Ein allzu schönes Mädchen
der gut gepflegten Tiere zu sehen
waren.
Carsten Berger begrüßte die Kollegen und führte sie umgehend in einen kleinen Nebenraum. Er bat sie, Platz zu nehmen. An der
Wand hing eine Karte des Stadtwaldes mit den angrenzenden Gebieten. Darunter, auf einem ausgedienten Schreibtisch, befand
sich die Funkstation, mit der sie Kontakt zu den Reitern hielten, die sich draußen im Einsatz befanden.
|330| «Ich denke, es ist das Beste, wenn wir sofort zur Sache kommen. Getränke habe ich kalt gestellt. Und der Pizza-Service ist
bereits unterwegs.» Berger nahm eine Reitgerte, die er als Zeigestock benutzte, und tippte damit mehrmals nacheinander auf
die Karte.
«Hier liegt der Scheerwald», sagte er. «Dort ist der Spielpark, hier befinden sich die Grillplätze und direkt daran angrenzend
der Sportplatz der SPVGG.05 Oberrad. Das Gebäude, das ihr hier seht, ist die Vereinsgaststätte. Um 12.14 Uhr erhielten wir den Funkspruch zweier Kollegen, die gemeinsam Streife ritten. Sie gaben die Meldung durch, dass sie eine
einzelne männliche Person gesichtet hätten. Die Person befand sich in der Nähe der Grillplätze und versteckte sich offensichtlich
hinter einem Baum. Als die Kollegen näher kamen und eine Personenkontrolle durchführen wollten, erkannten sie Plöger. Plöger
ergriff sofort die Flucht.»
«Und sie haben ihn laufen lassen?» Der ungläubige und vorwurfsvolle Unterton in Petersens Worten war nicht zu überhören. Berger
hob die Hand zum Zeichen, dass er noch nicht fertig war mit seinen Erläuterungen.
«Unser Pech ist, dass heute Nachmittag auf dem Sportplatz ein großes Spiel- und Sportfest stattfindet. Seit anderthalb Stunden
strömen von allen Seiten des Stadtwaldes die Besucher und Teilnehmer dieser Veranstaltung in Richtung Scheerwald. Bevor unsere
Beamten noch reagieren konnten, hatte sich Plöger unter eine Gruppe von Fußballern gemischt. Es gelang ihm, über das Gelände
des Sportplatzes zu flüchten. Als die Kollegen ihm nachsetzten, sahen sie gerade noch, wie er in einer umzäunten Schonung
verschwand.» Berger tippte mit seiner Gerte auf eine Stelle der Karte, die ein Gebiet westlich des Scheerwaldes umfasste.
«Und dort ist er jetzt noch?», fragte Marthaler.
«Wir nehmen es an. Aber wir sind uns nicht sicher. Der |331| Baumbestand ist zu dicht. Das Areal ist mit den Pferden nicht zu passieren. Ich habe sofort zwei weitere Teams mit Reitern
dorthin geschickt, sodass jetzt sechs Kollegen vor Ort sind. Wir stehen in ständigem Funkkontakt. Zwei Beamte durchstreifen
die Schonung zu Fuß. Die vier anderen umkreisen das Gebiet mit ihren Pferden.»
«Sie wissen hoffentlich alle, dass Plöger bewaffnet ist», sagte Marthaler.
«Ja, das wissen sie. Ich habe sie zu höchster Wachsamkeit aufgefordert. Die Frage ist, ob wir weitere Kollegen hinzuziehen
sollen.»
Berger hatte Recht. Das war die Frage, die sie jetzt rasch beantworten mussten. Sollten sie eine Hundertschaft der Schutzpolizei
anfordern und eine groß angelegte Suchaktion einleiten oder nicht?
Kerstin Henschel und Petersen waren sofort dafür.
Marthaler überlegte. Er war unentschlossen. Wie immer war er skeptisch, was Großeinsätze anging. Er wusste, wie schwer es
war, die Aktionen einer so großen Zahl Polizisten zu koordinieren. Wie unübersichtlich die polizeiliche Arbeit sofort wurde.
Und welch gefährliche Situationen entstehen konnten, wenn ein Täter sich in die Ecke gedrängt fühlte.
Das Knistern des Funkgerätes riss ihn aus seinen Gedanken. Berger meldete sich.
«Nichts Neues», sagte die Stimme aus dem Lautsprecher. «Sieht so aus, als habe er die Schonung bereits verlassen. Was sollen
wir tun?»
Berger schaute Marthaler an. Der zuckte nur mit den Schultern.
«Okay», sagte Berger in sein Mikrophon. «Wir müssen das erst besprechen. Macht weiter, bis wir uns wieder melden. Ihr bekommt
in Kürze neue Anweisungen.»
«Was meinst du?», fragte Marthaler in Richtung Carsten |332| Berger. «Sollen wir einen Großeinsatz einleiten oder nicht? Du bist es, der sich hier am besten auskennt.»
Auch Berger schien noch nicht zu einer festen Meinung gekommen zu sein. Er nagte an seiner Unterlippe. Dann schüttelte er
den Kopf.
«Nein», sagte er. «Ich glaube, das wäre keine gute Idee. Der Wald ist voller Menschen. Außer den Besuchern des Festes sind
Hunderte Spaziergänger unterwegs. Sollen wir die alle einkesseln? Was machen wir, wenn es zu einer Schießerei kommt? Oder
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