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Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
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ein Weg. Eigentlich waren es nur zwei parallele Linien, die sich durch die Felder schlängelten, wo das hohe, im Wind wehende Gras plattgedrückt war. Die Felder auf beiden Seiten des Weges leuchteten golden wie Kornfelder im Sonnenschein – nicht braun wie Heuschrecken in der Dürre. Der Himmel hatte die Farbe, der ich irgendwann mal den Namen Gatlin-Blau gegeben hatte: hellblau und wolkenlos.
    Hallo? Ist da jemand?
    Sie war nicht da, und ich konnte es kaum begreifen, wo ich mich befand.
    Ich hätte diesen Ort überall wiedererkannt; ich hatte jede Menge Bilder davon gesehen – es war die Plantage meines Ururururgroßvaters Ellis Wate. Jenes Mannes, der im Bürgerkrieg auf dieser Seite der Route 9 gekämpft hatte und gefallen war. Genau hier.
    In der Ferne erspähte ich Wates Landing, unser Haus – und seines. Ich konnte nicht sagen, ob es genauso wie heute aussah, aber die blauen Fensterläden leuchteten zu mir herüber. Ich schaute auf die von Erde und Gras bedeckte Luke und im selben Moment ging mir ein Licht auf. Es war der Tunnel, der zum Vorratskeller führte, in den Keller unseres Hauses. Ich war auf der anderen Seite herausgekommen – auf der sicheren Seite, wo sich die Sklaven mithilfe der Underground Railroad in den dicht bewachsenen Feldern versteckt hatten.
    Warum hatte mich die Temporis Porta hierhergebracht? Was hatte die Lilum vor mehr als hundertfünfzig Jahren auf der Farm meiner Familie zu schaffen gehabt?
    Lilum? Wo bist du?
    Neben der Straße lag die Hälfte eines verrosteten Fahrrads. Zumindest sah es so aus wie ein Fahrradteil. Der Rahmen war in der Mitte durchgesägt worden und man hatte einen Schlauch hindurchgezogen. Die Konstruktion diente zum Bewässern des Feldes. Neben dem Rad stand ein Paar schlammverklebter Gummistiefel. So weit ich sehen konnte, erstreckten sich die Felder bis zum Horizont.
    Was muss ich tun?
    Ich betrachtete das verrostete Rad und da begriff ich.
    Ich wurde überwältigt von meiner eigenen Hilflosigkeit. Es war schier unmöglich, das Feld zu bewässern. Es war viel zu groß und ich war ganz allein. Die Sonne schien immer heißer, die Blätter wurden immer brauner, und bald würde das Feld nicht mehr golden sein, sondern verbrannt und abgestorben wie alles andere ringsum. Ich hörte das vertraute Summen eines Insektenschwarms. Die Heuschrecken kamen.
    Warum zeigst du mir das?
    Ich kauerte mich auf den Boden und starrte in den blauen Himmel. Eine Biene summte nektartrunken um die Feldblumen. Ich spürte die Erde unter mir, sie war weich und warm, obwohl sie nach Wasser lechzte. Ich grub meine Finger in den Boden, der ganz trocken war und rau wie Sand.
    Ich wusste, weshalb ich hier war. Ob ich es vollenden konnte oder nicht, ich musste es wenigstens versuchen.
    Darum geht es, richtig?
    Ich stieg in die heißen, schlammverkrusteten Stiefel und packte das rostige Metallrad, umfasste die Griffe und schob es vor mir her. Ich fing an, das Feld zu bewässern, eine Reihe nach der anderen. Das Rad drehte sich ächzend, und die Sonne brannte auf meinen Rücken, während ich das Rad unter Aufbietung aller Kräfte über die Bodenwellen und Ackerrillen schob.
    Ich hörte ein Geräusch. Es klang, als öffnete sich eine schwere Steintür zum ersten Mal seit hundert Jahren oder als würde ein riesiger Felsbrocken aus einer Höhlenöffnung rollen.
    Das Wasser.
    Es kam ganz langsam, ergoss sich nach langer Zeit wieder von der alten Pumpe oder dem Brunnen, an den der Schlauch angeschlossen war, aufs Feld.
    Ich rackerte noch angestrengter. Das Wasser lief in schmalen Rinnsalen durch den Staub. Als es die ausgetrockneten Gräben erreichte, bildete es winzige Flüsse, aus denen kleine Flüsse wurden und daraus recht ansehnliche Flüsse, die, das wusste ich, alles bewässern würden, so weit mein Auge reichte.
    Ein endloser Fluss.
    Ich erhöhte das Tempo. Das Rad drehte sich immer schneller, bis es sich so schnell bewegte, dass die Speichen wie ein Wirbel aussahen. Das Wasser strömte jetzt mit solcher Kraft, dass der Schlauch aufplatzte wie eine ausgeweidete Schlange. Überall war Wasser. Unter meinen Füßen wurde der Staub zu Matsch und ich war klitschnass. Es war, als hätte ich endlich gelernt, Fahrrad zu fahren, als könnte ich endlich fliegen. Es war etwas, was nur ich allein tun konnte.
    Atemlos hielt ich inne.
    Das Rad des Schicksals .
    Es war rostig und verbogen und älter als der Staub. Mein Rad des Schicksals, ich hielt es hier in meinen Händen. Auf dem Feld, das meiner

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