Ein Abend im Club
schaltete das Radio aus.
Es war noch die Rede vom Präsidenten, ihrem Präsidenten, dem amerikanischen. Eine Liebesgeschichte. Sie ließ ihr dunkelblaues deutsches Cabrio mit dem hellblauen Verdeck ziemlich aufs Geratewohl irgendwo stehen und stürzte in einen Laden.
Madame Parker, wie gut Sie aussehen heute Morgen, sagte die Inhaberin, die auf der Schwelle schon auf sie gewartet zu haben schien, und außerdem kommen Sie gerade recht, ich habe da ein paar sehr niedliche kleine Kombinationen hereinbekommen, die Ihnen gefallen könnten, möchten Sie mal schauen?
Später, sagte Debbie und nahm ihre Sonnenbrille mit einer sehr knappen, keine Diskussion duldenden Geste ab, ihre Augen wanderten bereits durch den hinteren Teil des Ladens. Im Augenblick brauche ich eine Hose in Größe 52. Die Inhaberin sah sie an. Eine Herrenhose, präzisierte Debbie. In diesem Fall müssen Sie sich an Francine wenden, sagte die Geschäftsführerin.
Debbie wandte sich an Francine in der Herrenabteilung. Eine helle, neutrale, beige, leichte Sommerhose, ja, mit Bundfalten, und ein weißes Hemd, nein, nicht mit langen Ärmeln, lieber kurzärmelig, dann wird ihm im Zug nicht so heiß, falls er ihn nimmt. Wie bitte?, fragte Francine. Nichts, gar nichts, sagte Debbie.
Simon fröstelte am Strand. Aus einem ganzen Haufen Gründen. Die Gefühlsbewegung, die Nerven, das kalte Wasser, die vorübergehende Erschöpfung nach der Liebe.
Er hatte sich in Debbies weißes Badelaken gehüllt und dann, weil sein Zittern nicht aufhören wollte, beschlossen, die nasse Unterhose auszuziehen, dabei immer nur von einem einzigen Gedanken besessen, Suzanne anrufen.
Er stand auf und knotete sich das Handtuch um die Taille. Dann legte er die Unterhose zum Trocknen auf einen Stein. Dann suchte er in der Tasche, der Innentasche seiner Jacke. Dann in seiner Brieftasche. Um mit der Telefonkarte zur Zelle hinter der Buhne zu gehen.
Ich bin’s, sagte er, ich dachte schon, du wärst noch nicht vom Markt zurück. Ich bin gerade wieder hier, sagte Suzanne. Und du?, fragte sie. Wann kommst du? Ich komme nicht, sagte Simon. Wieso denn das? Ich habe ihn schon wieder verpasst, sagte Simon. Schweigen, untermalt von den Geräuschen des Gemüses, das in die Kühlschrankschublade geräumt wurde.
Simon: Was machst du da? Suzanne: Ich räum die Einkäufe weg, ich hab keine Lust, dass mir bei der Hitze alles verdirbt. Simon: Das kannst du später tun, im Augenblick rede ich mit dir. Ja, sagte Suzanne, du redest mit mir, du sagst mir, du hast ihn schon wieder verpasst, deinen Zug. Sie explodierte: Bin ich dir eigentlich völlig egal? Was ist denn jetzt schon wieder passiert?
Ein Missverständnis, sagte Simon, ein Irrtum, zwei Auskunftsquellen, die sich widersprachen: Der Junge vom Hotel, die erste Quelle, sagte 13.21 Uhr, Debbie hingegen, die zweite Quelle, sagte mir 13.27 Uhr, dabei ist 13.27 Uhr die Ankunftszeit des vorherigen Zugs, du weißt schon, von dem, den ich verpasst habe, ich hätte mich auf den Jungen im Hotel verlassen sollen, aber ich habe mich auf Debbie verlassen, und als ich um 13.25 Uhr auf dem Bahnsteig stand, war der Zug schon weg. Scheiße, dachte er, es ist ja noch gar nicht 13.25 Uhr.
Suzanne: Wer ist das? Simon: Wer? Suzanne: Diese Debbie? Die Inhaberin des Clubs, sagte Simon, sie hat mir erlaubt, auf dem Flügel zu spielen, sie ist übrigens Sängerin, und gar nicht mal schlecht, Amerikanerin, Weiße, wir haben ein Duo gemacht.
Verstehe, sagte Suzanne, hör gut zu: Bleib, wo du bist, ich hole dich ab. Wunderbar, sagte Simon, dann können wir zusammen zurückfahren, wir beide im Wagen, das ist mir viel lieber als der Besuch bei deiner Mutter, übrigens könnten wir auf dem Rückweg bei ihr vorbeischauen, du brauchst sie nur anzurufen und ihr zu sagen, ich sei krank, wir könnten sogar über Nacht hier bleiben, ich behalte mein Zimmer, wir schauen uns hier um und fahren dann nach Hause, dann hast du auch was vom Meer, was meinst du?
Schweigen. Debbie kam zurück. Simon: Wann, meinst du, kommst du an? Hängt davon ab, sagte Suzanne, gegen 18 Uhr, wenn der Verkehr gut läuft. Jetzt, mitten im Wochenende, müsste er gut laufen, sagte Simon, aber 19 Uhr reicht, finde ich, wozu solltest du rasen, ich erwarte dich in jedem Fall im Hotel.
Debbie kam auf ihn zu, in der Hand eine grüne Tüte mit Hemd und Hose. Sie hat sich beeilt, dachte Simon. Welches Hotel?, fragte Suzanne. D’Angleterre, sagte Simon. Und die Adresse? Weiß ich nicht, sagte Simon, aber hier
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