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Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
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nagenden Gedanken und das Unbehagen.
    »Ich denke, du kannst ihre Hand halten, L.«
    Lena nahm Tante Prues winzige Hand in ihre beiden Hände. »Sie ist so friedlich, als würde sie schlafen. Schau dir ihr Gesicht an.«
    Ich konnte es nicht. Ich streckte die Hand nach ihr aus, widerwillig, und berührte die Decke dort, wo ihr Fuß sie wie ein kleines Zelt wölbte.
    Ethan, du brauchst keine Angst zu haben.
    Ich habe keine Angst, L.
    Denkst du, ich wüsste nicht, wie das ist?
    Wie was ist?
    Wenn man Angst hat, dass jemand, den man liebt, stirbt .
    Lena beugte sich wie eine Caster-Krankenschwester über meine Tante.
    Ich habe Angst, L. Immer.
    Ich weiß, Ethan.
    Marian. Mein Vater . Amma. Wer ist als Nächstes dran?
    Ich sah Lena an.
    Ich habe Angst um dich.
    Ethan, nicht …
    Lass mich Angst haben um dich .
    »Ethan, bitte.« Lena wechselte in die normale Unterhaltung, wie wir es dann taten, wenn das Kelting zu persönlich wurde. Es schuf Abstand zu bestimmten Gedanken und leitete zu anderen Themen über.
    Aber ich ließ mich nicht abbringen. »Ich habe wirklich Angst um dich. Von dem Moment an, in dem ich aufwache, bis zu dem Augenblick, in dem ich einschlafe, und jede Sekunde dazwischen, sogar in meinen Träumen.«
    »Ethan, schau sie dir an.«
    Lena zog mich zu sich und legte meine Hand auf ihre, sodass wir beide die winzige, verbundene Hand berührten, die Tante Prue gehörte. »Schau sie dir an.«
    Ich tat es.
    Tante Prue sah verändert aus. Nicht fröhlich, nicht traurig. Ihr Blick war verschleiert, ins Unbestimmte gerichtet. Sie war abwesend. Genau wie die Krankenschwester gesagt hatte.
    »Tante Prue ist nicht wie die anderen hier. Ich wette, sie ist ganz weit weg auf Erkundungsreise, wie sie es immer gewollt hat. Vielleicht vollendet sie gerade ihre Tunnel-Karte.« Lena küsste mich auf die Wange und stand auf. »Mal sehen, ob es hier irgendwo etwas zu trinken gibt. Soll ich dir was mitbringen? Vielleicht gibt es ja Schokomilch.«
    Ich wusste, was sie vorhatte. Sie wollte mich eine Weile mit Tante Prue allein lassen. Aber ich sagte es ihr nicht, genauso wenig wie ich ihr sagte, dass ich Schokomilch nicht mehr ausstehen konnte. »Nein danke.«
    »Sag Bescheid, wenn du mich brauchst.« Damit zog sie die Tür hinter sich zu.
    Als Lena weg war, wusste ich nicht so recht, was ich machen sollte. Ich betrachtete Tante Prue in ihrem riesigen Bett, nahm ihre Hand vorsichtig in meine und achtete darauf, die Infusionsnadel nicht zu berühren. Ich wollte ihr nicht wehtun. Ich war davon überzeugt, dass sie Schmerzen wahrnehmen konnte. Sie war schließlich nicht tot – das rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis.
    Irgendwo hatte ich gelesen, dass man mit Menschen, die im Koma liegen, sprechen soll, und überlegte, was ich ihr sagen könnte. Aber mir gingen immer nur dieselben Worte durch den Kopf.
    Es tut mir leid. Es ist meine Schuld .
    Das stimmte ja auch. Die Schuld lastete so schwer, dass ich sie immerzu spürte.
    Hoffentlich hatte Lena recht. Hoffentlich war Tante Prue jetzt irgendwo und zeichnete Karten oder stiftete Unruhe. Ich fragte mich, ob sie bei meiner Mutter war. Würden sie einander finden, wo immer sie jetzt auch waren?
    Während ich darüber nachdachte, schloss ich die Augen …
    Ich spürte immer noch Tante Prues Hand in meiner. Aber als ich auf das Bett schaute, war Tante Prue nicht mehr da. Ich blinzelte, dann war auch das Bett verschwunden, gleich darauf das ganze Zimmer. Ich war nirgends, sah nichts, hörte nichts.
    Schritte.
    »Ethan Wate, bist du das?«
    »Tante Prue?«
    Sie kam aus dem Nichts geschlurft. Sie war da und doch nicht da, sie verschwand vor meinen Augen und tauchte wieder auf, in ihrem besten Hauskleid, das grellbunt geblümte mit den perlmuttfarbenen Knöpfen. Ihre Pantoffel waren in den gleichen Brauntönen gehäkelt wie die Lieblingsdecke von Tante Grace.
    »Was willst du denn schon wieder?« Sie winkte mit dem Taschentuch, das sie fest umklammerte. »Ich hab dir gestern Abend gesagt, dass ich einiges zu erledigen habe, und deshalb wegmuss. Du kannst nicht ständig angerannt kommen, wenn du eine Antwort auf irgendeine blöde Frage willst, die ich selber nicht weiß.«
    »Wie bitte? Ich habe dich gestern Abend nicht besucht, Tante Prue.«
    Sie runzelte die Stirn. »Willst du eine alte Frau auf den Arm nehmen?«
    »Was hast du mir denn gesagt, Tante Prue?«, fragte ich.
    »Was hast du denn gefragt?« Sie kratzte sich am Kopf, und ich bemerkte mit wachsender Panik, dass sie langsam

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