Ein Akt der Gewalt
wissen.«
»Sir?«
»Jemand, auf den Ihre Beschreibung passt, wurde gesehen, als er vom Tatort eines Einbruchs flüchtete«, sagt der Cop. »Ich werde mir mal Ihren Kofferraum ansehen.«
»Auf den meine Beschreibung passt?«
»Sie sind ein Farbiger, oder?«
»Ja, Sir.«
»Also passt die Beschreibung.«
Frank bewegt sich nicht.
»Wenn sich nichts in Ihrem Kofferraum findet, haben Sie auch nichts zu befürchten. Ich gebe Ihnen die Schlüssel zurück, und Sie können vergnügt dahin fahren, wo sich Ihre farbigen Freunde um fünf Uhr morgens zu vergnügen pflegen.« Der Cop richtet den Lichtstrahl direkt in Franks Augen. »Befindet sich etwas in Ihrem Kofferraum?«
»Nein, Sir.«
Aber er bewegt sich immer noch nicht.
»Geben Sie mir endlich Ihre Scheißschlüssel, bevor ich die Geduld verliere!«
Frank greift zum Zündschloss und zieht den Schlüssel langsam heraus. Den Schlüsselbund reicht er dem Cop, der ihn ihm brutal aus der Hand reißt.
»Keine Bewegung«, sagt der Cop. »Bleib einfach da sitzen und sei ein guter Junge.«
Er grinst, tippt aufs Dach von Franks Wagen, dreht sich um und entfernt sich. Frank sieht ihn zum Heck des Skylark gehen und den Kofferraum aufschließen. Dann klappt der Kofferraumdeckel hoch, und Frank kann weder den Cop noch dessen Streifenwagen mehr sehen.
Das hier gefällt ihm nicht. Irgendwas stimmt nicht. Er stöbert in seinem Handschuhfach nach einem alten Päckchen Chesterfield, aber findet nichts. Frank hat das Rauchen vor zwei Jahren aufgegeben – so gut wie ganz. Jetzt raucht er nur noch in Augenblicken wie diesem. Heute Nacht hat es jede Menge solcher Augenblicke gegeben.
Er hört ein Geräusch, das sich anhört, als käme es vom Streifenwagen, eine Tür, die geöffnet wird, ein Quietschen. Er hört ein Ächzen. Er würde am liebsten aussteigen und nachsehen, was da vor sich geht, aber er will nicht niedergeschossen werden. Er kommt sich hier drinnen vor wie in einer Falle.
Als er in der Armee war, hatte er oft mit Offizieren zu tun, die sich genauso aufführten wie dieser Cop. Lieutenants, gerade von der Militärakademie entlassen und eben in ihren Rang erhoben. Unreif, wie sie waren, berauschten sie sich an der frisch verliehenen Autorität. Sie waren es, die einen am ehesten anschissen, weil man die Koteletten ein winziges Stück zu lang trug. Sich nicht gründlich genug rasiert hatte. Nicht augenblicklich und wenn doch, dann
nicht schneidig genug salutierte. Seine Kampfuniform nicht in perfektem Zustand vorweisen konnte, frisch gebügelt, gestärkt und kriegsbereit. Ihre Stiefel haben zu glänzen, wenn Sie einen Mistkerl bajonettieren, Gefreiter. Ich will mich drin spiegeln können. Sie dachten, ihnen gehörte die ganze verdammte Welt, nur weil sie Autorität verliehen bekamen, ohne sie verdient zu haben, ohne sie sich verdienen zu müssen, ebenso wenig wie den Respekt, der damit einhergeht. Sie meinten, Respekt ließe sich zusammen mit den Dienstabzeichen erwerben, die sie sich im PX-Store kauften. Die Soldaten hassten sie – die Gefreiten und Stabsgefreiten, die Frank kannte, ohnehin -, und dieser Cop ist genau so einer. Manche Leute steigen in eine Uniform und glauben sofort, sie schuldeten nun niemandem mehr Rechenschaft. Oder sie wissen, sie schulden jemandem Rechenschaft, und hassen das, aber der Rest der Welt möge sich verdammt nochmal bloß hüten, denn der Rest der Welt schulde ihnen Rechenschaft.
Frank hört einen dumpfen Aufprall. Sein Wagen ächzt. Die hinteren Stoßdämpfer quietschen.
Was ist da hinten los?
Wieso braucht er so lange, um nichts zu finden?
Frank schließt die Augen.
Wenn er das hier durchgestanden hat, könnte er eigentlich wieder richtig anfangen zu rauchen.
Er glaubt zu hören, wie etwas Metallisches zu Boden fällt. Daraufhin ein geflüstertes »Scheiße« und ein schabendes Geräusch, vielleicht weil das Metallding, das heruntergefallen ist, jetzt aufgehoben wird.
Er blickt in den Spiegel auf der Fahrerseite, sieht aber auf dieser Seite nichts. Alles leer. Dann blickt er in den Spiegel auf der Beifahrerseite, aber zu spät. Alles, was er erkennt, ist die undeutliche, blau gekleidete Gestalt eines Cops, der hinter
seinem Wagen verschwindet und nun verdeckt wird von dem offenen Kofferraumdeckel.
Er hört ein Klirren und dann Stille.
»Sir«, sagt der Cop nach einer Weile. »Sir, würden Sie bitte aus dem Fahrzeug aussteigen.«
Ehrlich gesagt, würde er es lieber nicht tun, aber er stößt die Tür auf, schwingt seine
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