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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Einzelzimmer, Swimmingpools, Tennisplätze und ringsherum kunstvolle Blumenbeete auf dem golfwürdigen Rasen der Parkanlage. Es fehlt Constance wirklich an nichts.
    Zur Zeit kreisen ihre Gedanken nur um eine einzige quälende Frage: Wird das traumhafte Pariser Modellkleid rechtzeitig zu der Hochzeit ankommen? Nun ja, Constance ist eben erst fünfzehn. Verständlich, daß sie dem bisher größten Erlebnis ihres jungen Lebens so ungeduldig entgegenfiebert. Noch vier Wochen, dann ist es endlich soweit: Ihre Schwester Anne heiratet den begehrtesten Junggesellen von ganz Amerika. Jetzt schon spricht alle Welt von der »Hochzeit des Jahrhunderts«, und ihre Schulfreundinnen sind gelb vor Neid bei dem Gedanken, daß Constance dieses märchenhafte, prunkvolle »Nationalfest« als erste Ehrenbrautjungfer miterleben wird. Alle vergöttern den Bräutigam — nicht nur die College-Mädchen! Ja, Constances Schwester ist mit dem populärsten jungen Mann weit und breit verlobt, weit über die Grenzen Amerikas hinaus! Er ist ein Held — der Held der Nation schlechthin —, ein Mythos der Neuen Zeit.
    An diesem Aprilabend 1929 gegen 19 Uhr steht Constance also kopfschüttelnd vor ihrem Schulschrank mit einem seltsamen Kuvert in der Hand. Ihr Name wurde mit Bleistift darauf gekritzelt, als hätte es der Absender sehr eilig gehabt. Und darunter steht noch »persönlich«. Wirklich komisch. Ein schüchterner neuer Verehrer vielleicht? Was sonst?
    Ein wenig irritiert holt das Mädchen den Brief heraus, überfliegt die ersten zwei Zeilen — und erstarrt auf der Stelle. Da steht in Druckbuchstaben, dick unterstrichen:
    LESEN SIE DIESEN BRIEF UND HALTEN SIE DEN MUND! ICH WARNE SIE! WENN SIE MIT IRGEND JEMANDEM DARÜBER REDEN SIND SIE TOT!
    Trotz ihrer Jugend begreift Constance sofort, daß es sich hier keineswegs um einen dummen Scherz handelt. Sie ist nämlich schon das vierte Mädchen im College, das innerhalb eines Jahres einen solchen Drohbrief bekommt.
    Die anderen drei Schülerinnen haben den Mund nicht gehalten... und was ist geschehen? Alle drei wurden entführt, und die Polizei hat bis jetzt nur eine davon wieder gefunden. Leider tot.
    »HALTEN SIE DEN MUND! ICH WARNE SIE!«
    Constance fühlt, wie der Boden unter ihren Füßen versinkt, wie die Welt zusammenbricht! Jetzt ist sie an der Reihe! Was soll sie tun?!
    »... weiterlesen, Constance... vielleicht ist es doch nur ein mieser Streich von irgendeinem neidischen Mädchen...« Ohne recht daran zu glauben, liest sie weiter: »Ihr Vater schwimmt im Geld! Sie werden deswegen das tun, was ich von Ihnen verlange. Tun Sie es nicht, passiert wieder ein Unglück! Die kleine Smith bekam den gleichen Brief, und sie hat geplaudert. Sie wurde bestens bewacht, aber es hat nichts genützt! Die beiden anderen, Colbert und Arnold, haben auch geredet. Die Polizei hat sie Tag und Nacht beschatten lassen. Umsonst. Seien Sie also klüger, und halten Sie den Mund! Dann passiert Ihnen nichts. Versuchen Sie nicht zu entkommen. Ich beobachte Sie ständig.
    Tun Sie nun folgendes: Schreiben Sie Ihrem Vater und bitten Sie ihn darum, Ihnen unverzüglich 50 000 Dollar zu schicken. Die gesamte Summe sollen Sie in bar erhalten, und zwar in Fünf-, Zehn-, Zwanzig-, Fünfzig- und Hundert-Dollarscheinen. Warnen Sie Ihren Vater: Sollte er mir eine Falle stellen, verschwinden Sie todsicher. So sicher, wie die Sonne auf- und untergeht.
    Jetzt vernichten Sie diesen Brief. Sofort!
    Sie haben Zeit bis zum ersten Mai. Dann bekommen Sie weitere Anweisungen. Und halten Sie den Mund! Sonst sind Sie tot! Ich warne Sie!«
    Nein, das ist kein Scherz.
    Fassungslos starrt Constance auf den Brief, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Dann schaut sie verzweifelt um sich — der Mörder ist bestimmt in der Nähe und beobachtet sie! Was soll sie nur tun? Schweigen und irgendwie 50 000 Dollar auftreiben... oder aber zur Polizei rennen wie Frances Smith, die man erst vor drei Wochen aus dem Connecticut-River gefischt hat, entstellt, ermordet?!
    Die kleine Constance stirbt halb vor Angst. Ihr Herz pocht bis zum Hals hinauf, sie zittert und ringt nach Luft.
    Genau das wollte der Erpresser erreichen! Ihr einen so fürchterlichen Schrecken einjagen, daß sie keine Dummheit macht und spurt! Dieses Mal ist er seiner Sache sicher. Seitdem die Leiche ihrer Schulkameradin gefunden wurde, muß Constance wissen, daß er vor nichts zurückschreckt!
    Doch der Mörder hat sich verschätzt: Ein 15jähriges Mädchen kann unmöglich in einer

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