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Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Titel: Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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nennen – warum also war Justin nicht mit ihnen gekommen? Wohin war er geritten und warum? Würde er wirklich zurückkehren, oder hatte er das nur gesagt, um fortzukommen, ohne dass Luka ihn erschoss?
    War ihre Nachtwäsche so abstoßend gewesen? Oder jener Kuss? Schmeckte Unschuld vielleicht so schrecklich?
    Oder liebte er längst eine andere? Eine süße, fügsame englische Miss mit großen blauen Augen und weichem, blondem Haar? Hatte er gedacht, er wäre imstande, sich für König und Vaterland zu opfern, doch ein Blick auf sie – Alina – hatte genügt, um festzustellen, dass selbst einem loyalen Untertanen dieses Opfer zu groß war?
    Hatte sie irgendetwas Falsches zu ihm gesagt? Was hatte sie überhaupt gesagt? Eigentlich nur die Wahrheit; sie hatte von Tante Mimi und Graf Eberharters gelben Zähnen erzählt. War das zu ehrlich gewesen? Was hatte er dazu gesagt? Oh, ja, dass er nie zuvor als das kleinere zweier Übel betrachtet worden sei.
    Hatte er sie ausgelacht? Natürlich. Graf Eberharters Zähne! Wie hatte sie über derartige Albernheiten zu ihrem Verlobten sprechen können?
    Ach, sie war ein solches Kind! Justin Wilde war eindeutig ein Mann von Welt, und ebenso eindeutig war sie ein unwissendes junges Ding mit dem Verstand eines Huhns.
    Und das lag allein an Tante Mimi. Mama war in den Himmel aufgestiegen, als sie, Alina, noch ein Kind gewesen war, noch kindischer als jetzt zumindest, und Tante Mimi hatte sich der Verantwortung für ihre Nichte entzogen. Zu einer Erziehung gehörte mehr, als nur Erdkunde und Rechnen beizubringen. Dazu gehörten auch jene … jene anderen Dinge. Das Mindeste, was die Tante hätte tun müssen, wäre gewesen, ihre Nichte in der richtigen Wahl der Nachtwäsche zu unterweisen.
    Doch Alina hätte fragen sollen. Besonders bezüglich der Sache mit dem Küssen und Kinderkriegen, denn die Erklärung ihrer Mutter war ihr schon immer lückenhaft vorgekommen. Nicht dass sie überhaupt gewusst hätte, was sie hätte fragen müssen. Und wer fragte schon gern eine Frau, die einen immer von oben herab behandelte und höhnisch lächelte, als gäbe es ein großes Geheimnis, das sie ganz bestimmt nicht mit ihrer lästigen kleinen Nichte teilen würde?
    Aber so verlockend es auch war, die ganze Schuld ihrer Tante zuzuschieben, wusste Alina doch, dass sie die Heirat bisher nur aus ihrer eigenen Perspektive betrachtet hatte. Nun aber, da sie den Baron kennengelernt hatte, und besonders seit dem Gespräch mit Tatiana war es ihr nicht möglich, seine Rolle in dieser Geschichte zu vergessen.
    Wie selbstsüchtig von ihr, nur an sich zu denken und nicht an den Mann, an die andere Hälfte dieser arrangierten Heirat. Männer hatten auch Gefühle. Wie hatte ihr Vater bei der Bestattung ihrer Mutter geweint! Männer liebten auch, genau wie Frauen.
    Aber was war Liebe? Die Liebe des Kindes zu seinen Eltern war ihr verständlich, aber die Liebe zwischen Ehepartnern?
    Nein.
    Man liebte seine Heimat; sie hatte ihre Kuscheltiere geliebt, sie liebte ihr wundervolles Hermelincape – was zweifellos schrecklich oberflächlich von ihr war, trotzdem liebte sie es.
    Alina überlief ein Zittern. Wie viele Bedeutungen das kleine Wort „Liebe“ hatte!
    Doch obwohl nicht Liebe sie und Justin zusammenfügen würde, hatte sie die Tatsache als unwichtig erachtet. Glaubte man Tante Mimi, heirateten Menschen ihres Standes ohnehin höchst selten aus Liebe. Es ging um Vermögen, um Landbesitz, um Handelsbeziehungen oder schlicht darum, einen Erben zu zeugen.
    Ihre Eltern aber hatten aus Liebe geheiratet, dessen war Alina sich sicher. Ihre Mutter hatte für ihren Gemahl ihre Heimat aufgegeben, und sie hatte ihr als ihrem einzigen Kind oft versichert, dass sie diesen Schritt nie, niemals bereut habe, trotz der schönen Erinnerungen an ihre Kindheit auf Birling.
    Ach, wie viel leichter musste es sein, aus Liebe zu heiraten!
    Und wie demütigend, von ihrem zukünftigen Gemahl geküsst zu werden (obwohl nur kurz), nur damit er dann bei nächster Gelegenheit Reißaus nahm und ohne ein Wort des Abschieds verschwand. Das war sehr unhöflich von ihm! Außerordentlich unhöflich sogar, beinahe schon ungehobelt.
    Aber warum sollte sie sich deshalb beschämt fühlen? Sie war ja nicht diejenige gewesen, die einen Blick auf ihn geworfen und sich dann hoch zu Ross davongemacht hatte.
    Nachdem Alina nun zwei Tage lang all diese Überlegungen immer und immer wieder in ihrem Kopf gewälzt hatte, je nach Stimmung ängstlich oder

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