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Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
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einem großen Raum vor einer runden Tür standen. Ich erkannte sie sofort wieder. Es war die Metalltür des Exil , dem Club in den Tunneln. Diesmal war der Raum leer. Und ich war ganz allein.
    Mit beiden Händen packte ich den kreisförmigen silbernen Griff, mit dem man die Tür öffnete. Ich zog, so fest ich konnte, aber das Rad bewegte sich nicht.
    »Dazu braucht man tüchtig Muskelkraft, Ethan.« Ich drehte mich um. Tante Prue stand hinter mir, in ihren gestickten Pantoffeln und ihrem geblümten Kleid. Sie stützte sich auf ihren Infusionsständer, obwohl gar kein Schlauch mehr in ihren Körper führte.
    »Tante Prue!« Als ich sie umarmte, spürte ich die Knochen unter ihrer pergamentartigen Haut. »Geh nicht.«
    »Schluss damit. Du bist ja fast so schlimm wie Amma. In dieser Woche war sie fast jede Nacht hier und wollte, dass ich bleibe. Hat ständig irgendwas unter mein Kopfkissen gelegt, das wie die alten Windeln von Harlon James roch.« Sie rümpfte die Nase. »Es reicht jetzt. Hier kann ich ja nicht mal meine Fernsehserien sehen.«
    »Kannst du nicht doch bleiben? Es gibt noch so viele Tunnel, die verzeichnet werden müssen. Und ich weiß nicht, was Tante Mercy und Tante Grace ohne dich anfangen sollen.«
    »Deshalb wollte ich ja mit dir reden. Es ist wichtig, also sperr die Ohren auf, verstanden?«
    »Ich höre dir zu.« Ich wusste, sie wollte mir etwas sagen, was nur sie allein mir sagen konnte.
    Tante Prue beugte sich zu mir und flüsterte: »Du musst sie aufhalten.«
    »Wen?« Meine Nackenhaare stellten sich auf.
    »Ich weiß genau, was sie vorhaben«, wisperte Tante Prue. »Sie wollen garantiert die halbe Stadt zu meiner Party einladen.«
    Ihre »Party«. Sie hatte schon früher davon gesprochen. »Du meinst, zu deiner Beerdigung?«
    Sie nickte. »Ich plane sie, seit ich zweiundfünfzig bin, und ich möchte, dass sie haarklein so abläuft, wie ich es mir vorstelle. Mit dem guten Porzellan und dem feinen Leinen und der Punschbowle aus Kristall. Und Sissy Honeycutt soll ›Amazing Grace‹ singen. In meiner untersten Kommodenschublade ist eine Liste mit allen Einzelheiten, vorausgesetzt ihr habt sie unversehrt nach Wates Landing gebracht.«
    Ich konnte es nicht glauben, dass das der Grund für unser Gespräch an diesem Ort sein sollte. Andererseits war es typisch Tante Prue. »Ja, Ma’am.«
    »Das Allerwichtigste ist natürlich die Gästeliste, Ethan.«
    »Verstehe. Du willst sicher sein, dass die richtigen Leute kommen.«
    Sie sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. »Nein. Ich will sicher sein, dass nicht die falschen Leute kommen. Ich will sichergehen, dass bestimmte Leute wegbleiben. Das ist doch kein Grillfest der freiwilligen Feuerwehr.«
    Sie meinte es ernst, obwohl ich ein gewisses Funkeln in ihren Augen sah, das dort immer aufglomm, wenn sie ihre berühmt-berüchtigte Opernfassung von »Leaning on the Everlasting Arms« anstimmte.
    »Ich will, dass du Eunice Honeycutt die Tür vor der Nase zuschlägst. Egal ob Sissy singt, und selbst wenn diese Frauden Allmächtigen höchstpersönlich mitbringt, sie bekommt keinen Tropfen von meinem Punsch.«
    Ich umarmte sie so fest, dass ich sie mitsamt den winzigen Häkelpantöffelchen vom Boden hochhob. »Du wirst mir fehlen, Tante Prue.«
    »Natürlich werde ich das. Aber es ist Zeit für mich, ich habe einige Sachen zu erledigen und einige Ehemänner zu treffen. Ganz zu schweigen von mehreren Harlon James. Dürfte ich dich jetzt bitten, einer alten Frau die Tür zu öffnen? Ich fühle mich heute nicht besonders.«
    »Diese Tür?« Ich berührte die Metalltür vor uns.
    »Genau die.« Sie ließ den Infusionsständer los und nickte mir zu.
    »Wohin führt sie?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass sie dahin führt, wohin ich gehen muss.«
    »Und wenn ich sie nicht öffnen darf oder so?«
    »Ethan, soll das etwa heißen, dass du Angst davor hast, eine alberne kleine Tür zu öffnen? Dreh endlich an dem verflixten Rad.«
    Ich umklammerte das Rad und versuchte mit aller Kraft, es zu bewegen. Es drehte sich nicht.
    »Willst du, dass eine alte Frau die schwere Arbeit allein macht?« Tante Prue schob mich mit ihrer kleinen Hand beiseite und berührte das Drehrad.
    Die Tür sprang sofort auf. Licht und Wind und Gischt schlugen uns entgegen. Ich erhaschte einen Blick auf blaues Wasser. Ich bot Tante Prue meinen Arm an und sie ließ sich über die Schwelle helfen. Dann standen wir da, ich diesseits und

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