Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
konnte nicht entscheiden, ob das naturgegeben war oder ob er damit seine Konsternierung darüber ausdrückte, dass sein Kaiser ihm eine solche Situation aufgezwungen hatte. Für Letzteres hatte er sein vollstes Mitgefühl.
„Die Comtesse wird Gast des Dukes sein? Und Sie werden …?“
„Anderswo sein. Ich glaube kaum, dass ich Ihnen gegenüber Rechenschaft über mein Kommen und Gehen ablegen müsste, da ich schon seit vielen Jahren mein eigener Herr bin. Bis heute zumindest, doch das wird sich ja in Kürze ändern, nicht wahr? Bisher haben Sie Lady Alina doch gut beschützt, und nun bekommen Sie noch Brutus und die bewährten und ganz hervorragend bewaffneten Männer des Dukes als Begleitung. Da denke ich, dass Sie der Aufgabe schon gewachsen sind, die Comtesse sicher nach Ashurts Hall zu schaffen. Nun, Brutus jedenfalls ist es“, erklärte Justin, stand auf und verließ den Raum, ohne sich darum zu kümmern, ob der Major geneigt war, ihm nachzukommen. Nicht dass es ihn überraschte, ihn unmittelbar auf dem Fuße folgen zu sehen, als er in den Hof des Gasthauses schlenderte …
„Verzeihen Sie, ist Ihnen entfallen, dass es Ihnen obliegt, Baroness Alina zu beschützen?“
„Sie hat doch ihren ‚Sekretär‘, der bereit ist, für sie zu sterben“, sagte Justin impertinent, während er sich den Ställen zuwandte. „Wenn sich ihr jemand in finsterer Absicht nähert, dann seien Sie so gut und schlagen Sie ihn mit Ihrer Schreibfeder in die Flucht. Du da, ja, du, sattle mir rasch meinen Braunen, mein guter Junge, es bringt dir eine Guinea ein.“
Der angesprochene Stallbursche beeilte sich zu gehorchen, doch nicht schnell genug, als dass es Justin vor der Wut des Majors bewahrt hätte.
„Sie verschwinden? Einfach so? Das kann ich nicht erlauben.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, hielt Luka ihn grob am Arm fest.
Sehr langsam wandte Justin sich dem aufgebrachten Mann zu. „Erlauben? Sie können es nicht erlauben? Und schlimmer noch, Sie zerknittern mein Jackett?“
Der Major ließ los. „Zum Teufel mit Ihrem Jackett! Gestern Abend waren Sie drauf und dran, ihr zu sagen, dass ihr Leben bedroht ist. Und, taten sie es?“
„Ich habe mir erlaubt, in dieser Sache meine Meinung zu ändern“, erklärte Justin und nahm von Wigglesworth, der plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht war, Handschuhe, Hut und Reitpeitsche entgegen. „Danke, Wigglesworth, Sie sind wie gewohnt unbezahlbar.“
„Keine Ursache, Sir, ich wäre eher hier gewesen, hätten Sie mir Ihre Absicht, abzureisen, mitgeteilt. Sie werden sich vorsehen, Sir?“
„Tue ich das nicht immer, Wigglesworth?“ Justin setzte seinen Biberhut auf und rückte ihn mit leichter Hand zurecht.
„Nein, Sir, das tun Sie nicht.“ An den Major gerichtet, sprach der Diener weiter: „Wirklich nicht. Aber er geht immer als Sieger hervor. Wenn seine Lordschaft sagt, alles wird gut gehen, dann geht es gut, weil es für ihn gar nicht anders infrage kommt. Wenn auch vielleicht nicht immer sofort.“
„Ich bin gerührt, Wigglesworth. Welch niederschmetterndes Lob!“ Gerade brachte der Stallbursche das gesattelte Pferd hinaus. „Und nun auf Wiedersehen, Major. Bitte überbringen Sie der Comtesse meine guten Wünsche und mein Versprechen, mich innerhalb einer Woche in Ashurst bei ihr einzufinden, mit Neuigkeiten, die sie, wie ich ehrlich hoffe, erfreuen werden.“
Zusammen mit einer Information, die sie niederschmettern wird, fügte Justin stumm hinzu, während er einen Fuß in den Steigbügel setzte und sich geschmeidig in den Sattel seines Braunen schwang.
Doch wieder ließ Luka sich nicht so leicht abwimmeln. Er hielt das Pferd am Zügel fest und trat dicht heran. „Wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, sind Sie nirgends mehr sicher. Sie lassen sie hier allein zurück, obwohl Sie die Gefahr kennen? Dann sind Sie nichts als ein geschniegelter, aufgeblasener Feigling!“
„Und nun bin ich ganz und gar untröstlich! Wollen Sie mir sagen, Sie sind nicht imstande, die Dame zwei weitere Tage zu schützen, nachdem Sie sie sicher durch halb Europa bis hierher geleitet haben? Habe ich Sie so völlig falsch eingeschätzt?“, fragte Justin leise.
„Ihr wird nichts geschehen“, erklärte Luka nachdrücklich.
„Gut.“ Justin lächelte, doch seine Augen wirkten wie grüne, kalt glitzernde Eisstückchen. „Denn, mein lieber neuer Freund, wenn ihr etwas zustoßen würde, bliebe mir nichts anderes übrig, als Sie zu töten.“
Eine Weile starrten
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