Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
wären.“
„Was glauben Sie, warum Sie noch leben? Obwohl ich sehr gut weiß, dass Sie das nicht geplant hatten, so haben Sie mir doch unbeabsichtigt etwas gegeben, auf das ich hoffen kann, für das ich leben will. Oder besser gesagt, jemanden .“
Justin hielt die Tür auf und ließ dem Prinzen den Vortritt, doch der verharrte auf der Schwelle, den Blick auf die Gäste im vor ihm liegenden Saal gerichtet. „Halt. Sie haben mir nicht geantwortet. Zugegeben, bei der ganzen Angelegenheit hatte ich die junge Dame nicht im Sinn, hatte nicht bedacht, dass sie in Gefahr sein könnte. Aber Sie werden sie schützen, das sagten Sie ja. Nun bringen Sie sie aber auch nach London, so war es arrangiert. Sie herzubringen, mir vorzustellen, sie per Sondergenehmigung – die ich Ihnen verschafft habe – zu heiraten. Was ich sagte, war nicht so gemeint. Und dann ist alles vergeben und vergessen, ja?“
Justin fragte sich, wann der Prinz auf das Thema zurückkommen würde, das ihm die größte Sorge bereitete.
„Meinen Dank, Sir, aber ich ziehe es vor, meine Trauung selbst zu planen. Und zur Saison im nächsten Frühjahr nach London zu kommen, passt mir viel besser. Zuerst einmal werden meine zukünftige Gemahlin und ich zu meinem Besitz reisen, damit wir uns besser kennenlernen. Oh je, nun schauen Sie schon wieder so streng? Der Schurke Wilde, denken Sie, er stiftet immer nur Verwirrung. Sie erwarten, dass ich meine Verlobte morgen Abend vor Ihnen ihren Knicks machen lasse, im Covent Garden, wo der wild dreinblickende Herr in der österreichischen Uniform, den ich da drüben sehe, nicht zugegen ist. Ich sollte mich schämen!“
„Sie haben ihn gesehen? Aber Sie sind doch, ohne links und rechts zu schauen, sofort zu mir vorgedrungen – mit einer Miene wie ein Vollstrecker, so breit Sie auch lächelten.“
„Männer, die meine Art Arbeit vollbringen, würden nicht lange überleben, wenn sie nicht ausgezeichnete Beobachter wären. Ja, ich sah ihn, ich sah den Regimentsinhaber Jarmil Novak, Ihren Gast. Lassen Sie mich raten: Er ist Kaiser Franz’ neuer Handelsminister und ganz entzückt, in unserem Land zu sein, wenn auch vielleicht nicht, weil er den Import edler österreichischer Weinsorten fördern will. Er muss davon ausgehen, dass er hergeschickt wurde, um den letzten Spross der Valentins auszulöschen, ohne zu wissen, dass ihn selbst der Tod ereilen soll. Ich hatte mich schon gefragt, wie Sie, Sir, uns alle zusammenbringen würden.“
„Sie selbstgefälliger Bursche! Also haben sie alles schon ausgerechnet! Wie klug, Wilde! Und nicht zum Lachen, überhaupt nicht!“
„Ganz unverzeihlich von mir. Dennoch bleibe ich dabei. Er traf mit großem Gefolge ein, nicht wahr? Mit großen, kräftigen Burschen, die alle seinem Regiment angehören? Da haben Sie alles, was Sie zu Ihrer Unterhaltung brauchen, hier in London vor Ihrer Nase und können zusehen, wie das Stück sich entwickelt. Wirklich, Sie sollten Kaiser Franz danken. Er ahnt ja nicht, dass Sie sich, indem Sie seine Probleme lösen, auch noch so wunderbar unterhalten. Ein Jammer nur, dass die Dame und ich Ihnen den Gefallen nicht tun werden.“
„Wilde, warten Sie! Sie werden nicht wagen, mich im Stich zu lassen. Wir haben eine Abmachung. Ich kann Sie immer noch ruinieren. Ich kann Sie fertigmachen, wenn Sie es wagen, mich lächerlich zu machen, sodass Sie sich in London nie wieder sehen lassen können. Schlimmer noch, ich kann Sie jederzeit wegen Mordes an dem armen Robbie Farber hängen lassen.“
Die Gäste, die nahebei standen und fast jedes Wort mitbekamen, taten angelegentlich, als hörten sie nichts, obwohl sie immer längere Hälse machten.
Da er am nächsten Tag sowieso das Thema sämtlicher Gerüchte in London sein würde und ohnehin entschlossen war, sämtliche Brücken hinter sich abzubrechen, dachte Justin, warum nicht der Menge einen Grund zum Tratschen geben?
„Was, Euer Königliche Hoheit?“, äußerte er in unendlich schockiertem Ton, „Meinen Sie etwa, dass Ihre Unterschrift nicht bindend sei, Ihr Wort nicht genauso schwer wiegt wie ein Eid? Kann es sein, dass der von Euer Hoheit persönlich unterzeichnete Pardon – den Euer Hoheit mir überreichte, nachdem ich dankbar und ohne Fragen fünfzigtausend Pfund in Euer Hoheit Taschen fließen ließ – dass dieser Pardon hinfällig ist, wenn Sie es sagen?“
„In diesem Moment haben Sie Ihren Pardon zunichtegemacht und sich Ihr Leben verscherzt“, zischte der Prinz scharf.
„Mag
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