Ein Abenteuer zuviel
spürte, dass seine Hand zitterte, und blickte ihn an. Er sah entsetzlich abgespannt aus, als hätte er eine ganze Woche lang nicht geschlafen.
„Das Baby …” Sie konnte einfach nicht weitersprechen und hoffte, dass der flehende Ausdruck in ihren tränennassen Augen beredt genug war.
„Es ist auf der Säuglingsstation.” Franco lächelte sie an, und sie schloss die Augen und empfand zumindest einen Moment lang grenzenlose Erleichterung. „Wir haben ein Mädchen, Schatz, und es ist wunderschön.”
„Bist du sicher?” fragte Ruth leise. Sagte er ihr wirklich die Wahrheit? Oder log er sie aus reinem Mitleid an, weil er glaubte, sie würde die Wahrheit noch nicht verkraften können? Eindringlich sah sie ihn an und versuchte, in seinen blauen Augen zu lesen.
Zärtlich küsste er sie auf die Stirn. „Ich denke, ich kenne mich gut genug aus, um einen Jungen von einem Mädchen zu unterscheiden.”
„Du weißt, was ich meine.”
„Mit unserer Tochter ist alles in Ordnung, Ruth. Sie ist klein, aber die Ärzte haben gesagt, dass es keinen Grund gibt, warum wir sie nicht in einigen Wochen nach Hause holen können. Sie muss nur ein wenig aufgepäppelt werden, und außerdem wollen sie sich vergewissern, dass ihre Lungen voll funktionstüchtig sind, bevor sie sie entlassen.” Franco küsste sie auf die Wange. „Die Ärzte werden es dir nachher selber sagen, und sobald du dich stark genug fühlst, gehen wir und sehen uns unser Kind an.”
„Mum und Dad…?”
„Sie wissen Bescheid und sind unterwegs hierher.” Er atmete tief aus und schloss einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, bemerkte Ruth, dass sie verdächtig funkelten. „Jag mir nie wieder so eine Angst ein, mein Schatz”, fügte er mit bebender Stimme hinzu. „Ich möchte dir das jetzt sagen, bevor die Ärzte kommen und mich aus dem Zimmer scheuchen.
Als Caroline mich in der Besprechung angerufen und mir mitgeteilt hat, es gebe ein kleines Problem und das Kind sei unterwegs, ist mir fast das Herz stehen geblieben.” Franco lachte auf und blickte Ruth an.
„Das überrascht dich vielleicht, denn du weißt, was für ein gelassener und ruhiger Mensch ich bin”, fuhr er fort, und sie schüttelte zärtlich lächelnd den Kopf. „Aber dem Chauffeur gegenüber habe ich mich ziemlich rüde verhalten. Er schien jeden Stau und jede rote Ampel zwischen Winchester und London wie magisch anzuziehen und konnte das Auto idiotischerweise auch nicht in einen Hubschrauber verwandeln.
Und hier im Krankenhaus habe ich mich noch schlimmer aufgeführt. Ich wollte wissen, was los ist … habe mich bei jeder Schwester, der ich habhaft werden konnte, erkundigt, wie es dir geht… und habe auch Referenzen über den operierenden Gynäkologen verlangt… Eigentlich bin ic h erstaunt, wie nachsichtig sie mit mir waren …”
„Ich war in den besten Händen”, schalt Ruth ihn liebevoll. Sie war gerührt über sein Geständnis, doch hätte er es nicht zu machen brauchen. Denn nach den vergangenen Monaten war sie sich sicher, dass dieser wunderbare Mann sie wirklich aufrichtig liebte. „Und jetzt erzähl mir alles über unsere Tochter. Hat sie Haare?”
„Nicht viele, es tut mir Leid. Sie ist ausgesprochen winzig, hat aber die bezauberndsten langen Finger der Welt.” Franco schien nach den geeigneten Worten zu suchen, um die Kleine zu beschreiben, und Ruth lächelte ihn zärtlich an.
Als sie endlich aufstehen durfte und an seinem Arm zusammen mit ihren Eltern zur Säuglingsstation ging, hätte sie schon mehrere Bücher über das kleine Wunderwesen schreiben können, das sie geboren hatte, so viel hatte Franco ihr von dem Baby vorgeschwärmt. Er war ganz vernarrt in seine Tochter.
„Das ist sie.” Voller Stolz deutete er auf eine kleine schlafende Schönheit, und Ruth lächelte und wandte sich dann zu ihren Eltern um.
„Sie sieht aus wie du”, sagte ihre Mutter. „Hoffentlich ist sie nicht auch so anspruchsvoll!”
Ein Jahr später …
Ruth lag gemütlich am Strand in Francos Arm, den Kopf an seine Schulter gebettet. Plötzlich spürte sie, wie Franco die freie Hand aufreizend über ihren Bauch gleiten ließ, der sich nach der Geburt glücklicherweise wieder gut zurückgebildet hatte.
„Bist du verrückt?” Sie lachte und blickte sich um, aber abends um kurz nach elf war der Strand menschenleer. Der Mond schien auf das tropische Meer hinab, so dass die Wasseroberfläche silbern glänzte, und nur das leise Rascheln der Wedel von den
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