Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
Vom Netzwerk:
hält! Also trommelt er jetzt wie ein Wilder gegen die Tür: »Machen Sie auf! So öffnen Sie doch endlich! Ich weiß, daß Sie da sind!«
    Eine Tür öffnet sich — aber nicht die richtige, sondern die Tür gegenüber. Ein Mann im Schlafrock geht wütend auf ihn los:
    »Sind Sie bald fertig mit dem Gedonner?! Was machen Sie hier überhaupt?«
    »Was ich mache? Ich will zu den Manceaus! Das hört man doch, nicht?«
    »Allerdings, man hört’s! Aber Sie machen sich wohl lustig über mich!«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil diese Wohnung schon seit fünfundzwanzig Jahren unbewohnt ist! Darum! Also los, verschwinden Sie!«
    Hmm... Geduld gehört nun mal nicht zu den ausgeprägtesten Tugenden Paul Bordiers. Beinahe brutal stößt er also den Nachbarn zur Seite:
    »Ich glaube Ihnen kein Wort! Ich weiß zwar nicht, wer Sie sind — wir hatten noch nicht das Vergnügen —, aber kümmern Sie sich gefälligst um Ihre eigenen Angelegenheiten!«
    Der sonst wohlerzogene junge Mann ist außer sich vor Wut. Rabiat wirft er sich mit der Schulter gegen die Tür der Manceaus. Ein wuchtiger Schlag! Doch es nützt nichts — die dicke, alte Tür aus Edelholz rührt sich nicht!
    Wie von Sinnen nimmt er noch einmal Anlauf — da erscheint eine zweite Person, ebenfalls im Schlafrock. Der Mann kommt keuchend die Treppe hoch. Offensichtlich der Concierge! Der ungewohnte Krach — so mitten in der Nacht — hat ihn aus seiner Loge herausgelockt:
    »Was soll der Krawall?!«
    Paul Bordier beachtet ihn nicht und macht sich weiter an der Tür zu schaffen. Der Nachbar, erste Etage rechts, erklärt die Lage:
    »Monsieur Dupuis, der Mann hier ist wahnsinnig! Am besten, Sie holen schnell die Polizei!«
    Da hört der Student mit seinem Zirkus schlagartig auf — nickt den beiden Nachtwandlern heftig zu und schreit: »Jawohl, sehr richtig, die Polizei! Da bin ich aber gespannt, was die sagen! Wir werden ja sehen, wer hier wen zum Narren hält!«
     
    Zehn Minuten später kommt der Concierge mit zwei Gendarmen zurück. Paul hat sich mittlerweile beruhigt und versucht — jetzt die Vernunft in Person —, den zwei Beamten zu erklären, wie er den Abend bei den Manceaus verbracht hat, wie er sich erst vor einer Viertelstunde von dem Gastgeber verabschiedet hat... ja — und jetzt weigert er sich, ihm aufzumachen! Er wolle ja nur sein Feuerzeug holen, das er in der Wohnung vergessen habe.
    »Der Mann muß verrückt sein! Ich bin der Concierge hier und ich weiß ganz genau, daß seit 25 Jahren niemand diese Wohnung betreten hat!«
    Paul Bordier — gefaßt, ruhig, vielleicht ein wenig überheblich — erklärt noch einmal, als würde er mit begriffsstutzigen Kindern reden:
    »Meine Herren, ich bitte Sie. Glauben Sie mir. Ich sage die Wahrheit. Ich bin weder wahnsinnig noch betrunken, Monsieur Du... Dupuis, ja? Also, Sie sind hier der Concierge? Dann müssen Sie auch den Schlüssel zu dieser Wohnung haben, nicht wahr? Holen Sie ihn, ich bitte Sie darum. Und machen Sie diese Tür endlich auf. So können wir doch alle am besten feststellen, ob ich fabuliere oder nicht.«
    »Und wie stellen Sie sich das vor? Dazu brauche ich unbedingt die Einwilligung des Besitzers!«
    »Wohnt er weit weg, dieser Besitzer?«
    »Nein, gleich um die Ecke.«
    »Na also! Holen Sie ihn! Diese Geschichte hier muß endlich aufgeklärt werden!«
    Es dauert kaum eine Viertelstunde, bis der Concierge mit einem kleinen, kahlköpfigen Mann mit Brille zurückkommt. Paul Bordier stürzt sich sofort auf ihn: »Hippolyte Manceau hat mich heute abend zu seinem Hauskonzert eingeladen! Sie kennen ihn doch, nicht wahr?«
    Der schlaftrunkene, kleine Mann gibt darauf keine Antwort. Er schaut ungläubig in die Runde, als wäre er gerade vom Mond gelandet. Dann nickt er dem Concierge zu, der einen großen Schlüsselbund geholt hat, und murmelt lediglich:
    »Machen Sie ruhig auf.«
    Monsieur Dupuis fingert nervös die Schlüssel des ganzen Hauses durch, bis er endlich den richtigen findet. Derweilen beginnt der Student erneut, seine Sache jetzt bei dem Eigentümer zu vertreten. Und als unwiderlegbaren Beweis zieht er die bewußte Visitenkarte aus der Tasche: »Sehen Sie? Hier steht es schwarz auf weiß: Hippolyte Manceau, 28 Rue de Vaugirard! Steht es hier etwa nicht klar und deutlich geschrieben?«
    Der Kahlköpfige starrt auf die kleine Karte, sagt aber kein Wort.
    »Sagen Sie, in welchem Verhältnis stehen Sie eigentlich zu Hippolyte Manceau? Verzeihen Sie bitte meine Indiskretion! Ist er

Weitere Kostenlose Bücher