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Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
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Zettel. »Doch, sie will Kartoffelauflauf, aber sie will nicht, dass Jeanine Mayberry ihn macht, weil sie Kartoffelpulver anstatt echte Kartoffeln nimmt.«
    Tante Mercy nickte ernst, als würde ich gerade die Unabhängigkeitserklärung vorlesen. »Das ist wahr. Jeanine Mayberry behauptet, dass der Auflauf so besser schmecken würde, aber Prudence Jane sagte immer, sie mache das nur deswegen, weil es billiger ist.« Dabei zitterte ihr Kinn verdächtig.
    Mit Tante Mercy war es schlimm. Seit Tante Prue gestorben war, hatte sie nichts getan außer tränennasse Taschentücher zusammenzuknüllen. Tante Grace dagegen hatte die Zeit damit zugebracht, Beileidskarten zu schreiben, in denen sie allen mitteilte, wie leid es ihr tat, dass Tante Prue gestorben war, obwohl ihr Thelma erklärt hatte, dass eigentlich die anderen Leute ihr Beileidskarten schreiben müssten. Tante Grace hatte Thelma angesehen, als ob sie nicht ganz bei Trost wäre. »Warum sollten sie mir etwas schicken? Das sind meine Karten. Und das ist meine Neuigkeit.«
    Thelma hatte den Kopf geschüttelt und sich weitere Einwände gespart.
    Jedes Mal wenn sie sich nicht einig waren, musste ich Tante Prues Brief noch einmal vorlesen. Er war so exzentrisch und so unverwechselbar wie Tante Prue selbst.
    » Liebe Mädchen« , begann er. Untereinander hatten sie sich nie als Schwestern angesprochen, sie waren immer nur die Mädchen. »Wenn ihr dies lest, habe ich bereits die Große Verheißung erfahren. Obwohl ich mich freue, meinem Schöpfer gegenüberzutreten, werde ich dennoch einen Blick vom Himmel herabtun, um sicher zu sein, dass meine Party genau so verläuft, wie ich es angeordnet habe. Und glaubt ja nicht, dass ich nicht aus meinem Grab steigen und durch den Mittelgang der Kirche gehen werde, falls Eunice Honeycutt auch nur einen Fuß in die Kirche setzt.«
    Niemand außer Tante Prue brauchte einen Rausschmeißer für die eigene Beerdigung.
    Ich las weiter und weiter. Abgesehen davon, dass alle vier Harlon James und auch Lucille Ball an der Trauerfeier teilnehmen sollten und dass Tante Prue ein fast skandalöses Arrangement von »Amazing Grace« und eine falsche Fassung von »O bleibe Herr« für ihre Beerdigung vorgesehen hatte, war die Grabrede die größte Überraschung.
    Tante Prue wollte nämlich, dass Amma die Rede hielt.
    »Das ist doch Quatsch«, schniefte Amma.
    »So hat es Tante Prue gewollt. Schau.« Ich hielt ihr den Brief hin.
    Amma weigerte sich, einen Blick darauf zu werfen. »Dann ist sie genauso verrückt wie ihr alle.«
    Ich tätschelte ihr den Rücken. »Mit Toten streitet man nicht, Amma.« Sie warf mir einen bösen Blick zu und ich zuckte die Schultern. »Wenigstens musst du dir dafür keinen Smoking leihen.«
    Mein Vater, der auf der untersten Treppenstufe gesessen hatte, stand entnervt auf. »Ich gehe besser und trommle die Dudelsackspieler zusammen.«
    Letztendlich war es dann Macon, der die Dudelsackspieler herbeischaffte. Nachdem er von Tante Prues Wunsch gehört hatte, ließ er es sich nicht nehmen, sie vom Highland Elks Club aus Columbia einfliegen zu lassen. Zumindest behauptete er das. Aber ich kannte ihn, und ich kannte die Tunnel, und deshalb war ich überzeugt, dass die Musiker an diesem Morgen direkt aus Schottland gekommen waren. Als die Trauergemeinde zum Gottesdienst eintraf, spielten sie »Amazing Grace« so herzergreifend, dass niemand in die Kirche hineingehen wollte. Eine riesige Menschenmenge versammelte sich auf dem Gehweg rund um die Kirche, bis der Reverend alle nachdrücklich aufforderte, endlich reinzugehen.
    Ich stand in der Tür und schaute zu. Ein Leichenwagen – ein richtiger, nicht der von Lena und Macon – parkte vor der Kirche. Tante Prue würde auf dem Friedhof von Summerville beerdigt werden, bis der Garten des Immerwährenden Friedens wieder hergerichtet war. Bei den Schwestern hieß er nur der Neue Friedhof, weil er erst seit siebzig Jahren bestand.
    Beim Anblick des Leichenwagens dachte ich daran, wie ich Lena im Jahr zuvor auf dem Weg zur Schule zum ersten Mal durch Gatlin fahren sah. Ich weiß noch, dass ich geglaubt hatte, es sei ein Omen, vielleicht sogar ein schlechtes.
    War es das gewesen?
    Wenn ich alle Ereignisse Revue passieren ließ, von jenem Blick auf den Leichenwagen bis zum heutigen Tag, dann konnte ich es nicht mit letzter Sicherheit entscheiden.
    Nicht wegen Lena – sie war immer noch das Beste, was mir je passiert war –, sondern weil sich alles verändert hatte.
    Wir beide hatten

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