Ein allzu braves Maedchen
Mutter auf Arbeit ging, immer einen Hauch ihres Parfums an meiner Haut erschnuppern konnte, nachdem sie mich umarmt hatte.
Ich schiebe meinen roten String bis zu den Knien runter, halte den Waschlappen unter den Wasserhahn, schäume ihn mit Seife ein und wasche artig meine Möse. Ich ärgere mich darüber, dass ich gehorche. Aber ich bin ein reinlicher Mensch. Ich dusche lieber einmal zu viel als zu wenig. Dann trockne ich mich ab, ziehe den String wieder hoch, überprüfe mein Make-up und öffne die Tür.«
Sie unterbricht sich, wirkt für einen Augenblick unentschlossen.
»Möchten Sie ein Glas Wasser? Wir können auch eine kleine Pause einlegen, wenn Sie wollen?« Dr. Minkowa stellt ihr ein Glas hin und schaut sie aufmunternd an. »Ich weiß, dass das hier schwer für Sie ist. Niemandem fällt es leicht, über traumatische Erlebnisse zu erzählen.«
Die Patientin aber beachtet sie gar nicht. Sie atmet tief ein und fährt fort, wo sie geendet hat:
»Der Korridor ist dunkel, aber hinten rechts sehe ich Licht, das aus einer geöffneten Tür fällt. Ich gehe langsam darauf zu, bleibe stehen und gucke um die Ecke. Das muss das Schlafzimmer sein. Dunkelbraune Schrankwände, dunkelbraune schwere Vorhänge, hellbraunes Holzbett, verblichene karierte Bettwäsche. Gruselig. Links und rechts auf den hellen Nachttischchen Leselämpchen mit gelbem Stoffüberzug. Er liegt auf dem Bett und fixiert mich, neben sich hat er seine Krücke liegen. Er ist noch angezogen, auch die Pantoffeln trägt er noch.
Auf einer Art Schminkkommode steht meine Proseccoflasche mit dem Glas. Ich gehe darauf zu und wackle lasziv mit dem Arsch. Ich beachte den Alten nicht. Vielleicht hab ich Glück, und er will nur gucken. Die Flasche ist noch zu, aber den Drehverschluss schaff ich mit links. Ich gieße mein Wasserglas voll und trinke es in einem Zug leer. Mir egal, was er von mir denkt. Schlimmer kann’s kaum werden. Dann noch ein Glas. Wieder auf ex. Jetzt fühl ich mich besser. Ich drehe mich nach ihm um. Unsere Blicke treffen sich, und es läuft mir eiskalt den Rücken runter. Seine Augen sind so hell, dass sie fast durchsichtig sind. Da ist nichts drin zu sehen. Das macht mir Angst.
›Na los‹, sagt er dann.
Er hat recht, bin ja nicht zum Spaß da. Ohne Fleiß kein Preis. Das Überlebensmotto meiner toten Mutter ist inzwischen auch meines. Ich stelle mich also nah ans Bett. Rückwärts. Mein Kleid hat hinten einen Reißverschluss, den kann man von unten nach oben aufziehen. Den ziehe ich langsam vor seiner Nase hoch. Jetzt kann er meinen Arsch sehen, der String verdeckt ja nicht viel. Ich drehe mich lächelnd um und gucke auf ihn runter. Sein Gesicht ist versteinert. Aber als er bemerkt, dass ich ihn beobachte, schnauzt er mich an, ich solle gefälligst weitermachen. Ich soll mich auf den Boden knien. Den Hintern zu ihm hin. Ich will es hinter mich bringen und dann nichts wie raus hier. Ich schwenke meinen Unterleib hin und her, lasse ihn kreisen und höre, wie der Alte sich hinten auf dem Bett bewegt. Es knarzt.
Ich mache weiter. Da hört das Knarzen auf. Ich höre, wie er den Reißverschluss seiner Hose öffnet, sie auszieht. Dann kommt er langsam von hinten auf mich zu. Schlurfende Schritte. Dazu das rhythmische Tack, Tack seines Stocks auf dem Parkett. Ich weiß nicht, wieso, aber plötzlich fällt mir eine Nacht ein, an die ich mich nie erinnert habe. Mein Vater hat sich mit mir im Bad eingeschlossen und mir mit dem Teppichklopfer den nackten Hintern versohlt. Ich knie auf dem Boden, er sitzt rücklings auf meinen Schultern, meine Arme stecken zwischen seinen Beinen fest, während er auf mich eindrischt. Er weiß nicht, was er tut, hat meine Mutter später gesagt, er kann nichts dafür. Er ist es nicht mehr er selbst.
Ich schweige jedenfalls und beiße die Zähne zusammen. Jetzt spüre ich den Alten dicht neben mir. Er bleibt stehen, und ich höre auf, mich zu bewegen. Ich höre ein rhythmisches Schlagen und weiß, dass er seinen alten Schwanz bearbeitet. Dann gucke ich zu ihm hoch. Er ist nackt, bis auf seinen Pullover. Schrecklich. Er sieht mich an, den Mund hat er geöffnet und beißt mit den Zähnen konzentriert auf seine Zungenspitze. Sein weißes Gebiss leuchtet künstlich zwischen den Lippen hervor. Mit einer Hand stützt er sich auf seinen Stock, mit der anderen knetet er seinen Schwanz.
Ich bin wie gelähmt, die Silhouette seines Körpers über mir. Dann trifft mich der Schlag seiner Krücke mit solcher Wucht, dass
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