Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
Vom Netzwerk:
wenn Plöger, weil er keinen anderen Ausweg mehr sieht, auf die Idee kommt, eine Geisel zu nehmen? Das Risiko wäre zu groß.»
    Marthaler teilte diese Befürchtungen. Wie es aussah, war Plögers Verhalten unberechenbar. Trotzdem mussten sie sich jetzt
     entscheiden. Sie konnten die Kollegen im Wald nicht länger im Ungewissen lassen.
    Er ergriff die Initiative. «Vielleicht müssen wir eine ungewöhnliche Lösung finden. Einen Mittelweg. Wir bilden kleine Trupps
     von zwei, drei Leuten, sowohl in Zivil als auch in Uniform. Diese Trupps verteilen wir über den Wald. Das Gebiet, in dem sie
     eingesetzt werden, muss Carsten Berger festlegen. Sie sollen sich mit größter Zurückhaltung bewegen. Auch wenn wir ihn entdecken,
     darf Plöger nie das Gefühl bekommen, von uns in die Enge getrieben zu werden. Aber wir müssen ihn unauffällig einkreisen.
     Wenn ein Zugriff zu riskant ist, lassen wir Plöger laufen, in der Hoffnung, dass er dem nächsten unserer Trupps in die Arme
     läuft. Wir vermeiden jede unnötige Konfrontation, aber versuchen, ihn unter Kontrolle zu behalten. Wir müssen einfach auf
     die günstigste Gelegenheit warten, ihn ohne große Gefahr festnehmen zu können.»
    Marthaler schaute in die Gesichter seiner Kollegen. Er konnte deren Skepsis erkennen.
    «Ob das funktioniert, weiß ich auch nicht», sagte er. «Aber |333| es scheint mir die einzige Möglichkeit zu sein. Wenn jemand eine bessere Idee hat, bin ich nicht beleidigt. Dann ziehe ich
     meinen Vorschlag gerne wieder zurück.»
    Die anderen schüttelten den Kopf.
    «Nein», sagte Kerstin Henschel. «Mir fällt auch nichts Besseres ein. Ich finde, wir sollten es so versuchen. Vielleicht haben
     wir Glück.»
    Sie verteilten die Aufgaben, dann funkte Berger seine sechs Kollegen im Wald an und erläuterte ihnen den Plan.
    Kerstin Henschel nahm Kontakt zum Leiter der Schutzpolizei auf. Sie erhielt die Zusage, binnen einer Stunde fünfzig bis sechzig
     Beamte zugeteilt zu bekommen. Sie alle würden mit einem Foto Hendrik Plögers ausgestattet und würden sich dann in kleinen
     Gruppen auf den Wald verteilen. Carsten Berger und Marthaler würden den Einsatz der Schutzpolizisten leiten.
    Petersen hatte Kai Döring benachrichtigt. Er und Liebmann würden ebenfalls in Kürze am Wendelsweg eintreffen. Alles war in
     die Wege geleitet.
    Inzwischen hatte ihnen der Pizza-Service das Essen gebracht. Alle nahmen rasch ein paar Happen und versorgten sich mit Getränken.
     In den nächsten Stunden würden sie wahrscheinlich keine Zeit mehr haben, ihren Hunger und Durst zu stillen.
    Marthaler ging nach draußen. Er fasste an die Tasche seines Jacketts und merkte, dass er seine Zigaretten vergessen hatte.
     Ein paar Meter vom Eingang der Polizeistation entfernt befand sich ein Kiosk. Dort ging er hin. Er kaufte sich eine Packung
     Mentholzigaretten und eine Schachtel Streichhölzer. Dann lief er ein paar Meter die Straße hinauf in Richtung Goetheturm.
     Er stellte sich in den Schatten eines Baumes und schaute auf die Koppel mit den Pferden. Er steckte sich eine Zigarette an
     und inhalierte tief. Er war sich |334| keineswegs sicher, den richtigen Vorschlag gemacht zu haben. Wenn etwas schief ging, würde er die Verantwortung übernehmen
     müssen. Trotzdem sah er keine andere Möglichkeit.
    Er zog das Mobiltelefon aus der Jackentasche und wählte seinen Anschluss im Großen Hasenpfad. Als er schon aufgeben wollte,
     meldete sich eine Frauenstimme.
    «Tereza?»
    «Robert, wie schön, dass du dich meldest», sagte sie. «Ich wusste nicht, ob ich abnehmen soll oder nicht.»
    «Ich wollte dir nur sagen, dass ich einen Einsatz habe. Es kann spät werden.»
    «Wie spät?»
    «Ich weiß nicht.»
    «Musst du etwas Gefährliches machen?»
    «Ich hoffe nicht.»
    «Ich hoffe auch nicht. Sei bitte feige.»
    Wieder musste Marthaler über ihre Formulierung lachen. Einen kurzen Moment hatte er gezögert, sie anzurufen, jetzt war er
     froh, es doch getan zu haben.
    Er ging zurück zur Station. Die ersten Schutzpolizisten waren bereits eingetroffen und wurden von Berger instruiert. Er zeigte
     ihnen auf der Karte, wie sie sich im Wald verteilen sollten. Manche machten sich zu Fuß auf den Weg. Andere, die einem weiter
     entfernten Abschnitt zugeordnet waren, nahmen Motorräder und Streifenwagen, die sie dann am Waldrand stehen lassen sollten.
     Alle waren bewaffnet. Marthaler schärfte ihnen ein, nur im äußersten Notfall von ihren Pistolen Gebrauch zu machen. Das Gespräch
    

Weitere Kostenlose Bücher