Ein allzu schönes Mädchen
mit Raimund Toller war ihm noch gut in Erinnerung.
Eine Stunde später war der Einsatz in vollem Umfang angelaufen. Döring, Liebmann, Petersen und Henschel beteiligten sich ebenfalls
an der Suche im Wald.
|335| Marthaler und Berger koordinierten die Aktion von der Station aus. Während Berger am Funkgerät saß, verzeichnete Marthaler
auf der Karte die Bewegungen der einzelnen Teams. Weil die Frequenzen des Polizeifunks immer wieder abgehört wurden, hatten
sie in der Einsatzbesprechung mit allen beteiligten Beamten einen Code verabredet. Sie hatten die Karte des gesamten Stadtwaldes
in kleine Planquadrate eingeteilt. So waren die Teams jederzeit genau zu orten, ohne dass ein Außenstehender mit den Informationen
etwas hätte anfangen können. Trotzdem war sich Marthaler sicher, dass sie ihre Aktion nicht lange würden geheim halten können.
Er hoffte nur, dass sie Plöger gefunden hatten, bevor die ersten Reporter, Fotografen und Kameraleute im Wald aufkreuzten
und ihnen die Arbeit erschwerten.
Um 15.03 Uhr hob Berger die Hand und stellte den Lautsprecher des Empfangsgerätes lauter.
Wieder hörte man zunächst nur ein lautes Rauschen und Knistern. Er drehte an der Feineinstellung und bat dann sein Gegenüber,
die Meldung zu wiederholen.
Die Stimme kam krächzend: «Hier Team 4, PM Schrader. Zielobjekt gesichtet. Bewegt sich langsam von G3 in Richtung G2. Zugriff zurzeit nicht möglich. Wir folgen unauffällig und warten auf neue Anweisungen.»
«Verstanden. Danke», sagte Berger.
Marthaler suchte auf der Karte den angegebenen Punkt. Er konnte seine Aufregung nur mit Mühe unterdrücken.
«Hier», sagte er, «G2. Er bewegt sich auf der Klepperschneise Richtung Hensels Ruhe. Von dort kommt Team 9. Sie sollen versuchen, Plöger zu orten, und dann die Observierung übernehmen.»
Berger wollte die Order gerade weitergeben, als sich Schrader noch einmal meldete.
|336| «Sichtkontakt verloren. Zielobjekt scheint die Richtung geändert zu haben. Sieht so aus, als habe er sich in die Büsche geschlagen.
Was sollen wir tun?»
«Mist», sagte Berger. «Bleibt dran. Versucht, ihn wieder zu finden.»
Berger und Marthaler beratschlagten. Bevor sie noch zu einem Ergebnis gekommen waren, kam der nächste Funkspruch von Team
4.
«Vorige Meldung rückgängig. Zielobjekt wieder gesichtet. War wohl nur pinkeln. Bewegt sich weiter in Richtung G2. Wir lassen uns zurückfallen. Bleiben aber dran.»
Berger sprach ins Mikrophon. «Achtung, Team 9, bitte. Zielobjekt bewegt sich auf euch zu. Erhöhte Aufmerksamkeit. Wenn ihr
Sichtkontakt zu ihm habt, bitte melden.»
Berger und Marthaler warteten. Nichts geschah.
«Team 9, bitte melden. Was ist? Habt ihr ihn geortet?»
Marthaler steckte sich eine neue Zigarette an.
Der Empfänger blieb stumm.
Berger versuchte es noch einmal. «Was ist los, Team 9? Bitte gebt Nachricht!»
Marthaler sah auf die große Wanduhr. In der Mitte des Zifferblattes hatte jemand einen Aufkleber der Polizeigewerkschaft angebracht.
Es war 15.09 Uhr. Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus, und sofort nahm er wieder den durchdringenden Pferdegeruch wahr.
«Sieht so aus, als hätten sie ihr Funkgerät abgestellt», sagte Berger. «Vielleicht sind sie so nah dran, dass sie Angst haben,
Plöger könnte sie hören.»
Anderthalb Minuten lang harrten sie vor dem Lautsprecher aus. Dann kam die Bestätigung für Carsten Bergers Vermutung.
«Hier Team 9. Sorry. Wir konnten uns nicht melden. Wir waren kurz davor, einen Zugriff zu versuchen. Eine Gruppe |337| Radfahrer ist uns dazwischengekommen. Sieht so aus, als hätte das Zielobjekt etwas gemerkt.»
«Verdammter Mist.» Vor Wut hieb Berger mit der Faust an die Wand.
«Wo ist er?»
«Er bewegt sich jetzt in Richtung H2. Hat ein ziemliches Tempo drauf.»
Marthaler schaute auf die Karte, dann kritzelte er rasch etwas auf einen Zettel und reichte ihn Berger.
«O. k. Team 9 bleibt dran, bis das nächste Team übernimmt … Hier Zentrale für Team 17. Zielobjekt kommt eilig auf euch zu. Vorsicht, er scheint vorgewarnt zu sein.»
Die Antwort kam prompt. «In Ordnung. Verstanden.»
Marthaler erkannte die Stimme. Team 17 waren Kerstin Henschel und Manfred Petersen. Petersens Stimme klang heiser. Marthalers
Nerven waren angespannt. Plötzlich fühlte er sich hier in der Station fehl am Platz. Jetzt, da die Situation im Wald sich
zuspitzte, hatte er das Gefühl, seine Kollegen im Stich zu
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