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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Uhr die Positionslichter eines Schiffes gesichtet, das etwa 6 Meilen von der Titanic entfernt gewesen sein muß! Und dieses Schiff verschwand!«
    Kapitän Lord springt auf!
    »Das war nicht die >Californian    »Aber nach allen Untersuchungen, die später in der ganzen Welt angestellt wurden, wissen wir, daß nur die >Carpathia< und die >Californian< in der Nähe der Titanic gewesen sind.«
    »Nein! Auf jeden Fall nicht in 6 Meilen Entfernung! Nein! Die >Californian< war es nicht!«
    »Wer dann? Ein Geisterschiff vielleicht?«
    »Diese Ironie verbitte ich mir, Euer Ehren! Sollte die >Californian< hier und heute beschuldigt werden, so müssen Sie Beweise vorbringen!«
    Handfeste Beweise gab es nicht. Kapitän Stanley Lord wurde mangels Beweisen freigesprochen.
    Mangels Beweisen, das bedeutet... doch schuldig? Stanley Lord darf zwar weiter als Kapitän zur See fahren, aber seit jenem Tag in Baltimore spürt er immer wieder die verstohlenen, anklagenden Blicke hinter seinem Rücken und ahnt die vielsagenden, geflüsterten Worte um seine Person, wo immer er erscheint. Der Schatten der Titanic lastet auf ihm. Im Grunde genommen halten ihn alle — außer seiner Mannschaft — für verantwortlich für den Tod der 1517 Opfer der Titanic.
    Zwanzig Jahre vergehen.
    Kapitän Lord ist erst 55 Jahre alt, doch sichtlich gealtert. Die Titanic hat ihn gezeichnet. Am 16. Januar 1934 steht er vor der Kanzlei eines Notars in Baltimore. Er wurde gebeten, persönlich dort zu erscheinen. ».. .es handelt sich um die Titanic... um Enthüllungen von größter Bedeutung für Sie...« stand in dem Brief des Notars. »Schon wieder die Titanic! Läßt sie mich denn nie in Ruhe!« denkt Stanley Lord, als er die Kanzlei betritt. Sehr freundlich, ja mit einem warmen Lächeln, begrüßt ihn der Notar:
    »Kommen Sie herein, lieber Freund! Ich habe viel von Ihnen gehört.«
    »Ich kann es mir denken!«
    »Nein, nicht das, was Sie meinen! Gewiß, es geht um die Titanic, aber...«
    »Nach zwanzig Jahren! Was soll es da Neues geben?«
    »Entscheidendes! Aber bitte nehmen Sie Platz!«
    Der Notar holt einen versiegelten Umschlag aus einem Aktenschrank und bricht das Siegel auf.
    »Kapitän Lord, der Text, den ich Ihnen jetzt vorlesen werde, wurde mir vor zwanzig Jahren von Kapitän Gunnar Larson diktiert, einem norwegischen Seemann...«
    »Den Namen habe ich noch nie gehört!«
    »Ich weiß, aber er hatte Ihren Namen gehört. Und deshalb kam er damals zu mir. Er beauftragte mich, Ihnen dieses Bekenntnis nach seinem Tode vorzulesen. Wären Sie vor ihm gestorben, sollte ich das Dokument — ebenfalls jedoch nach seinem Tode — der Presse übergeben. Nun starb Herr Larson vor wenigen Wochen auf See. Und jetzt möchte ich seinen letzten Willen erfüllen.« Kapitän Lord ahnt, daß das, was jetzt kommt, die Wende in seinem Leben sein wird. Feierlich beginnt der Notar das »Testament« des Norwegers vorzulesen: »Kapitän Lord.
    Ich heiße Gunnar Larson, Hochseefischer. Im April 1912 war ich Kapitän auf dem Robbenfänger Samson. In der Nacht vom 14. zum 15. April 1912 befand ich mich mit einer Fracht Robbenfellen auf der Rückreise von der kanadischen Küste nach Norwegen. Wir hatten keine Genehmigung für Robbenjagd und hatten nur eine Sorge: der kanadischen Küstenwache zu entkommen. In dieser Nacht lagen wir südöstlich von Neufundland, kannten aber unsere Position nicht genau und fürchteten, noch in fremden Territorialgewässern zu sein. Am 15. April gegen 1 Uhr sichteten wir ein Schiff, 6 Meilen von uns entfernt. Als es Leuchtraketen abschoß, dachten wir, es wäre eine Warnung der Küstenwacht, die uns stoppen wollte. Wir sind verschwunden, so schnell wir es konnten. Wir hatten kein Funkgerät an Bord und haben die SOS-Rufe der Titanic nicht empfangen. Erst bei der Ankunft in Oslo haben wir vom Untergang der Titanic erfahren.
    Als meine Männer und ich begriffen, daß wir es waren, die so nahe an der Titanic gewesen waren, haben wir alle geschworen, stillzuschweigen. Durch ein spätes Geständnis hätten wir kein Menschenleben mehr retten können. Jetzt erfuhr ich, daß Sie und die >Californian< verdächtigt und angeklagt wurden. Aber auch, daß Sie, wenn auch mangels Beweisen, freigesprochen wurden.
    Kapitän Lord, ich hinterlege nun dieses offizielle Bekenntnis beim Notar, damit Sie und die >Californian< nach meinem Tode anhand

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