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Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
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waren in ihren Geschäften, aber Gatlin war nicht mehr die Stadt, in der man durch Fensterscheiben nach innen schauen durfte. Es war die Stadt der verrammelten Fenster, der verschlossenen Türen und der überquellenden Vorratskammern. Die Stadt, die auf den nächsten Wirbelsturm oder das Ende der Welt wartete, je nachdem, wen man fragte.
    Es überraschte mich daher auch nicht, dass ich Links Mutter vor der Kirche der Missions-Baptisten stehen sah, als ich den Cypress Grove hinunterfuhr. Halb Gatlin hatte sich dort versammelt, Methodisten wie Baptisten – sie drängten sich auf dem Gehweg, auf der Wiese, überall, wo Platz war. Reverend Blackwell stand vor der Kirchentür unter den Worten » NUR DIE RECHTSCHAFFENEN HABEN EINEN PLATZ IM HIMMEL «. Er hatte die Ärmel hochgekrempelt, sein weißes Hemd war zerknittert und hing aus der Hose. Er sah aus, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen.
    In der Hand hielt er ein Megafon. Nicht dass er eines gebraucht hätte, er plärrte auch so laut genug in die Menge der Menschen, die Schilder und Kreuze aus Pappe hochhielten, als wäre er der von den Toten auferstandene Elvis.
    »Die Bi-hi-bel« – er sprach das Wort immer dreisilbig aus – »lehrt uns, dass Zeichen gesetzt werden. Die Sieben Siegel stehen für das Ende der Welt.«
    »Amen! Dank sei dem Herrn!«, rief die Menge. Eine Stimme übertönte alle anderen, natürlich. Am Fuß der Treppe stand Mrs Lincoln, ihre folgsamen Hühner von der TAR – die »Töchter der Amerikanischen Revolution« – hatten sich Arm in Arm um sie geschart. Sie trug ein selbst gemachtes Plakat, auf das sie mit blutrotem Leuchtstift geschrieben hatte: » DAS ENDE IST NAHE «.
    Ich hielt am Straßenrand an und sofort schlug mir die Hitze ins Gesicht. Die knorrige Eiche, die der Kirche Schatten spendete, wimmelte von Heuschrecken, deren schwarz-gelb gepanzerte Rücken im grellen Sonnenlicht glänzten.
    »Krieg! Dürre! Pestilenz!« Reverend Blackwell hielt einen Moment lang inne und blickte auf die sterbende Eiche. »Entsetzliche Gräuel und große Zeichen werden am Himmel erscheinen. So sagt es uns der Evangelist Lukas.« Er neigte andächtig das Haupt, dann hob er es wieder, und eine neue Entschlossenheit blitzte in seinen Augen. »Und ich habe einige dieser entsetzlichen Gräuel bereits gesehen!«
    Seine Zuhörer nickten zustimmend.
    »Ein paar Nächte ist es her, da kam ein Tornado vom Himmel herab wie ein Fingerzeig Gottes! Und er hat uns wahrhaftig berührt, hat den Kern unserer schönen Stadt zermalmt! Eine ehrbare Familie hat ihr Heim verloren. Unsere Stadtbibliothek, in der das Wort Gottes und der Menschen aufbewahrt wurde, ist bis auf die Grundmauern abgebrannt. Glaubt ihr, das war Zufall?«
    Wie bitte? Der Reverend verlor ein gutes Wort über die Bibliothek? Das war ja etwas ganz Neues. Ich wünschte, meine Mutter könnte das hören.
    »Nein!« Die Leute schüttelten den Kopf und lauschten gefesselt der flammenden Rede.
    Der Reverend zeigte auf seine Zuhörer, ließ den Blick über das Meer von Gesichtern schweifen, deutete nacheinander auf sie, als spräche er zu jedem Einzelnen persönlich. »Dann frage ich euch: War es ein bedeutsames Zeichen des Himmels?«
    »Amen!«
    »Es war ein Zeichen!«, rief jemand.
    Reverend Blackwell presste die Bibel gegen seine Brust wie einen Rettungsring. »Der Antichrist ist vor den Toren mit seinem Heer von Dä-hä-monen!« Ich musste unwillkürlich daran denken, wie sich John Breed selbst genannt hatte. Einen Krieger des Teufels. »Und er will uns holen. Werdet ihr gewappnet sein?«
    Mrs Lincoln hielt ihr windschiefes Schild in die Höhe und die anderen vornehmen Damen von der TAR taten es ihr demonstrativ nach. » DAS ENDE IST NAHE « stieß mit » KOMM, HEILIGER GEIST « zusammen und riss beinahe » ICH WARTE AUF ERLÖSUNG « von dem Zollstock ab, an den es geklebt war.
    »Wenn es sein muss, werde ich den Teufel eigenhändig zurück in die Hölle jagen!«, rief sie. Ich glaubte ihr aufs Wort. Wenn wir es wirklich mit dem Teufel zu tun gehabt hätten, dann hätten wir mit Mrs Lincoln an unserer Spitze vielleicht sogar eine Chance gehabt.
    Der Reverend hielt die Bibel über den Kopf. »Die Bi-hi-bel kündigt uns noch weitere Zeichen an. Erdbeben. Die Erwählten werden verfolgt und gequält werden.« Geradezu verzückt schloss er die Augen – eine Geste, die Bände sprach. »›Wenn dies nun zu geschehen beginnt, dann richtet euch auf und hebt eure Häupter empor, denn eure Erlösung

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