nicht.
    Mit einem Seufzer nahm sie meine Hand in die eine und die Hand meiner Tante in die andere Hand. Ich schloss die Augen und wartete.
    »Tante Prue?«
    Nichts geschah.
    Tante Prue.
    Ich machte ein Auge auf. »Was ist los?«, flüsterte ich.
    »Als ob ich das wüsste«, antwortete Amma. »Der Lärm und der Aufruhr, den dieses Dämonenvolk veranstaltet, haben sie wahrscheinlich verschreckt.«
    »All diese Leichen«, sagte Arelia leise.
    Amma nickte. »Heute Nacht treten viel zu viele ihre Reise ins Jenseits an.«
    »Aber es sind noch nicht alle. Es werden achtzehn sein. So sagt es das Lied.«
    Amma sah mich mit einem Blick der Verzweiflung an. »Vielleicht irrt sich das Lied. Sogar meine Karten und die Ahnen irren sich hin und wieder.«
    »Der Shadowing Song kommt von meiner Mutter und sie hat von achtzehn gesprochen. Sie irrt sich nicht, das weißt du.«
    Ich weiß es, Ethan Wate . Amma musste es nicht laut sagen. Ich konnte es in ihren Augen sehen, an der Art, wie sie die Zähne zusammenbiss, und an den Sorgenfalten auf ihrer Stirn.
    Ich streckte wieder die Hand aus. »Bitte.«
    Amma blickte über die Schulter. »Leah, Arelia, Twyla, kommt und helft mit.«
    Wir gaben uns die Hände und schlossen den Kreis der Sterblichen und der Caster. Ich, der Lotse, der nicht weiterwusste. Leah, der Lichte Sukkubus, der das Dunkle nicht vertreiben konnte. Amma, die Seherin, die sich in der Finsternis verlor. Arelia, die Diviner, die mehr wusste, als sie wissen wollte. Und Twyla, ein Schemen aus dem Jenseits, der schon einmal die Geister der Toten herbeigerufen hatte. Sie war das Licht, das Tante Prue den Weg nach Hause wies.
    Sie alle gehörten jetzt zu meiner Familie.
    Und so saßen wir nun in einem Krankenzimmer, hielten uns an den Händen und sagten jemandem Lebewohl, der auf mehr als nur eine Weise längst nicht mehr unter uns weilte.
    Amma nickte Twyla zu. »Wärst du bitte so freundlich?«
    Binnen Sekunden war der Raum in tiefe Schatten getaucht. Ich spürte den Wind, obwohl wir nicht im Freien waren.
    Zumindest nahm ich das an.
    Die Dunkelheit wurde immer undurchdringlicher, bis wir in

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