Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
Vom Netzwerk:
Das war eine übernatürliche Apokalypse. »Dann hat Abraham also nur zufällig vorgelesen, dass sich die Erde auftut und die Dämonen freigelassen werden?«
    Link sah mich von der Seite an. »Was meinst du mit: die Dämonen werden freigelassen? Wo denn?«
    Der Boden unter unseren Füßen fing wieder an zu beben. Link blieb stehen und lauschte, als könnte er so herausfinden, woher das Erdbeben kam und wo es neuen Schaden anrichten würde. Das Rumpeln wurde zu einem Knacken. Es hörte sich an, als stünden wir auf einer Veranda, die gleich einstürzen würde. Es klang wie ein unterirdisches Gewitter.
    Ich wusste nicht, was klüger war, weglaufen oder stehen bleiben.
    Link sah sich um. »Ich finde, wir sollten …«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu vollenden. Der Boden unter uns wölbte sich, und ich hörte, wie die Erde aufbrach. Wir konnten nirgendwo mehr hingehen, wir hatten auch gar keine Zeit mehr dazu. Die steinernen Platten des Wegs, auf dem wir standen, schoben sich übereinander und formten ein Dreieck, bis die Bewegung schließlich zum Stillstand kam. Die Beleuchtung der Kreuze fing an zu flackern und erlosch dann völlig.
    »Bitte sag mir, dass es nicht das ist, was ich denke«, sagte Link und ging rückwärts, weg von dem dürren Gras, den Plastikblumen und den Grabsteinen. Die Grabplatten schienen sich zu bewegen.
    »Wovon redest du?«
    Link kam nicht dazu, mir zu antworten, denn in diesem Moment hob sich die erste Grabplatte. Ein weiterer Erdstoß – zumindest dachte ich das.
    Aber ich irrte mich.
    Die Grabplatten fielen nicht einfach um.
    Sie wurden von unten hochgehoben.
    Steine und Erde wurden in die Luft geschleudert und kamen zurückgeschossen wie Bomben, die vom Himmel fielen. Vermoderte Särge wurden nach oben gedrückt, schlitterten den Hügel hinunter, brachen auf und hinterließen verwesende Leichen auf ihrem Weg nach unten. Es stank so entsetzlich, dass Link würgen musste.
    »Ethan!«, schrie Lena.
    Ich nahm ihre Hand. »Lauf!«
    Link musste man das nicht zweimal sagen. Knochen und Bretter flogen wie Granaten durch die Luft, aber Link hielt alle Schläge für uns ab wie ein Linebacker.
    »Lena, was geht hier vor?« Ich ließ ihre Hand nicht los.
    »Ich glaube, Abraham hat ein Tor zur Unterwelt geöffnet.« Sie stolperte und ich half ihr wieder auf.
    Wir standen vor der Anhöhe, die zum ältesten Teil des Friedhofs führte, wohin ich Tante Mercy mit ihrem Rollstuhl so oft geschoben hatte, dass ich es gar nicht mehr zählen konnte. Dort oben war es finster, und ich musste aufpassen, wohin ich meine Füße setzte, um nicht in die riesigen Löcher zu fallen.
    »Da entlang!« Link war bereits oben angekommen. Plötzlich blieb er stehen. Allerdings nicht, um auf uns zu warten. Als ich ihn eingeholt hatte, sah ich, dass der Anblick des Friedhofs ihn innehalten ließ.
    Die Mausoleen und Grabstätten waren förmlich in die Luft geflogen. Es sah aus, als hätte jemand sämtliche Gräber auf dem Hügel geöffnet. Bruchstücke von gemeißelten Steinen, Knochensplitter und Leichenteile waren überall verstreut. Irgendwo dazwischen lag ein Plastikfaun.
    Am Rande des Friedhofsbereichs, der als der vornehmere galt, stand ein Leichnam. Dem Grad der Verwesung nach zu urteilen, war er schon vor langer Zeit begraben worden. Der Leichnam starrte uns an, dabei hatte er gar keine Augen. Die Augenhöhlen waren völlig leer, und trotzdem ließ irgendetwas die leblose Gestalt von innen heraus lebendig wirken – so wie es die Lilum bei Mrs English getan hatte.
    Link streckte den Arm zur Seite, damit Lena und ich hinter ihm blieben.
    Der Leichnam legte den Kopf schief, als lausche er jemandem. Plötzlich quoll dunkler Nebel aus Augen, Nase und Mund. Der Körper wurde schlaff und fiel zu Boden. Der Nebel, der an einen Vex erinnerte, wirbelte in Spiralen hoch, sauste in die Höhe und zum Friedhof hinaus.
    »War das ein Schemen?«, fragte ich und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme zitterte.
    Link kam Lena mit seiner Antwort zuvor. »Nein. Das war eine Art Dämon.«
    »Woher weißt du das?«, wisperte Lena, als fürchtete sie, noch mehr Tote aufzuwecken.
    Link blickte weg. »Ich hab ihn erkannt. So wie ein Hund einen anderen Hund erkennt, wenn er ihn sieht.«
    »Für mich sah das nicht nach einem Hund aus.« Ich hatte es als Trost gemeint, dabei waren wir längst jenseits irgendwelcher miesen Scherze.
    Link sah zu der Stelle, wo der Leichnam lag und wo noch vor wenigen Minuten der Dämon gestanden hatte.

Weitere Kostenlose Bücher