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Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Düsseldorf neun Menschen verletzt worden waren, hatte man sich heute in Frankfurt
     für die höchste Sicherheitsstufe entschieden.
    Als Marthaler das Gebäude verließ, war bereits das gesamte Viertel abgesperrt. Der Bahnhof lag nur zirka fünf Minuten vom
     Präsidium entfernt, und schon am Platz der Republik traf er auf die ersten Straßensperren. Der Zugverkehr und sämtliche Innenstadt-Linien
     von Straßen- und U-Bahnen waren bis auf weiteres gestoppt worden. Überall wimmelte es von uniformierten Polizisten. Nach wenigen Minuten war der Verkehr
     in den angrenzenden Straßen der City zum Erliegen gekommen, und bald herrschte im gesamten Stadtgebiet ein einziges Chaos.
    |81| Marthaler fluchte. Schon vor Wochen hatte er sich vorgenommen, endlich ein Fahrrad zu kaufen. Jetzt hätte er es gut gebrauchen
     können. Er griff in die Innentasche seiner Jacke und stellte fest, dass er seine Scheckkarte dabeihatte. Dann lief er los.
     Vor Jahren hatte er bei einer Ermittlung einen Verkäufer aus einem Fahrradladen im Nordend kennen gelernt, und nun beschloss
     er, den weiten Weg dorthin zu Fuß zu gehen. Dafür, sagte er sich, werde ich anschließend umso schneller vorankommen. Er lief
     über die Mainzer Landstraße, vorbei an den schimpfenden und hupenden Autofahrern, die dort in vier endlosen Reihen nebeneinander
     standen, bog ab in die Taunusanlage und nahm nun, an der Alten Oper und am Eschenheimer Turm vorbei, die Fußwege im so genannten
     Anlagenring, der die gesamte Innenstadt umschloss. Am Scheffeleck stellte er fest, dass hier der Verkehr nicht mehr ganz so
     dicht war. Er hielt ein Taxi an und bat den Fahrer, ihn ins Nordend zu fahren. Als er ausstieg, war er durchgeschwitzt. Er
     hatte Durst. Gegenüber dem Fahrradgeschäft befand sich ein Supermarkt. Marthaler ging hinein, kaufte sich in Anbetracht seiner
     sportlichen Zukunft, die in wenigen Minuten beginnen würde, zwei Dosen eines isotonischen Getränkes, die er noch vor dem Eingang
     leerte. Er warf die Dosen in einen Mülleimer und überquerte die Straße. «Rad und Tat» hieß der Laden, und jetzt fiel ihm wieder
     ein, dass er damals, als er dem Verkäufer begegnet war, sich lustig gemacht hatte über die etwas plumpe Pfiffigkeit dieses
     Firmennamens.
    Er betrat das Geschäft und fragte nach Jens Müller.
    «Der arbeitet schon seit Jahren nicht mehr hier», sagte ein junger Mann mit Spitzbart und dreifarbigen Haaren. «Aber vielleicht
     kann ich Ihnen ja helfen.»
    «Ja. Ich möchte ein Fahrrad kaufen.»
    Der Spitzbart grinste, und Marthaler merkte, wie idiotisch |82| ein solcher Satz inmitten von lauter Zweirädern klingen musste.
    «An was haben Sie denn gedacht?»
    «Ich weiß nicht», sagte Marthaler. «Es soll gut sein und nicht zu teuer.»
    Das Problem war, dass er sich nicht auskannte. Seit seinem Umzug nach Frankfurt war er nicht mehr Rad gefahren, und er hatte
     keine Ahnung, welches die Unterschiede zwischen einem Trekking-, einem City- und einem Mountainbike waren.
    «Wollen Sie nur in der Stadt fahren oder auch im Wald und im Gelände?»
    «Auch im Wald.»
    «Warum nehmen Sie nicht ein Mountainbike?», fragte der Verkäufer und zeigte auf ein ganzes Sortiment dieser Räder.
    «Ich weiß nicht», sagte Marthaler, «finden Sie das nicht zu gewagt? In meinem Alter?»
    «Ach was, damit fahren doch heute alle rum.»
    Marthaler ärgerte sich über den Überrumpelungsversuch des Verkäufers.
    «Nein, ich nicht», sagte er.
    «Und was heißt bei Ihnen ‹nicht zu teuer›?»
    Marthaler zögerte.
    «Fünfhundert?»
    Der Verkäufer schüttelte den Kopf.
    «Dafür kriegen Sie höchstens Kaufhausschrott. Die Profiräder fangen bei viertausend an.»
    Marthaler schüttelte den Kopf, erhöhte aber auf tausend Mark.
    «Das hört sich schon anders an.»
    Am Ende hatte er ein silberfarbenes Tourenrad für fast 1500   Mark gekauft und außerdem eine Luftpumpe und ein Bügelschloss. Er hatte das Gefühl, viel zu viel Geld ausgegeben zu |83| haben. Trotzdem war er entschlossen, sich über sein neues Rad zu freuen.
     
    Er fuhr los. Zunächst kam er sich ein bisschen lächerlich vor. Aber gleichzeitig war er stolz. Und als er am Fuß des Sachsenhäuser
     Bergs ankam, hatte er sich bereits an sein neues Fahrzeug gewöhnt und wunderte sich, dass er den Anstieg zum Henningerturm
     wirklich bewältigte. Als er den Südfriedhof erreicht hatte, war er außer Atem. Er bog in den Sachsenhäuser Landwehrweg ein
     und fuhr Richtung Goetheturm.
    Marthaler hatte sich

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